Vatikan-Gericht verurteilt Journalisten wegen Verleumdung von Kardinal Becciu

Vatikanstadt - Dienstag, 4. November 2025, 15:00 Uhr.

Wegen falscher Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit dem Seligsprechungsprozess von Aldo Moro hat das Tribunal des Vatikanstaates den Historiker und Journalisten Nicola Giampaolo zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Zudem umfasst das Urteil ein befristetes Verbot zur Bekleidung öffentlicher Ämter sowie Schadensersatzzahlungen in Höhe von insgesamt 50.000 Euro, wie das Portal Zenit berichtete. Dabei entfallen 20.000 Euro auf Pater Bogusław Turek CSMA, 15.000 Euro auf Kardinal Angelo Becciu und ebenfalls 15.000 Euro auf das Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse.

Giampaolo, der einst als Postulator im Seligsprechungsverfahren des früheren italienischen Ministerpräsidenten Aldo Moro tätig war, hatte in der italienischen RAI-Sendung „Report“ behauptet, vatikanische Beamte hätten ihm Bestechungsgelder angeboten, um Moros Seligsprechungsprozess zu beschleunigen.

Das Tribunal stufte diese Aussagen nun als „falsch und verleumderisch“ ein und befand Giampaolo schuldig.

Zu den Geschädigten in diesem Fall zählen Turek, der Untersekretär des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Becciu und das Dikasterium selbst, inzwischen vertreten durch den Nachfolger von Becciu, Kardinal Marcello Semeraro.

Das Dikasterium bezeichnete das Urteil als „notwendigen Akt der Gerechtigkeit“. Bereits 2021 hatte die vatikanische Behörde betont, dass Giampaolo kein offiziell beglaubigter Postulator für das Moro-Verfahren gewesen sei und die Betreiber der Causa ihm bereits im April 2018 das Mandat entzogen hatten.

Dies bedeutet, dass eine vermeintliche Schmiergeldforderung, die Giampaolo auf Juni 2018 datierte, zeitlich unmöglich stattgefunden haben kann.

Laut dem Dikasterium ist Turek auch derzeit nicht mit dem Moro-Verfahren befasst, da die Diözese Rom den Heiligen Stuhl bisher nicht um die Aufnahme eines Seligsprechungsverfahrens für Moro gebeten hat.

Giampaolo war bei seinem Treffen mit Turek in den Räumen des Dikasteriums lediglich wegen zweier anderer, von Moro unabhängiger Seligsprechungsverfahren tätig.

Aldo Moro war ein prominenter katholischer Politiker und Jurist. Er war ein Gründungsmitglied der italienischen Partei Democrazia Cristiana und gilt als einer der populärsten Politiker in der Geschichte der italienischen Republik.

Der enge Freund von Papst Paul VI. wurde am 9. Mai 1978 von der linksradikalen Terrorgruppe Rote Brigaden ermordet, nachdem er entführt und 55 Tage lang gefangen gehalten worden war.