„Kirchen sind Allgemeingüter“: Deutscher Kulturrat gegen kommerzielle Nutzung

Olaf Zimmermann
Screenshot von YouTube

Der Deutsche Kulturrat hat sich gegen eine kommerzielle Nutzung von Kirchengebäuden ausgesprochen, wie das Domradio berichtete. Der Geschäftsführer des Kulturrates, Olaf Zimmermann, betonte: „Kirchen sind Allgemeingüter.“

Kirchen seien stilprägend für Orte und für das ganze Land – selbst in Gegenden, wo die Entchristianisierung weit fortgeschritten sei. Die Einwohner dort seien überzeugt: „Ohne die Kirche kann ich mir mein Dorf nicht vorstellen.“

Wegen sinkender Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen planen die katholische Kirche, aber auch protestantische Gemeinden, drastische Sparmaßnahmen im Immobilienbereich. Das Bistum Münster beispielsweise will bis Ende des Jahres 33 Millionen Euro einsparen, wie der WDR berichtete.

Dabei gibt es verschiedene Umnutzungsstrategien. Zum einen werden Kirchen abgerissen oder für andere Zwecke genutzt. So entstehen beispielsweise in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Greven Wohnungen. Insgesamt wurden im Bistum Münster bisher 87 Kirchen entwidmet. Davon wurden 34 ganz oder teilweise abgerissen.

Es sei eine zutiefst kulturelle Frage, was mit kirchlich nicht mehr genutzten Sakralgebäuden geschehe. Diese Frage dürfe nicht allein von Kirchenleitungen beantwortet werden, so Zimmerman.

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Mittlerweile hätten über 20.000 Menschen das im Mai veröffentlichte „Kirchenmanifest“ mit der Forderung „Kirchen sind Gemeingüter!“ unterschrieben. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) begrüßten das Manifest als „wichtigen Impuls“, wie CNA Deutsch Mitte Juni berichtete.

In dem von zahlreichen Persönlichkeiten aus Kultur, Gesellschaft und Kirche unterzeichneten Text heißt es: „Kirchen und ihre Ausstattungen gehören zu den wichtigsten Zeugnissen des Kulturerbes in Europa. Doch die christlichen Gemeinschaften sehen sich zunehmend nicht mehr in der Lage, diesen wertvollen Bestand zu erhalten. Immer weniger Gläubige nutzen die Räume, die Kirchensteuereinnahmen sinken, immer mehr Bauten werden außer Gebrauch gestellt oder gar abgerissen.“

DBK und EKD erklärten damals, man sehe „einen Gewinn in einer Beteiligung anderer gesellschaftlicher Akteure an den Fragen des Erhalts und der Pflege dieser besonderen Bauten, deren rein kirchliche Nutzung vielfach und zunehmend infrage steht. Dauerhafter Erhalt und Pflege dieser zur Diskussion stehenden Kirchengebäude sind jetzt und in Zukunft die Grundlage für jedwede Nutzung – liturgisch, kulturell, sozial, vielfältig.“

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Zimmermann forderte, leerstehende Kirchengebäude nicht abzureißen: „Sie sind keine normalen Orte, sondern Orte der Ehrfurcht und Kraft.“ Der Geschäftsführer des Kulturrates erklärte weiter: „Früher haben Fenster die Geschichte der Kirche erzählt.“ So sei zu fragen: „Warum nicht auch heute?“ Die Kirchen könnten die Kraft der Kunst wirken lassen.