Redaktion - Dienstag, 3. Dezember 2024, 13:00 Uhr.
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat in einem Hirtenwort zum Ersten Advent die Gläubigen in seiner Diözese auf einen Sparkurs eingestimmt. „Wir stehen vor großen Herausforderungen“, so der Bischof.
„Auf der einen Seite schwindet die Religiosität in unserem Land immer mehr, auf der anderen Seite suchen die Menschen in verwirrenden Zeiten nach Halt und Trost – auch in unserem christlichen Glauben“, so Neymeyr. „Dem steht leider gegenüber, dass viel Gewohntes nicht mehr möglich sein wird, um den Glauben miteinander zu leben und zu feiern sowie das Evangelium den Menschen anzubieten.“
„Unsere finanziellen Ressourcen werden geringer“, räumte der Bischof ein. „Alle deutschen Bistümer müssen sich auf sinkende Einkünfte einstellen. Deswegen wird der sogenannte ‚Solidarpakt Ost‘, mit dem die Westbistümer uns seit der Wende großzügig finanziell unterstützt haben, im kommenden Jahr auslaufen.“
„Die Kirchengemeinden wurden daher aufgefordert, zu überlegen, von welchen Immobilien sie sich trennen können, um dauerhaft Kosten zu sparen“, erklärte Neymeyr.
Man werde nicht nur mit weniger Immobilien, sondern auch mit weniger Personal auskommen müssen: „Vor allem die Zahl der pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird in den kommenden Jahren rückläufig sein. Es bereiten sich leider nicht genügend junge Menschen auf den Dienst als Priester, Gemeindereferentin oder Gemeindereferent vor, um diejenigen zu ersetzen, die in den wohlverdienten Ruhestand gehen.“
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„Es hilft nicht, wenn wir nur von vergangenen Zeiten schwärmen, in denen es prächtige Prozessionen und große Wallfahrtsgottesdienste gab“, mahnte der Bischof von Erfurt. „Wir können die Kirche vor Ort nicht gestalten, wenn wir immer nur zurückblicken. Man kann ein Auto nicht fahren, wenn man nur in den Rückspiegel schaut. An vielen Orten leben heute schon engagierte Christinnen und Christen die Kirche vor Ort. Sie feiern Gottesdienste und Andachten, bieten Kindergottesdienste und Seniorennachmittage an, sie sprechen auch diejenigen an, die noch nicht zur Gemeinde gehören – kurz: Sie sorgen dafür, dass die Kirche im Dorf oder in der Stadt bleibt.“
Man dürfe „nicht aufhören, um geistliche und kirchliche Berufe zu beten“, forderte Neymeyr. Hierbei erwähnte er ausdrücklich nicht nur um „Priester, Diakone und hauptamtliche pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sondern auch „getaufte und gefirmte Christen, die die Kirche mitgestalten und prägen“.
„Die kleinste Zelle der Kirche ist die Familie als Hauskirche“, sagte Neymeyr. „Damit meine ich eine Familie, in der die Kinder abends gesegnet werden, in der das Tischgebet zu den gemeinsamen Mahlzeiten gehört und in der die Feier des Gottesdienstes einen festen Platz hat.“
„Viele Christen würden vielleicht gerne in einer solchen Familie leben, aber es hat sich in ihrem Leben anders ergeben“, stellte er klar. „Ihr christliches Glaubens- und Lebenszeugnis kann allerdings segensreich sein für alle, mit denen sie in der Familie leben.“
Im Bistum Erfurt leben nach jüngsten Statistiken rund 134.000 Katholiken, von denen noch mehr als zehn Prozent jeden Sonntag zur Messe gehen, während in den meisten anderen Bistümern die Rate der regelmäßigen Gottesdienstbesucher im einstelligen Prozentbereich liegt. Auf 675 Taufen im Jahr 2023 kamen allerdings etwa doppelt so viele Bestattungen und fast dreimal so viele Kirchenaustritte.