Regens des Kölner Priesterseminars: „Franziskus ist der Papst, der mein Leben geprägt hat“

Pfarrer Regamy Thillainathan
Erzbistum Köln

Der Regens des Kölner Priesterseminars, Pfarrer Regamy Thillainathan, hat betont: „Papst Franziskus ist der Papst, der mein Leben geprägt hat.“

Thillainathan sagte im Gespräch mit dem Kölner Domradio am Dienstag, er habe sich „das Video von seinem letzten öffentlichen Auftritt angeschaut und da mir schon gedacht, dass er schlecht aussieht. In mir ist ein Gefühl des Mitleidens aufgekommen. Gleichzeitig fand ich es wunderbar, dass er sich wieder gefangen hatte.“

Die Nachricht vom Tod des Papstes weniger als 24 Stunden nach diesem letzten öffentlichen Auftritt am Ostersonntag sei für ihn „total überraschend und schockierend“ gewesen, so der Regens.

„2018 bin ich ihm zum ersten Mal begegnet“, erinnerte sich Thillainathan. „Damals hatte ich eine Privataudienz bei ihm und war zur Heiligen Messe in seiner Kapelle. Danach gab es die Möglichkeit mit ihm zusammenzukommen. Damals ist er der rogamus-Gebetsgemeinschaft beigetreten, die ich dort vorgestellt habe.“

Die Gebetsgemeinschaft hat nach eigenen Angaben über 2.000 Mitglieder. Seit der Gründung im Jahr 1999 gehe es darum, „die Bitte um gute Seelsorgerinnen und Seelsorger in die Gemeinden und Familien unseres Erzbistums zu tragen. Mit ihrem täglichen Gebet stärken und begleiten die rogamus-Beterinnen und -Beter vor allem junge Menschen, die sich für einen kirchlichen Beruf interessieren. Sie beten für unsere Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten sowie unsere Religionslehrerinnen und Religionslehrer in ihrem wichtigen Verkündigungsdienst.“

Thillainathan sagte dem Kölner Domradio, er habe „2020 – während der Corona-Monate – […] einen Flug in Rom verpasst und hatte dann recht spontan die Möglichkeit, am Abend die Heilige Messe mit Franziskus zu feiern. Damals gab es verschiedene Themen, die bei mir und im Erzbistum Köln eine Rolle gespielt haben, vor allem was die Priester-Ausbildung [betrifft]. Dazu habe ich ihm ein paar Zeilen handschriftlich verfasst und ihm am Abend diesen Brief gegeben.“

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„Drei Tage später, als ich schon wieder in Deutschland war, saß ich in einer Zoom-Konferenz und mein Handy klingelte“, fuhr Thillainathan fort. „Ein Anonymer Anrufer stand auf dem Display. Ich bin zunächst nicht dran gegangen, aber dann kam ein zweiter Anruf. Da dachte ich, dass es vielleicht meine Mutter sei oder, dass wenn jemand zwei Mal anruft, es dringend sein könnte. Ich bin ran gegangen und dann war Papst Franziskus am Hörer.“

Der Pontifex sei dann telefonisch auf den Brief eingegangen, „auf die Fragen und Themen darin“, und habe „Punkte geschärft und auch einige Fragen beantwortet“.

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„Woran ich mich am meisten bei diesen drei, vier persönlichen Begegnungen mit Franziskus erinnern kann, war, dass er immer ehrlich und aufrichtig um mein Gebet für ihn gebeten hat“, erinnerte sich der Kölner Priester.

Es sei Papst Franziskus stets wichtig gewesen, „dass Evangelisierung nicht bedeutet, neue Projekte und neue Konzeptionen zu entwerfen, sondern dass Evangelisierung nur dort Frucht bringt, wo Menschen ihre Haltung verändern. Bezogen auf die Priesterausbildung sagte er, die Priesterkandidaten müssten mit den Menschen leben, damit sie entdecken, welche Themen den Menschen wichtig sind. Dann kann man in diesen Themen, in diesen Fragestellungen das Wort Gottes entdecken und verkünden.“

Thillainathan, Jahrgang 1982, ist seit 2009 Priester der Erzdiözese Köln. Kardinal Rainer Maria Woelki machte ihn 2021 zum Regens des Kölner Priesterseminars. Zuvor war er bereits mehrere Jahre lang in der Berufungspastoral tätig.

Der am Morgen des Ostermontags im Alter von 88 Jahren verstorbene Papst Franziskus wird am Samstag bestattet. Das Requiem wird auf dem Petersplatz gefeiert, aber der Pontifex hat verfügt, dass er in der Basilika Santa Maria Maggiore seine letzte Ruhestätte findet. Im Anschluss an eine neuntätige Zeit der Trauer beginnt dann Anfang Mai das Konklave, um einen neuen Papst zu wählen.