London - Samstag, 10. November 2018, 16:09 Uhr.
Eine neu veröffentlichte Studie hat ergeben, dass fast die Hälfte der Länder Geburtenraten aufweist, die unter dem Reproduktionsniveau liegen, was bedeutet, dass die Bevölkerungszahl ohne Einwanderung schrumpfen wird.
Die in der Novemberausgabe von "The Lancet" veröffentlichte Studie untersucht Bevölkerung und Fertilität nach Alter und Geschlecht in 195 Staaten zwischen den Jahren 1950 und 2017.
Die Studie wurde von der Bill & Melinda Gates Foundation finanziert und ist Teil einer größeren Analyse der weltweiten Verbreitung von Krankheiten, der Global Burden of Disease Analysis. Sie ergab, dass die Geburtenraten um mehr als 49 Prozent gesunken sind. Die Studie weist auf, dass Frauen im Durchschnitt weniger Babys bekommen: 2,4 Kinder im Jahr 2017 – verglichen mit 4,7 Kindern im Jahr 1950.
Um die Bevölkerung zu erhalten, muss die Geburtenrate bei etwa 2,1 Kindern liegen.
Die Weltbevölkerung ist seit 1950 um fast 200 Prozent gewachsen, obwohl Forscher befürchten, dass weniger Geburten zu mehr älteren Menschen führen werden als Kinder.
Professor Christopher Murray, der Direktor des Institute for Health Metrics and Evaluation an der University of Washington, sagte gegenüber der BBC, dass die Geburtenraten in der Hälfte der Länder niedriger sind als das Reproduktionsniveau.
"Nach den aktuellen Trends wird es nur sehr wenige Kinder und viele Menschen über 65 Jahre geben, und das ist sehr schwierig, die globale Gesellschaft zu erhalten", sagte er.
"Man bedenke die tiefgreifenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen einer Gesellschaft, die so aufgebaut ist: Mit mehr Großeltern als Enkeln."
Professor Murray weiter: "Wir haben den Wendepunkt erreicht, an dem die Hälfte der Länder eine Fertilitätsrate unter dem Reproduktionsniveau hat, wenn also nichts passiert, wird die Bevölkerung in diesen Ländern zurückgehen.... die Vorstellung, dass es die Hälfte der Länder der Welt ist, wird eine große Überraschung für die Menschen sein."
"Wir werden bald zu einem Punkt übergehen, an dem die Gesellschaften mit einer schrumpfenden Bevölkerung zu kämpfen haben."
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Er sagte, dass die Fertilitätsraten in weiter entwickelten Ländern wie den USA, Südkorea, Australien und in weiten Teilen Europas niedriger sind. Aufgrund der höheren Lebenserwartung und der Zuwanderung ist die Bevölkerung in diesen Ländern jedoch nicht zurückgegangen.
Die Studie ergab auch, dass drei Faktoren zum Rückgang der Fertilitätsraten beigetragen haben:
- mehr Bildung und Arbeit für Frauen,
- ein Rückgang der Todesfälle bei Säuglingen unter fünf Jahren sowie
- eine erhöhte Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln.
Als im Jahr 2014 ein Rückgang der Geburtenraten in den USA festgestellt wurde, verorteten Experten den Rückgang in einer Verschiebung des kulturellen Verständnisses über Sex und Geburt, so der "National Catholic Register".
Wie Mary Rice Hanson, die am Ethics and Public Policy Center arbeitet, zusammenfasste:
"Unsere Kultur sieht Kinder durch eine verzerrte Linse, wo Kinder Verlust und Last darstellen - verlorene 'Freiheit', verlorene Privatsphäre, verlorene Löhne, verlorene Reisemöglichkeiten, Unabhängigkeit, sogar Sex".
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