Rom - Dienstag, 29. April 2025, 15:30 Uhr.
Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat vor dem Konklave zur Wahl eines neuen Papstes betont, das kirchliche Lehramt müsse „die Menschen vor den verheerenden Auswirkungen einer falschen Moral“ schützen, „die ihr Gift in einem süßen Gewand verbirgt“. Außerdem habe das Lehramt „die Pflicht, im Namen Gottes atheistische Ideologien, die auf einem falschen Menschenbild beruhen, zu entlarven“, so Müller gegenüber der italienischen Zeitung Il Giornale am Montag.
Der 77-jährige Müller war von 2012 bis 2017 Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation. Es ist dies sein erstes Konklave, denn er empfing den roten Kardinalshut erst 2014 aus der Hand von Papst Franziskus. Zuvor war Müller von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg, und davor lehrte er Dogmatik in München. Zum Pontifikat von Papst Franziskus hatte sich Müller immer wieder kritisch und einordnend geäußert.
Im Gespräch mit Il Giornale stellte der Kardinal klar, der interreligiöse Dialog „ordnet sich der Wahrheit unter, die von Gott kommt und die die Menschen suchen, aber er relativiert die Wahrheit nicht und teilt sie nicht wie Kuchenstücke zwischen den einzelnen Partnern auf“.
Mit Blick auf mögliche Spaltungen in der Kirche sagte Müller: „Ein Schisma ist immer ein historisches Ereignis von enormer Tragweite. Aber so wie es eine innere Emigration gibt, gibt es auch ein inneres Schisma, eine innere Emigration oder einen stillen Protest.“
Vor diesem Hintergrund habe die Kirche „die Aufgabe, die Gläubigen im geoffenbarten und verbindlichen Glauben der Kirche zu bestärken. Ideologische Ersatzfunktionen gegen die authentische Lehre des Evangeliums, die sich auf die Heilige Schrift und die apostolische Tradition stützt, müssen vermieden werden. Dies muss auch dann vermieden werden, wenn es unter dem Vorwand der Modernisierung geschieht, die in Wirklichkeit nur eine modernistische Verfälschung des Glaubens ist.“
Müller äußerte sich auch zur Frage, ob irgendwann ein neues Konzil einberufen werden müsse. Ein solches Konzil hätte „die Aufgabe, den Glauben der Kirche zu erläutern und authentisch zu interpretieren. Viele aktuelle Themen müssen zunächst von Theologen diskutiert werden.“
„Ein Konzil muss lehramtliche Entscheidungen über geoffenbarte Wahrheiten treffen, ist aber nicht zu verwechseln mit einem allgemeinen wissenschaftlichen Symposium, etwa über die Folgen der künstlichen Intelligenz oder das Weltbild nach Newton und Einstein“, erläuterte Müller. „Ein Konzil hat nur Autorität in Bezug auf die Offenbarung des universalen Heilsplans Gottes.“
Das Konklave beginnt am 7. Mai, einem Mittwoch. Am ersten Tag findet ein Wahlgang statt, am zweiten dann vier Wahlgänge. Nach drei Tagen ohne Zwei-Drittel-Mehrheit für einen Kandidaten ist eine Unterbrechung von höchstens einem Tag vorgesehen, „um eine Pause für das Gebet, für ein zwangloses Gespräch unter den Wählern und für eine kurze geistliche Ansprache durch den ranghöchsten Kardinal aus der Ordnung der Diakone zu haben“, so die Apostolische Konstitution Universi Dominici gregis, die das Prozedere regelt. Das Konklave hat zuletzt nie so lange gedauert, dass eine solche Pause nötig gewesen wäre.