Redaktion - Donnerstag, 27. Februar 2025, 12:00 Uhr.
Dass viele Katholiken nicht mehr an grundlegende Wahrheiten wie leibliche Auferstehung Christi glauben, beunruhige ihn „überhaupt nicht“, sagte der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald in einem Interview mit der Zeit. Bischof von Münster ist Felix Genn, der in wenigen Tagen 75 Jahre alt wird.
„Auf der einen Seite behauptet die Kirche, was sie lehrt, sei die Wahrheit. Auf der anderen Seite regen sich manche in der Kirche auf, wenn ihre Glaubenswahrheiten nicht mehr geglaubt werden. Für die Wahrheit ist es doch unerheblich, wie viele Leute an sie glauben“, erklärte Seewald.
Die leibliche Auferstehung Christi ist für alle Menschen heilsnotwendig, da sie zentral für den christlichen Erlösungsglauben ist. Paulus betont in der Heiligen Schrift: „Ist Christus nicht auferweckt worden, dann ist euer Glaube nutzlos“ (1 Kor 15,17). Schon das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis aus dem Jahr 325 bzw. 381 bekennt: „Er ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift.“
Für Seewald gilt: „Man kann aber nicht sagen: Ich halte die katholische Lehre für wahr, also werde ich gerettet. Umgekehrt kann man auch nicht sagen: Ich glaube nicht, was die Kirche lehrt, also bin ich verloren.“ Das Verhältnis von Wissen und Erlösung sei „unklar“.
Der Dogmatiker und Priester sagte, er könne mit dem „Großbegriff“ Berufung nach wie vor „nichts“ anfangen. Ihm fehle der „metaphysische Überbau“. Es habe sich „irgendwie so ergeben“, dass er Theologe sei. Dabei befasse er sich weiterhin gerne mit „Häretikern“. Dies sei ein „roter Faden“ seines akademischen Werdegangs.
Besonders fasziniert ist Seewald von Martin Luther: „Was mich an ihm fasziniert, ist diese Heilsunsicherheit, auf die er versucht hat zu reagieren.“ Mit Leuten, „die ihres Heiles gewiss sind“, habe er hingegen „Probleme“.
Sein Lehrstuhl hatte zuvor Joseph Ratzinger inne, der spätere Papst Benedikt XVI. Diesem Erbe fühlt sich der Münsteraner Dogmatiker jedoch nicht verpflichtet: „Ich habe nichts gegen Joseph Ratzinger, aber ich müsste lügen, wenn ich sage, dass es mich jeden Tag mit Respekt erfüllt, wenn ich ins Büro gehe.“