Vatikanstadt - Donnerstag, 19. Dezember 2024, 11:00 Uhr.
Papst Franziskus hat das Martyrium des aus Deutschland stammenden estnischen Erzbischofs Eduard Profittlich SJ offiziell anerkannt. Er war 1942 nach mehreren Monaten in sowjetischer Gefangenschaft erschossen worden.
Marge-Marie Paas, die diözesane Postulatorin des Seligsprechungsverfahrens, sagte: „Die Seligsprechung von Erzbischof Eduard Profittlich wird nach den Regeln des Heiligen Stuhls einige Monate später in Tallinn stattfinden. Der offizielle Termin wird bald im Jahr 2025 bekannt gegeben.“
„Dies ist ein historisches Ereignis für Estland und das estnische Volk“, betonte Paas. „Erzbischof Eduard Profittlich folgte dem Vorschlag des Papstes und blieb sich selbst und Gott treu, als er beschloss, das gemeinsame Schicksal so vieler Esten zu teilen. Er blieb in Estland bei den Menschen und der Kirche, die er so sehr liebte, und obwohl er die Möglichkeit hatte, in seine Heimat Deutschland zurückzukehren, blieb er seiner Berufung und Gott bis zum Schluss treu. Dies brachte ihm jedoch das Martyrium im Kirov-Gefängnis in Sowjetrussland ein.“
„Die römisch-katholische Kirche hat lange auf diesen Tag gewartet“, so Paas, und die Entscheidung von Papst Franziskus habe „zweifellos eine große Bedeutung für ganz Estland“.
Im November hatte Papst Franziskus das Beispiel von Profittlich in einem Schreiben an den Bischof von Tallinn hervorgehoben. Sein „Zeugnis für Christus und dessen Standhaftigkeit in der Nähe seiner Herde, sogar bis zum Vergießen seines Blutes“, habe Samen gesät, die „noch heute Früchte tragen“, so der Papst über den deutschen Märtyrer auf dem Weg zur Seligsprechung. „Möge sein Zeugnis für Sie immer eine Quelle der Inspiration sein und Sie daran erinnern, dass auch die kleinste Pflanze, die kleinste Geste und die bescheidenste Gabe weit über ihre bescheidenen Anfänge hinaus wachsen und eine reiche Ernte einbringen kann.“
Geboren 1890 in der Pfarrei Leimersdorf, trat Profittlich nach dem Abitur in das Priesterseminar in Trier ein. Anschließend trat er als Novize bei den Jesuiten ein und studierte – mit kriegsbedingter Unterbrechung – Philosophie und Theologie an der Hochschule der Jesuiten in den Niederlanden.
Im Jahre 1922 wurde er zum Priester geweiht und feierte seine Primiz in seiner Heimatgemeinde Leimersdorf. Nach seiner Priesterweihe arbeitete Profittlich zunächst als Missionar in Polen und promovierte anschließend in Krakau in Theologie und Philosophie.
1930 ging er als Missionar nach Estland. Papst Pius XI. ernannte ihn 1931 dort zum Apostolischen Administrator und 1936 zum Bischof.
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Als nach dem Hitler-Stalin-Pakt sowjetische Truppen in Estland einmarschierten, wurden alle Verbindungen zum Westen gewaltsam abgebrochen. Katholiken standen unter Verdacht und wurden schwer unterdrückt.
Über diese Zeit schrieb Profittlich: „Es gibt heute viele Christen, die traurige Gedanken über das Reich Gottes in unserer Zeit haben. […] Wenn sie z. B. nach Russland schauen und sehen, wie hier die Gottlosigkeit ihre furchtbare Schreckensherrschaft ausübt, wie sie die Kirchen verfolgt, indem sie sie unterdrückt, wie sie den ganzen Glauben aus den Herzen der Menschen reißen will […].“
1941 erhielten die deutschstämmigen Esten die Möglichkeit, nach Deutschland umzusiedeln. Der Bischof entschied sich jedoch, zu bleiben: „Es geziemt sich ja wohl, dass der Hirte bei seiner Herde bleibt und mit ihr Freud und Leid gemeinsam trägt. […] Ich weiß, dass Gott mit mir ist. Und dann wird alles gut werden. Und mein Leben und, wenn es sein muss, auch mein Tod wird Leben und Tod in Christus sein“, schrieb er an seine Verwandten.
Profittlich wurde im Juni 1941 von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und galt jahrzehntelang als verschollen. Kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden die Akten über ihn von der Regierung freigegeben. Der Bischof wurde demnach wegen „konterrevolutionärer Tätigkeit und Agitation in der Kirche“ zum Tod durch Erschießen verurteilt. Das Urteil wurde am 22. Februar 1942 vollstreckt.
Am 30. Januar 2002 begann der Seligsprechungsprozess für den Bischof, der sich auch für die Verteidigung des katholischen Glaubens eingesetzt hatte: „Deshalb muss um der Wahrheitsliebe willen zugegeben werden, dass es gerade zwischen Katholizismus und Protestantismus große Klüfte gibt, die bis in den Kern des Christentums hineinreichen. […] Aber das Ziel eines solchen Kampfes kann nur eines sein: der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen und sich in der Wahrheit zu vereinen. Ein ehrliches, öffentliches Ringen ist daher bereits ein schöner Schritt zur Versöhnung, und deshalb ist er mehr als willkommen.“