Kreuzdebatte: Bayerns Entscheidung erntet Lob und Kritik

Bischof Voderholzer: "Das Kreuz ist Zeichen einer Revolution der Liebe" - Kardinal Marx: Entscheidung löst "Spaltung, Unruhe, Gegeneinander“ aus - Markus Blume: "Wer sich zum Kreuz bekennt, wer Kreuze aufhängt, der muss sich nicht rechtfertigen"

"Wir stellen das Kreuz auf die Gipfel unserer Berge. Nicht die Nationalfahne oder andere Symbole menschlicher Herrschaft, wie dies andere zu anderen Zeiten vielleicht gerne gesehen hätten, sondern das Kreuz. Weithin soll es sichtbar sein", so Bischof Rudolf Voderholzer.
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Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg hat sich angesichts der deutschlandweiten Kreuzdebatte dazu bekannt, dass das Kreuz "als Zeichen einer Revolution der Liebe" in den öffentlichen Raum gehört. Scharfe Kritik dagegen äußerte Kardinal Reinhard Marx an der Entscheidung der bayerischen Regierung.

"Das Kreuz hat seinen Platz überall dort, wo Menschen auf ihre Verwurzelung in unserer Kultur der Liebe und Barmherzigkeit verwiesen werden sollen", betont Bischof Voderholzer in einer am 27. April veröffentlichten Stellungnahme angesichts der Debatten nach der Entscheidung der bayerischen Regierung, ab 1. Juni auch in Behördeneingängen des Freistaates ein Kreuz aufzuhängen. 

"Das Kreuz ist Inbegriff der abendländischen Kultur. Es ist Ausdruck einer Kultur der Liebe, des Erbarmens und der Lebensbejahung. Es gehört zu den Fundamenten Europas", so der Regensburger Oberhirte.

Darüberhinaus erinnerte Voderholzer daran, dass das Kreuz in Krankenzimmern "zum Halt für die Kranken, und zur Stärkung für die, die tagaus tagein sich um die Pflege kümmern und auf diese Weise Christus dienen" hänge, dass es an Unfallorten am Straßenrand stehe, "zur Erinnerung, zum Trost, zur Mahnung", wie auch auf Berggipfeln und Friedhofsgräbern, in den Herrgottswinkeln und auf dem Altar. 

"Wir hängen es in unsere Klassenzimmer, nicht um die Gewalt zu verherrlichen, wie manche unerleuchtete Kreuzeskritiker meinen, sondern um den jungen Menschen das Vorbild für wahre menschliche Würde und Freiheit vor Augen zu stellen", so Bischof Voderholzer.

Kardinal Reinhard Marx, der 2015 noch in seiner Karfreitagspredigt im Münchner Liebfrauendom ebenfalls betont hatte, dass das Kreuz in Klassenzimmer und Gerichtssäle gehöre, hat dagegen nun Bayerns Entscheidung scharf kritisiert.

Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" sagte der Erzbischof von München und Freising sogar, dass dieser Schritt "Spaltung, Unruhe, Gegeneinander" verursache.

Zur Begründung erklärte Kardinal Marx, das Kreuz sei "ein Zeichen des Widerspruchs gegen Gewalt, Ungerechtigkeit, Sünde und Tod, aber kein Zeichen gegen andere Menschen". Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen werde, so Marx weiter, habe man es nicht verstanden. "Dann würde das Kreuz im Namen des Staats enteignet." Es stehe dem Staat nicht zu, zu erklären, was das Kreuz bedeute, sondern der Kirche, so Marx.

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Regierungschef Markus Söder und andere CSU-Politiker teilen diese erzbischöfliche Interpretation der Regierungsentscheidung offensichtlich nicht. Im Gegenteil.

"Wer sich zum Kreuz bekennt, wer Kreuze aufhängt, der muss sich nicht dafür rechtfertigen, denn er bekennt sich gerade zu den notwendigen Wertegrundlagen unserer offenen Gesellschaft und liberalen Demokratie", erklärte CSU-Generalsekretär Markus Blume. Er warnte vor falsch verstandener Toleranz:

"Die größte Bedrohung der christlichen Werte kommt nicht von außen, sondern von innen. Wir schützen unsere Identität, um auch künftig so weltoffen sein zu können, wie wir das heute in diesem Freistaat sind."

Den Vorwurf, die Regierung enteigne das Kreuz oder sehe es nur als kulturelles Symbol, wies Markus Söder von sich. "Natürlich ist das Kreuz in erster Linie ein religiöses Symbol", sagte der Ministerpräsdent Bayerns gegenüber Medien. Doch im Kreuz bündele sich auch die Grundidee eines säkularen Staates - ein Aspekt, den die Autorin Birgit Kelle in einem Kommentar der "Welt" ebenfalls unterstrich:

"Jeder Muslim, jeder Atheist und jeder Andersgläubige kann sich unter diesem Kreuz sicher fühlen. Es steht nicht für einen Herrschaftsanspruch, sondern für eine Selbstverpflichtung, jeden Menschen unabhängig von seiner Herkunft, seinem Glauben, seinem Können oder seinem Geschlecht gleich und anständig zu behandeln".

Dies liege am speziellen Verständnis des Christentums von einer Trennung der Machtbereiche, so Kelle weiter: "'Mein Königreich ist nicht von dieser Welt' ist die Antwort Jesu auf die Frage nach seinem Herrschaftsanspruch im Hier und Heute. Es ist die Absage an den Gottesstaat und damit übrigens ein Vorbild für alle Religionen, die das möglicherweise anders sehen".

Aus genau diesem Grund, so Bischof Voderholzer, stellten Christen auch ein Kreuz auf die Gipfel der bayerischen Berge:

"Nicht die Nationalfahne oder andere Symbole menschlicher Herrschaft, wie dies andere zu anderen Zeiten vielleicht gerne gesehen hätten, sondern das Kreuz. Weithin soll es sichtbar sein, das Kreuz, das Zeichen des Heils und des Lebens, in dem Christus Himmel und Erde, Gott und Men­schen, Opfer und Täter miteinander versöhnt hat."

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