„Vieles falsch gemacht“: Kardinal Woelki über Corona-Zeit

Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki
Screenshot von YouTube

Rückblickend auf die Corona-Zeit hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erklärt: „Natürlich ist in dieser Zeit vieles falsch gemacht worden.“ Die Debatte darüber, welche Maßnahmen vor fünf Jahren angemessen waren und welche nicht, halte er für wichtig, so Woelki in seinem wöchentlichen Videoimpuls.

„Damals – und selbst heute noch – schreiben mir immer wieder Menschen und fragen mich, ob das alles wirklich so hätte sein müssen? Eine wichtige Frage, wie ich finde. Eine Frage, um die es bis heute Diskussionen und Debatten gibt“, warf der Kardinal in den Raum. Natürlich sei in dieser Zeit „vieles falsch gemacht worden“, so Woelki.

Woelki betonte, dass viele ältere Menschen über Monate isoliert waren, Beerdigungen nur im kleinsten Kreis stattfanden und Hochzeiten abgesagt wurden. Schüler hatten mit Lernrückständen zu kämpfen, und Freundschaften zerbrachen, nicht zuletzt wegen der Diskussionen über das Impfen.

Während der COVID-19-Krise gab es in Deutschland mehrere Phasen strenger Maßnahmen, besonders während der Lockdowns. Die wichtigsten Einschränkungen umfassten Kontaktbeschränkungen, nächtliche Ausgangssperren, Schließungen von Gastronomie, Einzelhandel und Freizeiteinrichtungen sowie flächendeckende Schul- und Kitaschließungen. Laut dem Covid-Stringency-Index zählte Deutschland zeitweise zu den Ländern mit den weltweit schärfsten Maßnahmen, wie die Tagesschau berichtete.

Rückblickend gelten einige Entscheidungen jedoch als überzogen oder wissenschaftlich nicht hinreichend begründet, wie interne Protokolle des Robert Koch-Instituts (die sogenannten RKI-Files) zeigten. Bereits im April 2020 hielt das RKI beispielsweise intern fest, dass Schulschließungen „keinen großen Einfluss auf die Pandemiekontrolle“ hätten. Dennoch blieben Schulen monatelang geschlossen, was negative, psychosoziale Folgen für Kinder und Jugendliche verstärkte.

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„Die Straßen leer, unsere Kirchen auch. Selbst die Feier der Heiligen Messe, die noch nicht mal während der Kriegstage ausgefallen war, musste auf Weisung der Behörden gestrichen werden. Was waren das für Zeiten!“, betonte der Kardinal.

Woelki erinnerte aber auch an die „große Kreativität und Solidarität dieser Tage“. Als Beispiel nannte er das Kölner Priesterseminar, das während der Corona-Pandemie für Obdachlose geöffnet wurde, oder wie er selbst jeden Sonntag mit „vielen, vielen Gläubigen“ die Heilige Messe digital gefeiert habe.

„Das hat auf eine bestimmte Weise auch zu einem Gemeinschaftsgefühl geführt. Wir saßen ja alle im gleichen Boot“, so der Kardinal.

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In Deutschland wurden während der COVID-19-Krise bis März 2025 offiziell 187.404 Todesfälle registriert. Umstritten war insbesondere die Erfassung der Todesfälle, da unklar war, in welchem Umfang Menschen an oder mit COVID-19 verstorben waren.

Während bei den frühen Virusvarianten wie Alpha und Delta 82 bis 94 Prozent der Todesfälle direkt auf die Infektion zurückgeführt wurden, sank dieser Anteil bei Omikron auf 46 Prozent. Obduktionen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ergaben, dass insbesondere bei den späteren Virusvarianten mehr Begleiterkrankungen die Todesursache beeinflussten.