Vatikanstadt - Dienstag, 23. Dezember 2025, 11:00 Uhr.
Ein neues Apostolisches Schreiben von Papst Leo XIV. mit dem Titel „Eine Treue, die Zukunft schafft“ denkt anlässlich des 60. Jahrestags zweier grundlegender Dekrete des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Erneuerung der Kirche und des Priesteramts nach.
Es handelt sich um die Dekrete Optatam totius, das sich mit der Erneuerung der Kirche durch die Priesterausbildung befasst, und Presbyterorum ordinis über die Definition des Dienstes und des Lebens der Priester, die beide 1965 verkündet wurden. In seinem Apostolischen Schreiben reflektiert Leo über die Aktualität beider Dekrete und fordert dazu auf, sie zu einer „lebendigen Erinnerung“ zu machen und sie insbesondere in den Seminaren zu studieren.
Im Lichte dieser Dokumente lädt der Papst dazu ein, „die Identität und die Funktion des geweihten Amtes im Licht dessen, was der Herr heute von der Kirche verlangt, neu zu überdenken und das große Werk der Aktualisierung des Zweiten Vatikanischen Konzils“ aus der Perspektive der Treue und der Bekehrung fortzusetzen.
Reife und solides geistliches Leben, um Missbrauch zu vermeiden
Der Papst reflektierte zunächst über die Berufung der Priester, die mit einer „mutigen Lebensentscheidung“ darauf antworten. Um dieser Berufung treu zu bleiben, betont der Papst, dass es notwendig ist, sich besonders in Zeiten der Prüfung und Versuchung „an die Stimme des Herrn zu erinnern, der uns liebt, uns erwählt und uns ruft“.
Er erinnert auch daran, dass diese Berufung „ein freies und unentgeltliches Geschenk“ Gottes und ein liebevoller Vorschlag für ein Heilsprojekt ist, das „treu bewahrt werden muss“ in einer Dynamik der Bekehrung und ständigen Weiterbildung.
Später richtete Leo seine Aufmerksamkeit auf die „Vertrauenskrise“ in der Kirche, die durch Missbrauch, verübt durch Geistliche, ausgelöst wurde, „wus ns mit Scham erfüllt und zur Demut aufruft“. Diese Realität, so der Papst, „hat uns noch stärker bewusst gemacht, wie dringend eine ganzheitliche Ausbildung notwendig ist, die das Wachstum und die menschliche Reife der Kandidaten für das Priesteramt zusammen mit einem reichen und soliden spirituellen Leben gewährleistet“.
Deshalb fordert er die Seminaristen auf, sich intensiv mit ihren Beweggründen auseinanderzusetzen, und betont, dass nur „menschlich reife und spirituell gefestigte Priester und Ordensleute die Verpflichtung zum Zölibat eingehen und das Evangelium des Auferstandenen glaubwürdig verkünden können“.
Letztendlich forderte der Pontifex dazu auf, „die Berufung auf einem Weg ständiger Bekehrung und erneuerter Treue zu bewahren und zu fördern, was niemals ein rein individueller Weg ist, sondern uns dazu verpflichtet, füreinander Sorge zu tragen“.
Brüderlichkeit als Teil der priesterlichen Identität
Der Papst reflektierte über die priesterliche Brüderlichkeit, die er als „der Weihe innewohnendes Geschenk“ und als „konstitutiven Bestandteil der Identität der Amtsträger“ definierte, dem man gerecht werden müsse, indem man der „Versuchung des Individualismus“ widersteht.
Leo forderte dazu auf, „mögliche Formen des Zusammenlebens“ zu schaffen und zu fördern, und warnte vor der Einsamkeit, unter der viele Priester leiden. Er wies auch darauf hin, dass in dieser Hinsicht noch „viel zu tun“ sei, angefangen bei der „wirtschaftlichen Gleichstellung zwischen denen, die in armen Pfarreien dienen, und denen, die ihren Dienst in wohlhabenden Gemeinden ausüben“.
Außerdem präzisiert er, dass Gemeinschaft „niemals als eine Nivellierung der Individuen, der Charismen oder der Talente, die der Herr jedem Einzelnen ins Leben gegeben hat, verstanden werden darf“.
Synodalität, eine Chance für die Priester der Zukunft
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Unter Bezugnahme auf die Synodalität, ein Thema, das ihm „besonders am Herzen liegt“, erinnerte der Papst konkret an Presbyterorum ordinis, das die Verbindung zum Priestertum und zur Mission Jesu Christi hervorhebt. Dieses Dekret nenne drei grundlegende Schlüsselpunkte: die Beziehung zum Bischof, die Brüderlichkeit mit den anderen Priestern und die Beziehung zu den gläubigen Laien.
Der Papst betonte, dass in diesem Bereich „noch viel zu tun bleibt“, und erinnerte gleichzeitig daran, dass der synodale Prozess „eine starke Aufforderung des Heiligen Geistes ist, entschlossene Schritte in diese Richtung zu unternehmen“.
Er ermutigte die Priester, sich mit den Leitlinien des Schlussdokuments der Weltsynode zur Synodalität vertraut zu machen, und bekräftigte, dass die „Herausforderung der Synodalität – die Unterschiede nicht beseitigt, sondern wertschätzt – weiterhin eine der wichtigsten Chancen für die Priester der Zukunft ist“.
„Es ist notwendig, dass der Dienst des Priesters das Modell einer exklusiven Führung überwindet, das die Zentralisierung des pastoralen Lebens und die Last aller ihm allein anvertrauten Verantwortlichkeiten bestimmt, und sich zu einer zunehmend kollegialen Führung hinbewegt, in Zusammenarbeit zwischen Priestern, Diakonen und dem gesamten Volk Gottes, in dieser gegenseitigen Bereicherung, die das Ergebnis der Vielfalt der vom Heiligen Geist hervorgebrachten Charismen ist“, schrieb er.
Eine missionarische Bekehrung
Papst Leo betonte, dass die Identität des Priesters untrennbar mit seiner Mission verbunden ist: „Die priesterliche Berufung entfaltet sich zwischen den Freuden und Mühen eines demütigen Dienstes an den Brüdern, den die Welt oft nicht kennt, nach dem sie aber zutiefst dürstet.“
Deshalb forderte er die Priester auf, zwei Arten von Versuchungen zu vermeiden: einerseits die „Effizienzmentalität“, nach der „der Wert jedes Einzelnen an seiner Leistung gemessen wird“, und andererseits den „Quietismus“, der die Priester dazu verleitet, sich in sich selbst zurückzuziehen und „die Herausforderung der Evangelisierung abzulehnen“.
Der Pontifex rief daher zu einer „missionarischen Bekehrung“ auf, in der „jeder Personenkult und jede Selbstverherrlichung“ vermieden wird, um „durch das Zeugnis eines nüchternen und keuschen Lebens“ eine wirksame Antwort auf das „große Verlangen nach authentischen und aufrichtigen Beziehungen“ zu geben, das in der heutigen Gesellschaft zu finden ist.
Keine Zukunft ohne die Pflege aller Berufungen
Im letzten Abschnitt seines Apostolischen Schreibens richtete Papst Leo seinen Blick auf den Mangel an Berufungen, eine Realität, die „von uns allen verlangt, die Wirksamkeit der pastoralen Praxis der Kirche zu überprüfen“.
So forderte er dazu auf, „den Mut zu haben, jungen Menschen starke und befreiende Vorschläge zu unterbreiten“ und die Berufungsperspektive in allen pastoralen Bereichen stets im Blick zu behalten. „Erinnern wir uns daran: Ohne die Pflege aller Berufungen gibt es keine Zukunft!“, bekräftigte er.
Der Papst schloss sein Apostolisches Schreiben mit einem Dank an den Herrn, weil er „immer seinem Volk nahe ist“, und empfahl alle Seminaristen, Diakone und Priester „der Fürsprache der Unbefleckten Jungfrau Maria, Mutter des Guten Rates, und des heiligen Johannes Maria Vianney, Patron der Pfarrer und Vorbild aller Priester“.
Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.




