Redaktion - Mittwoch, 15. Januar 2025, 15:30 Uhr.
Die katholische Kirche in Italien hat eine Kontroverse ausgelöst, als sie letzte Woche ein neues Dokument über die Priesterausbildung veröffentlichte, das von einigen Medien und Geistlichen als Öffnung für die Weihe von Homosexuellen interpretiert wurde.
Der Bischof von Fiesole, Stefano Manetti, reagierte in seiner Funktion als Vorsitzender der bischöflichen Kommission für den Klerus und das gottgeweihte Leben auf diese Interpretationen, indem er in der katholischen Zeitung Avvenire klarstellte, dass der Text mit dem Titel „Die Ausbildung der Priester in den Kirchen Italiens“, der am 9. Januar auf der Webseite des Dikasteriums für den Klerus veröffentlicht wurde, nicht korrekt gelesen wurde.
In Absatz 44 des Textes heißt es unter anderem, „das Ziel der Ausbildung des Priesteramtskandidaten im affektiv-sexuellen Bereich“ sei „die Fähigkeit, die zölibatäre Keuschheit als Geschenk anzunehmen, frei zu wählen und verantwortungsvoll zu leben“.
Nach der Verbreitung des Textes reagierte der Jesuitenpater James Martin, ein Förderer der LGBT-Pastoral, im sozialen Netzwerk X: „Dies ist das erste Mal, dass ich in einem vom Vatikan genehmigten Dokument die Andeutung sehe, dass die Entscheidung darüber, ob ein homosexueller Mann ins Priesterseminar eintreten kann, nicht einfach durch seine sexuelle Orientierung bestimmt werden kann.“
„Ich lese das so (und es ist nur meine Lesart), dass ein homosexueller Mann, der in der Lage ist, ein gesundes, keusches und zölibatäres Leben zu führen, für die Aufnahme ins Priesterseminar in Betracht gezogen werden kann. Meiner Meinung nach ist dies also ein Schritt nach vorn“, fügte der Jesuit hinzu.
Am selben Freitag berichtete die New York Times in einem Artikel, dass „der Vatikan italienischen Homosexuellen die Ausbildung zum Priester erlaubt, wenn sie zölibatär bleiben“ und dass „Priesteramtskandidaten nach neuen kirchlichen Richtlinien in Italien nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung disqualifiziert werden sollten“.
Nach Ansicht des italienischen Bischofs Manetti, dessen Erklärungen ebenfalls am 10. Januar veröffentlicht wurden, ist diese Interpretation „keine korrekte Lesart, da der Absatz die Normen des Lehramtes von Anfang an wiederholt“.
Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.
Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Laut Avvenire wiederholt Absatz 44 „wortwörtlich, was in Nummer 199 des von der damaligen Kongregation für den Klerus herausgegebenem Dokument mit dem Titel ‚Das Geschenk der Priesterberufung. Ratio Fundamentalis Institutionis Sacerdotalis‘ vom 8. Dezember 2016 steht, das wiederum den Inhalt der Instruktion der damaligen Kongregation für das katholische Bildungswesen aus dem Jahr 2005 aufgreift“.
In beiden Dokumenten heißt es, dass Personen mit „tiefsitzenden“ homosexuellen Neigungen nicht zum Priesterseminar zugelassen werden können.
Der zitierte Text lautet wie folgt: „Was die Personen mit homosexuellen Neigungen betrifft, die sich an die Seminare wenden oder die diese Situation während der Ausbildung entdecken, so kann die Kirche in Übereinstimmung mit dem Lehramt ‚in tiefem Respekt vor den betreffenden Personen diejenigen nicht zum Seminar und zu den heiligen Weihen zulassen, die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Neigungen aufweisen oder die so genannte Homosexuellenkultur unterstützen. Solche Personen befinden sich in der Tat in einer Situation, die eine korrekte Beziehung zu Männern und Frauen ernsthaft behindert.‘“
Avvenire wies darauf hin, dass die Neuheit des Dokuments vom Donnerstag in der „Unterscheidung“ der Kandidaten liegt, insbesondere in den ersten drei Jahren der Ausbildung.
„Wir wollen die Person an die erste Stelle setzen, indem wir den Priesteramtskandidaten helfen, sich selbst zu verstehen […] eine Begleitung zur Selbsterkenntnis, an der es den jungen Generationen oft mangelt und die auch die jungen Männer, die in die Seminare kommen, nicht ausschließt“, schloss der Bischof von Fiesole, der von Avvenire zitiert wurde.
Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.