Vatikanstadt - Sonntag, 27. April 2025, 7:00 Uhr.
Mit Papst Franziskus starb am 21. April der jüngste Vertreter einer 2000-jährigen Kette apostolischer Nachfolge, die auf den Apostel Petrus zurückgeht. Basierend auf dem biblischen Fundament, bei dem Christus dem Fischer Simon den Namen Petrus („der Fels”) gab und versprach, auf diesem Felsen seine Kirche zu bauen, hat diese Institution des Papsttums die katholische Kirche durch Jahrhunderte von Krisen, Umbrüchen und Reformen geführt.
Grundlage hierfür ist vor allem die Bibelstelle Mt 16,18, in der Jesus zu Simon Petrus spricht: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Die Szene ereignete sich in Caesarea Philippi, einem Ort mit heidnischen Tempeln, die auf massiven Felswänden errichtet waren. Jesus schuf mit seiner Aussage einen bewussten Kontrast zu diesen weltlichen und heidnischen Kultstätten, indem er seine wahre Kirche auf dem „Felsen“ Petrus zu gründen versprach.
Im Aramäischen, der Sprache Jesu, erhält diese Szene besondere Bedeutung, da das Wort für „Fels“ („Kephas“) direkt mit dem Namen korrespondiert, den Jesus Petrus gab. Diese Namensgebung war kein Zufall, sondern bewusster Ausdruck der besonderen Rolle, die Petrus in der Nachfolge Christi einnehmen sollte. Jesus übergab Petrus zudem die „Schlüssel des Himmelreiches“ – ein Symbol mit tiefer Verwurzelung in der antiken jüdischen Tradition, wo es die Autorität des königlichen Verwalters symbolisierte, wie es aus dem Buch Jesaja bekannt war.
Die frühe Kirche und die Entwicklung des päpstlichen Primats
Nach dem Martyrium des Petrus in Rom unter Kaiser Nero entwickelte sich das Papsttum als fortdauerndes Amt. Die frühen Bischöfe Roms verstanden sich als Nachfolger des Petrus und Hüter der apostolischen Tradition. Im zweiten Jahrhundert beschrieb Irenäus von Lyon die römische Kirche als „von größter Bedeutung“ aufgrund ihrer Gründung durch die beiden herausragenden Apostel Petrus und Paulus.
Die ersten Jahrhunderte zeigten bereits die entscheidende Rolle des römischen Bischofs bei der Wahrung der Einheit in Glaubensfragen. So griff Papst Clemens I. um das Jahr 96 in Streitigkeiten der Gemeinde von Korinth ein. Papst Viktor I. (189–199) beanspruchte Autorität in der Auseinandersetzung um den Ostertermin, und Papst Stephan I. (254–257) beharrte auf der römischen Position in der Frage der Ketzertaufe.
Der päpstliche Primat, also der Vorrang des römischen Bischofs vor allen anderen Bischöfen, festigte sich besonders während der großen Konzilien der Spätantike. Das Konzil von Nizäa (325) bestätigte die herausgehobene Stellung Roms, während das Konzil von Chalcedon (451) den römischen Bischof ausdrücklich als „Nachfolger des Petrus“ bezeichnete. Papst Leo der Große (440–461) formulierte die theologische Grundlage dieses Primats mit besonderer Klarheit: In ihm als römischem Bischof sei Petrus selbst gegenwärtig.
Das Papsttum im Mittelalter: Höhen und Tiefen
Im Mittelalter erreichte die päpstliche Macht ihren historischen Höhepunkt, durchlebte aber auch schwere Krisen. Spätestens mit der Krönung Karls des Großen zum Kaiser durch Papst Leo III. im Jahr 800 begründete das Papsttum einen Anspruch auf Mitwirkung bei der Legitimation weltlicher Herrscher. Dieser Anspruch führte jedoch zu anhaltenden Konflikten mit den weltlichen Machthabern.
Das Verhältnis von geistlicher und weltlicher Macht bildete den Kernpunkt des Investiturstreits im elften und zwölften Jahrhundert. Entgegen mancher Überzeichnungen in späteren Darstellungen war die Macht des Papsttums jedoch stets begrenzt und von der Kooperation mit weltlichen Herrschern abhängig. Die tatsächliche Autorität des Papstes variierte stark nach Region und historischem Kontext – von nahezu uneingeschränkter Macht in Teilen Italiens bis zu stark eingeschränktem Einfluss in entfernteren Gebieten oder in Konflikten mit Königen und Kaisern.
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Mit Innozenz III. (1198–1216) erreichte das Papsttum den Höhepunkt seiner weltlichen Macht. Er verstand sich als Stellvertreter Christi auf Erden mit Autorität über alle weltlichen Herrscher. Diese Periode päpstlicher Machtentfaltung endete jedoch mit dem Konflikt zwischen Papst Bonifaz VIII. und dem französischen König Philipp IV., der zur „Babylonischen Gefangenschaft“ des Papsttums in Avignon (1309–1377) und zum anschließenden Großen Abendländischen Schisma (1378–1417) führte.Damals rangen zeitweise bis zu drei rivalisierende Päpste um Anerkennung.
Reformation und katholische Erneuerung
Die Reformation im 16. Jahrhundert stellte die größte Herausforderung für das Papsttum dar. Martin Luther und andere Reformatoren lehnten die päpstliche Autorität grundsätzlich ab und stellten vermeintlich alternative Interpretationen der biblischen Grundlagen des Papsttums vor.
Die katholische Kirche reagierte mit dem Konzil von Trient (1545–1563), welches die katholische Lehre bekräftigte und Reformen einleitete. In der Folgezeit bemühten sich Päpste wie Paul III., Pius V. und Gregor XIII. um eine innere Erneuerung der Kirche, während sie gleichzeitig an der katholischen Lehre vom päpstlichen Primat festhielten.
Das Papsttum in der Moderne
Das Erste Vatikanische Konzil (1869–1870) markierte einen entscheidenden Punkt in der Geschichte des Papsttums mit der Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit in Glaubens- und Sittenfragen. Dieses Dogma, das dem Papst eine besondere, von Gott geschützte Lehrautorität in bestimmten feierlichen Entscheidungen zuspricht, bleibt ein zentrales Element des katholischen Verständnisses vom Papsttum.
Im 20. Jahrhundert mussten sich die Päpste mit zwei Weltkriegen, totalitären Ideologien und tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzen. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965), einberufen von Johannes XXIII. und abgeschlossen unter Paul VI., stellte das Papsttum in einen stärker kollegialen Rahmen, betonte jedoch weiterhin die zentrale Rolle des Papstes als Haupt des Bischofskollegiums.
Johannes Paul II. (1978–2005), der erste nicht-italienische Papst seit 455 Jahren, prägte das Papsttum durch seinen weltweiten Einsatz für Menschenrechte und interreligiösen Dialog. Sein Nachfolger Benedikt XVI. (2005–2013) setzte mit seinem Rücktritt – dem ersten freiwilligen Amtsverzicht eines Papstes seit Cölestin V. im Jahr 1294 – ein besonderes Zeichen.
Mit Kardinal Jorge Mario Bergoglio SJ wurde 2013 zum ersten Mal ein Lateinamerikaner und Jesuit zum Papst gewählt. Als Papst Franziskus setzte er eigene Akzente, die von manchen als Neuausrichtung verstanden wurden. Seine einfache Lebensweise und seine Hinwendung zu den Armen und Ausgegrenzten erinnerten an seinen Namenspatron, den heiligen Franziskus von Assisi.
Franziskus galt vielen Beobachtern als relativ liberal, äußerte sich zu gesellschaftlichen und politischen Themen, und vertrat eine positive Haltung zum interreligiösen Dialog.