Vatikanstadt - Mittwoch, 31. Dezember 2025, 1:00 Uhr.
Am Vorabend des dritten Todestags von Papst Benedikt XVI. hat Kardinal Gerhard Ludwig Müller am Dienstag im Petersdom an das Lebenswerk des verstorbenen deutschen Papstes erinnert. Drei Jahre nach dessen Tod zeichnete der frühere Präfekt der Glaubenskongregation das Bild eines Theologen, Hirten und Papstes, dessen Denken und Glaubenszeugnis weit über seine Lebenszeit hinaus Bedeutung für Kirche und Welt behalten werde.
Die Heilige Messe wurde am Kathedra-Altar des Petersdomes zelebriert und vom katholischen Mediennetzwerk EWTN live übertragen.
Erkenntnis Gottes als Ziel menschlicher Vernunft
In seiner Predigt stellte Kardinal Müller die Hoffnung auf die Begegnung mit Gott ins Zentrum: Der Tod bedeute für den Gläubigen nicht bloß „ewige Ruhe und Glückseligkeit“, sondern die Erfüllung in der unmittelbaren Begegnung mit Gott. „Wir werden Gott erkennen, der uns schon im ewigen Voraus in seinem Sohn erwählt hat“, so der Kardinal.
Müller betonte, dass die Erkenntnis Gottes das eigentliche Ziel allen Tuns und Denkens sei. In Jesus Christus, dem fleischgewordenen Wort, offenbare sich Gott selbst als „der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Vor diesem Hintergrund würdigte der Kardinal den Lebensweg Joseph Ratzingers als konsequenten Dienst an der Wahrheit. Ratzinger habe sich stets als „Mitarbeiter der Wahrheit“ verstanden – als Theologieprofessor ebenso wie als Bischof, Kardinal und Papst. „Er war immer ein Diener des Wortes“, so Müller.
Besonders hob er Ratzingers Wirken als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre hervor, jenes Amt, das Kardinal Müller selbst von 2012 bis 2017 innehatte, nachdem Papst Benedikt ihn dazu berufen hatte. Ratzinger habe damals Maßstäbe gesetzt in „höchster Sorgfalt, intellektueller Präzision und Unbestechlichkeit des römischen Lehramtes“. Auch sein theologisches Werk sei von „außergewöhnlicher Qualität“. Zu Recht werde Ratzinger als einer der großen katholischen Intellektuellen der Gegenwart angesehen.
„Wer soll das denn alles lesen?“
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Einen persönlichen Akzent setzte Kardinal Müller mit einer Anekdote aus seiner Zeit als Herausgeber der gesammelten Schriften Joseph Ratzingers. Als er dem emeritierten Papst den ersten Band überreichte und von den geplanten 16 Bänden mit rund 25.000 Seiten sprach, habe Benedikt gefragt: „Gerhard, wer soll das denn alles lesen?“ Müller sagte, er habe darauf geantwortet: „Heiliger Vater, ich weiß es nicht, aber ich kenne die Person, die das alles geschrieben hat.“
Der Kardinal betonte, dass die Gesamtausgabe der theologischen Werke nicht den Zweck habe, Leser einzuschüchtern. Sie sei vielmehr „ein Geschenk an die ganze Kirche – auch an die kommenden Generationen“. Jeder könne daraus schöpfen, je nach spirituellen, theologischen oder kulturellen Interessen.
Christentum ist Begegnung, nicht Ideologie
Kardinal Müller wies auch darauf hin, dass Ratzinger immer wieder betont habe, dass das Christentum keine bloße Weltanschauung sei, sondern vielmehr die Begegnung mit einer Person, mit Jesus Christus.
Auch die Kirche dürfe nicht missverstanden werden als bloß menschliche Organisation oder moralische Institution. Die Kirche Christi sei die Gemeinschaft der Jünger, die bekennen: „Wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14).
Die komplette Aufzeichnung der Heiligen Messe mit deutschem Kommentar:








