Vatikanstadt - Dienstag, 29. April 2025, 7:00 Uhr.
Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, gehört zu den insgesamt drei deutschen Kardinälen, die nach dem Tod von Papst Franziskus den Nachfolger wählen werden. Anders als sein Mitbruder Kardinal Reinhard Marx ist Woelki beim Synodalen Weg dezidiert für die Bewahrung der überlieferten katholischen Lehre eingetreten.
Nach der ersten Vollversammlung des Synodalen Wegs zu Beginn des Jahres 2020 stellte Woelki klar: „Der Glaube, so wie er in den Konzilien und auch von den apostolischen Ursprüngen her grundgelegt ist, kann hier nicht irgendwie abgerissen oder jetzt neu erfunden werden.“
„Ich habe ja sehr deutlich gemacht, dass ich eine große Sorge habe, dass hier quasi ein protestantisches Kirchenparlament durch die Art der Verfasstheit und der Konstituierung dieser Veranstaltung implementiert wird“, so der Kardinal. Dies sei „eigentlich auch eingetreten“.
Auch später war er einer der wenigen Teilnehmer am Synodalen Weg, die Reformbestrebungen ablehnten. Als einer von nur vier Diözesanbischöfen in Deutschland nimmt Woelki nicht am Synodalen Ausschuss teil, der den Synodalen Weg in Deutschland verstetigen soll.
Woelki begrüßte 2021 die Bestätigung der Glaubenskongregation, wonach Segnungen homosexueller Verbindungen unmöglich sind. Er sehe in der Entscheidung „eine Stärkung des katholischen Ehe- und Familienverständnisses“, so der Kardinal.
2018 bat Woelki mit sechs anderen deutschen Bischöfen beim Vatikan um eine Klarstellung, ob die Frage des Kommunionempfangs konfessionsverschiedener Ehepartner im Rahmen einer nationalen Bischofskonferenz entschieden werden könne oder ob eine solche Entscheidung nur Rom zukomme. Zuvor hatte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) eine Handreichung angekündigt, derzufolge unter bestimmten Umständen protestantischen Ehepartnern der Kommunionempfang möglich sein solle.
Die Glaubenskongregation erklärte später, die Handreichung sei „noch nicht zur Veröffentlichung reif“. Trotzdem stellte die Bischofskonferenz den Text im Internet bereit.
Unter Woelki übernahm das Erzbistum Köln die Philosophisch-Theologische Hochschule in Sankt Augustin von den Steyler Missionaren, verlegte sie in die Bistumsstadt und schärfte unter dem neuen Namen Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) ihr Profil.
Zwar wurde dem Kardinal kein Fehlverhalten bei der Aufarbeitung von Missbrauch nachgewiesen, doch stand er in seinem Bistum lange weiterhin unter Druck. Bereits im Dezember 2020 hatte Woelki den Papst gebeten, Vertuschungsvorwürfe zu prüfen. Ein im März 2021 vorgestelltes Gutachten hatte ihn entlastet. Darauf folgte eine Apostolische Visitation im Erzbistum. Im September 2021 bestätigte Papst Franziskus den Kölner Erzbischof im Amt.
Nach einer fünfmonatigen Auszeit kehrte Woelki am Aschermittwoch 2022 in seine Erzdiözese zurück und teilte den Gläubigen in einem Hirtenbrief mit, er habe dem Papst erneut seinen Rücktritt angeboten – worauf dieser jedoch nie reagieren sollte, weder durch Annahme noch durch Ablehnung.
Weniger konservativ als in innerkirchlichen Fragen zeigte sich Woelki in gesellschaftspolitischen Fragen, wie das Kölner Domradio berichtete. In der Flüchtlingskrise bezog er klar Stellung: „Wir sind verpflichtet, denen zu helfen, die vor Krieg und Terror fliehen!“ Er verwies darauf, dass Einwanderung auch als Chance gesehen werden könne.
Zum Ukraine-Krieg äußerte er sich ebenfalls: „Waffenlieferungen in die Ukraine sind die schlechteste Option.“ Der Kardinal sagte, er hoffe sehr, dass Russland zur Einsicht komme.
Biografische Details zu Rainer Maria Woelki
Woelki wurde am 18. August 1956 als Sohn des Elektrikers Alfons Woelki und seiner Frau Elisabeth in Köln geboren. Seine Eltern waren 1945 als ostpreußische Vertriebene aus Frauenburg im Ermland nach Westdeutschland geflohen. Als ältestes von drei Geschwistern wuchs er in der Bruder-Klaus-Siedlung im Kölner Stadtteil Mülheim auf, die für Kriegsflüchtlinge und Ausgebombte errichtet worden war.
Nach dem Theologiestudium in Bonn und Freiburg (1978–1983) wurde er am 14. Juni 1985 in Köln zum Priester geweiht. Von 1990 bis 1997 war er Kaplan und Sekretär von Kardinal Joachim Meisner. Im Jahr 2000 promovierte er an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom mit einer Arbeit über die Bedeutung der Pfarrei im Gefüge der Kirche. 2003 wurde er Weihbischof für die Erzdiözese Köln.
Seine weitere kirchliche Laufbahn führte ihn 2011 als Erzbischof nach Berlin, bevor er am 18. Februar 2012 zum Kardinal erhoben wurde. Seit September 2014 ist er Erzbischof von Köln. Sein erzbischöflicher Wahlspruch lautet „Nos sumus testes – Wir sind Zeugen“ und bezieht sich auf die Apostelgeschichte (Apg 5,32).