Sozialethiker Lothar Roos nach fast 65 Priesterjahren gestorben

Todesfall (Symbolbild)
Kelly Sikkema / Unsplash

Nach fast 65 Priesterjahren ist der Sozialethiker Lothar Roos am Dienstag mit 89 Jahren gestorben. Der Prälat lehrte an verschiedenen Universitäten und Hochschulen in Deutschland und war jahrzehntelang geistlicher Berater des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU).

Der Priester Elmar Nass, der an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) den Lehrstuhl für Christliche Sozialwissenschaften und gesellschaftlicher Dialog innehat, würdigte Roos in einem Nachruf: „Die Katholische Soziallehre lebte er durch und durch. Jesu Doppelgebot der Liebe ist dafür der tiefste Grund. Katholische Soziallehre stellt die damit verbundene Verantwortung in die Mitte ihres Denkens.“

„Als Seelsorger ist er zahllosen Menschen zu einem einfühlsamen geistlichen Begleiter geworden“, so Nass. „Bis ins hohe Alter suchten viele bei ihm Rat: gerade auch Seminaristen und Priester, die er in den Bonner Kollegien Leoninum und Albertinum kennenlernte.“

„Als Lehrer hat er über viele Jahre besonders in Bonn die Christliche Gesellschaftslehre jungen Menschen nahegebracht“, hieß es in dem Nachruf. „Bedeutende Promotionen mit weltkirchlicher Ausstrahlung sind in seinem Schülerkreis entstanden. Als Wissenschaftler hat er wie kaum ein anderer die Texte der Katholischen Soziallehre systematisch durchdrungen. Dafür hat er sich auch weltkirchlich einen Namen gemacht.“

Was die Lehre angeht, so sei Roos „einer der letzten Sozialethiker“ gewesen, die „das Naturrecht im Sinne des Thomas von Aquin und der Tradition der Kirche“ vertreten haben. „Er setzte in den bisweilen heißen Gefechten seines Faches gute Argumente gegen Ideologie.“

Nass ging auch auf die Gottesbeziehung des Verstorbenen ein und betonte, er sei „ein treuer Mann des Gebets“ gewesen. „Eng verbunden fühlte er sich besonders den großen Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI., die Lothar Roos fachlich wie menschlich sehr schätzten. Seine zunehmenden Gebrechen und Leiden im Alter verband er geduldig im Gebet mit den Leiden Jesu. Dieser tiefe Glaube in inniger Freundschaft zu Jesus Christus gab ihm Trost, gerade in der Erfahrung von eigener Endlichkeit und körperlicher Schwachheit.“

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Geboren am 12. Juli 1935, wurde Roos am 12. Juni 1960 noch mit 24 Jahren zum Priester für das Erzbistum Freiburg geweiht. Schon 1964 begann seine akademische Laufbahn, zunächst als Wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Christliche Gesellschaftslehre in Freiburg. 1969 folgte die Promotion, 1974 die Habilitation.

1975 wurde er Professor für Christliche Gesellschaftslehre und Pastoraltheologie in Mainz, 1979 wechselte er nach Bonn, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 blieb. Danach wirkte er noch bis 2008 als Professor für Christliche Gesellschaftslehre und Soziologie an der Gustav-Siewerth-Akademie.

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Papst Johannes Paul II. würdigte das Werk von Lothar Roos, indem er ihn 1995 zum Päpstlichen Ehrenprälaten machte. Außerdem war Roos der Empfänger zahlreicher bedeutender wissenschaftlicher Auszeichnungen. Roos zählte zu den Autoren der Zeitschrift „Die Neue Ordnung“.

Der Bund Katholischer Unternehmer würdigte besonders den „großen Einsatz für die geistigen Grundlagen unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung“, den Roos an den Tag gelegt habe. So habe er in seinem Werk regelmäßig daran erinnert, „dass sowohl die Soziale Marktwirtschaft als auch die Demokratie und die Menschenrechte eines Menschenbildes und einer Ethik bedürfen, wie sie in der christlichen Tradition grundgelegt sind“.

„Zu seinem sozialethischen Vermächtnis, dem sich der BKU verpflichtet fühlt, gehört unter anderem aber auch sein Plädoyer für einen familien- und generationengerechten Sozialstaat, der weder die spirituelle Dimension sozialer Gerechtigkeit vernachlässigen noch in staatliche Bevormundung abgleiten darf“, betonte der Verband.

Elmar Nass erklärte derweil am Ende seines Nachrufs: „Danke, Lothar, das darf ich als langjähriger Freund wohl so sagen, für Dein so beeindruckendes Zeugnis und Vorbild im Leben, Lehren und Licht des Glaubens.“ All das bleibe auch für die KHKT „Auftrag und Vermächtnis“.