Vatikanstadt - Donnerstag, 27. März 2025, 11:00 Uhr.
Seit sechs Wochen hat Papst Franziskus aufgrund seiner schweren Atemwegserkrankung keine Generalaudienz mehr abgehalten. Die schriftlich vorbereiteten Ansprachen werden jedoch weiterhin vom Vatikan veröffentlicht – so auch am Mittwoch, als es um die im Johannes-Evangelium geschilderte Begegnung Jesu mit der samaritanischen Frau ging.
Diese Frau hatte „nicht erwartet, mittags einen Mann am Brunnen anzutreffen, ja sie hofft, überhaupt niemanden anzutreffen“, so Franziskus. „Tatsächlich geht sie zu einer ungewöhnlichen Stunde zum Brunnen, um Wasser zu holen, wenn es sehr heiß ist. Vielleicht schämt sich diese Frau für ihr Leben, vielleicht fühlt sie sich beurteilt, verurteilt, nicht verstanden, und deshalb hat sie sich isoliert, sie hat die Beziehungen zu allen abgebrochen.“ Doch Jesus war genau zu diesem Zeitpunkt dort.
„Jesus wartet auf uns und lässt sich gerade dann finden, wenn wir denken, dass es keine Hoffnung mehr für uns gibt“, erläuterte der Pontifex. „Der Brunnen ist im alten Nahen Osten ein Ort der Begegnung, an dem manchmal Ehen geschlossen werden, ein Ort der Verlobung. Jesus will dieser Frau helfen zu verstehen, wo sie die wahre Antwort auf ihr Verlangen, geliebt zu werden, finden kann.“
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Mit seiner Bitte um etwas zum Trinken lasse sich Jesus „schwach erscheinen“, um „einen Dialog zu eröffnen“. Jesus dürste in dieser Situation „vor allem nach dem Heil der Frau“, stellte der Papst klar.
Die samaritanische Frau „merkt, dass Jesus ihr Leben kennt“, fuhr Papst Franziskus fort. Sodann spreche Jesus „zu ihr vom Vater, der im Geist und in der Wahrheit angebetet werden soll. Und als sie wieder einmal erstaunt feststellt, dass es besser sei, in diesen Dingen auf den Messias zu warten, sagt er ihr: ‚Ich bin der, der mit dir spricht.‘ Das ist wie eine Liebeserklärung: Derjenige, auf den du wartest, bin ich – derjenige, der endlich auf deinen Wunsch, geliebt zu werden, antworten kann.“
„Wie ein verliebter Mensch vergisst die Samariterin ihren Wasserkrug und stellt ihn Jesus zu Füßen“, erklärte der Papst. „Das Gewicht des Kruges auf ihrem Kopf erinnerte sie jedes Mal, wenn sie nach Hause zurückkehrte, an ihren Zustand, an ihr geplagtes Leben. Aber jetzt wird der Krug zu Jesu Füßen zurückgelassen. Die Vergangenheit ist keine Last mehr; sie ist versöhnt. Und so ist es auch für uns: Um das Evangelium zu verkünden, müssen wir zuerst die Last unserer Geschichte zu den Füßen des Herrn ablegen, ihm die Last unserer Vergangenheit überlassen. Nur versöhnte Menschen können das Evangelium bringen.“