Vatikanstadt - Sonntag, 16. Februar 2025, 12:45 Uhr.
Papst Franziskus befindet sich weiterhin in der römischen Gemelli-Klinik, um dort seine Bronchitis behandeln zu lassen. Die geplanten Veranstaltungen an diesem Wochenende – das Jubiläum der Künstler und der Welt der Kultur im Rahmen des Heiligen Jahres – wurden abgesagt oder finden ohne den Pontifex statt.
Die bereits für die heutige Messfeier vorbereitete Predigt des Papstes wurde trotzdem verlesen, und zwar von Kardinal José Tolentino Calaça de Mendonça OP, dem Präfekten des Dikasteriums für die Kultur und die Bildung, der für Franziskus eingesprungen war.
„Ihr Künstler und Kulturschaffenden seid gerufen, Zeugen der revolutionären Vision der Seligpreisungen zu sein“, erklärte Papst Franziskus in der vorbereiteten Predigt. „Eure Aufgabe ist es nicht nur, Schönes zu schaffen, sondern die Wahrheit, das Gute und die Schönheit offenzulegen, die in den Windungen der Geschichte verborgen sind, denjenigen eine Stimme zu geben, die keine haben, und Schmerz in Hoffnung zu verwandeln.“
Der Künstler sei „in einer komplexen Krisenzeit, die wirtschaftlicher und sozialer Natur ist und vor
allem eine Krise der Seele, eine Sinnkrise darstellt“, letztlich „derjenige, der die Aufgabe hat, der Menschheit zu helfen, nicht die Richtung zu verlieren, nicht des Horizonts der Hoffnung verlustig zu gehen“.
Dabei gehe es „nicht um eine einfache, oberflächliche, abstrakte Hoffnung. Nein! Wahre Hoffnung ist mit dem Drama der menschlichen Existenz verflochten. Sie ist kein bequemer Zufluchtsort, sondern ein Feuer, das brennt und leuchtet, wie das Wort Gottes. Deshalb ist wahre Kunst immer eine Begegnung mit dem Geheimnis, mit der Schönheit, die uns übersteigt, mit dem Schmerz, der uns hinterfragt, mit der Wahrheit, die uns ruft.“
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Papst Franziskus zitierte den Dichter Gerard Manley Hopkins, der schrieb, die Welt sei „von der Größe Gottes erfüllt. Sie wird leuchten wie der Glanz einer geschüttelten Folie.“ Das sei, erläuterte der Pontifex, „die Mission des Künstlers: diese verborgene Größe zu entdecken und zu enthüllen, sie für unsere Augen und Herzen wahrnehmbar zu machen“.
„Derselbe Dichter empfand auch in der Welt ein ‚bleiernes Echo‘ und ein ‚goldenes Echo‘“, fuhr der Papst fort. „Der Künstler ist sensibel für solche Resonanzen und hilft mit seinem Werk anderen, die verschiedenen Echos der Vorgänge in dieser Welt zu unterscheiden. Und die Männer und Frauen von Kultur sind aufgerufen, diese Echos einzuschätzen, sie uns zu erklären und den Weg zu erhellen, auf den sie uns führen: ob es sich um Sirenengesänge handelt, die verführen, oder um das Rufen unserer wahren Menschlichkeit.“
„Liebe Künstler, ich sehe in euch Hüter der Schönheit, die sich über die Wunden der Welt beugen kann, die den Schrei der Armen, der Leidenden, der Verwundeten, der Gefangenen, der Verfolgten und der Flüchtlinge hören kann“, betonte Franziskus. „Ich sehe in euch Hüter der Seligpreisungen! Wir leben in
einer Zeit, in der neue Mauern errichtet werden, in der Unterschiede zum Vorwand für Spaltung statt zur Gelegenheit für gegenseitige Bereicherung werden. Aber ihr, Männer und Frauen von Kultur, seid aufgerufen, Brücken zu bauen, Räume der Begegnung und des Dialogs zu schaffen, den Verstand zu erleuchten und die Herzen zu erwärmen.“
„Kunst ist kein Luxus, sondern notwendig für den Geist“, unterstrich Papst Franziskus. „Sie ist keine Flucht, sondern Verantwortung, Einladung zum Handeln, Aufruf, Schrei. Zur Schönheit zu erziehen bedeutet, zur Hoffnung zu erziehen. Und Hoffnung ist nie losgelöst von den Dramen des Lebens: Sie durchzieht den täglichen Kampf, die Mühen des Lebens, die Herausforderungen dieser unserer Zeit.“
Er fügte hinzu: „Im Evangelium, das wir heute gehört haben, preist Jesus die Armen, die Bedrängten, die Sanftmütigen und die Verfolgten selig. Es ist eine umgekehrte Logik, eine Revolution der Perspektive. Die Kunst ist aufgerufen, an dieser Revolution teilzunehmen. Die Welt braucht prophetische Künstler, mutige Intellektuelle und Kulturschaffende.“