Kardinal Müller: Zweites Vatikanisches Konzil „in der vollen Tradition der Kirche“

Kardinal Gerhard Müller
screenshot / YouTube / Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg

Das Zweite Vatikanische Konzil steht Kardinal Gerhard Müller zufolge mit Blick auf die dogmatische Lehre „in der vollen Tradition der Kirche“. Der deutsche Kardinal war mehrere Jahre lang Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre im Vatikan.

„Entgegen progressistischen Phantastereien“ sei im Konzil „keineswegs ein ‚Geist‘ am Werk, der die Offenbarung in eine religiös-politische Ideologie umbiegen und die Kirche auf eine weltliche Wohlfahrtsorganisation herunterdefinieren möchte“.

„Das Zweite Vatikanum verstand sich als ein Ökumenisches Konzil der katholischen Kirche, das per definitionem keine Vollmacht hat, die geoffenbarte Lehre zu ändern oder umzubiegen, weil alle Lehre der Kirche in der Heiligen Schrift begründet ist, in der Apostolischen Tradition entfaltet wird und vom Lehramt des Papstes und der Bischöfe unverfälscht und vollständig bewahrt werden muss“, stellte der Kardinal in einem Beitrag für die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ (aktuelle Ausgabe) klar.

„Hinter der progressistischen Verfälschung und Instrumentalisierung des Zweiten Vatikanums liegt nicht nur der Wunsch, anstößige Lehren gefällig zu verstecken, um auf dem Parkett kirchenferner Milieus nicht unangenehm als Konservativer aufzufallen“, fuhr Müller fort. „Es geht vielmehr um die grundsätzliche Alternative zwischen dem Ansatz der Theologie bei der Übernatürlichkeit von Gnade und Offenbarung oder der religionsphilosophischen Uminterpretation der verbindlichen Glaubens- und Sittenlehren als zeitbedingter und wandelbarer kollektiver Ausdrucksweisen einer allgemeinen religiösen Erfahrung des Absoluten.“

Müller kritisierte auch Interpretationen des Konzils von der anderen Seite des Spektrums: „Mit dem Kategorienfehler im Gegensatz von ‚konservativ‘ oder ‚liberal‘ ist gegenüber dem Vatikanum eine völlig unkatholische Hermeneutik des dialektischen Gegensatzes derer entstanden, die um der Rechtgläubigkeit willen (‚traditionalistisch‘) hinter das Konzil zurückwollen und auf der anderen Seite derer, die um der Relevanz des Christentums in einer säkularen Welt willen (‚progressistisch‘) über das Konzil hinauswollen, indem sie den übernatürlichen Charakter der Offenbarung Gottes in Jesus Christus verleugnen und den Glauben und die Kirche zum Objekt ihrer Wünsche denaturieren.“

„Wie kann das Konzil aus dem lähmenden Widerspruch ideologischer, also theologieferner, Narrative befreit werden und seine positive Wirkung für die Kirche als Sakrament des Heils der Welt und für die Einheit der Menschheit entfalten?“, fragte der Kardinal abschließend.

Die Antwort finde sich am Beginn der Dogmatischen Konstitution Dei verbum, wo zu lesen sei, das Zweite Vatikanum wolle „in der Nachfolge des Trienter und Ersten Vatikanischen Konzils die echte Lehre über die göttliche Offenbarung und deren Weitergabe vorlegen, damit die ganze Welt im Hören auf die Botschaft des Heiles glaubt, im Glauben hofft und in der Hoffnung liebt.“

„Die Wahrheit des Glaubens, die Jesus Christus in seiner Person ist, gilt uneingeschränkt sowohl vorkonziliar als auch nachkonziliar bis zur Vollendung der Zeiten“, hielt Müller fest.

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