Bischof Overbeck: „Weg als Kirche heute“ muss „ein anderer sein“ als in Vergangenheit

Bischof Franz-Josef Overbeck
screenshot / YouTube / Bistum Essen

Am Neujahrstag hat Bischof Franz-Josef Overbeck seine Überzeugung zum Ausdruck gebracht, „dass unser Weg als Kirche heute ein anderer sein muss als in vergangenen Zeiten“.

Er müsse „nüchtern wahrnehmen und bekennen, dass viele der heutigen kirchlichen ‚Gelegenheitsstrukturen‘ oft noch aus einer volkskirchlichen Zeit stammen, in der die weit überwiegende Mehrheit der Deutschen katholisch oder evangelisch war und sehr viele Mittel zur Verfügung standen“, so der Bischof von Essen in seiner Predigt. „Das ist vorbei. Darum können wir auch das kirchliche Leben in gewohnter Form nicht aufrechterhalten.“

„Menschen, die heute nach Gott fragen, bestimmen ihre Haltung zu Gott und zur Religion freier und eigenständiger, als es die Menschen früherer Generationen taten“, stellte Overbeck fest. „Wer heute Jesu Ruf in die Nachfolge hört, wird die Kraft dafür, sich auf dieses Abenteuer einzulassen, eben einen pilgernden Weg der Hoffnung zu gehen, nicht mehr aus anerzogenen Lehren, formelhaften Bekenntnissen und vorgegebenen Lebensvorschriften gewinnen können.“

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Vor diesem Hintergrund „sollten wir vor allem als Glaubensgemeinschaft danach suchen, was denn die Faszination des Rufes Jesu am Tiefsten ausmacht. Jesu Botschaft, dass Gottes Reich nahe ist, hat mit der Vision einer gerechteren Gesellschaft zu tun, mit einer Hoffnung auf ein liebevolles Miteinander und ein solidarisches geschwisterliches Zusammenleben. Und so ist es bis heute, dass das Christentum, dass Glaube und Kirche dort überzeugen, wo Solidarität und Liebe gelebt werden, wo Menschen für einander einstehen, wo ein Geist des Verstehens und der gegenseitigen Hilfe zu spüren ist.“

Overbeck stellte klar, „dass sich das Christsein nicht allein auf das karitative Tun und Machen bezieht. An erster Stelle stehen eine Verheißung und ein Versprechen: Unser irdisches Leben ist nicht alles. Es gibt mehr. Es gibt Leben über den Tod hinaus. Jede und jeder von uns hat eine unendliche Bedeutung, wird Leben finden, auch dann, wenn die irdische Zeit vorbei ist. Das schafft Gelassenheit und Hoffnung.“

Allerdings gelte, wenn „die Kirchen einerseits kaum noch mit ihren religiösen Kerninhalten überzeugen können, andererseits aber ihre damit in Verbindung stehende soziale Seite hohe Wertschätzung erfährt“: „Wir brauchen ein neues Verständnis von religiöser Verkündigung, aus dem unmittelbar deutlich wird, welche Wirkung der Glaube auf das konkrete Verhalten und Zusammenleben hat. Und zugleich braucht das soziale und karitative Handeln die Verwurzelung im Gottesglauben, damit es von einer tiefen Liebe und einer über den Tod hinausgehenden Hoffnung geprägt bleibt.“