Kardinal Marx: "Wir brauchen einen neuen Patriotismus"

Kardinal Reinhard Marx im Presse-Saal des Vatikans am 6. November 2014.
CNA/Petrik Bohumil

Einen "Patriotismus der Solidarität" hat Kardinal Reinhard Marx gestern Abend in Dresden gefordert. Dazu gehöre auch die Trennung von Kirche und säkularem Staat.

"Wir brauchen einen Patriotismus der Solidarität, der verwurzelt ist im Eigenen und der offen ist für das, was an neuen Herausforderungen auf uns zukommt. Wir brauchen einen weltoffenen Patriotismus, der nicht nur auf unser Land schaut, sondern auch auf Europa und die Welt".

Gerade so werde das "Geschenk der Demokratie gesichert", so Marx bei einem politischen Empfang des Bistums Dresden-Meißen und der Katholischen Akademie des Bistums. 

Der Erzbischof von München und Freising forderte ein "verstärktes Engagement für eine freiheitliche Gesellschaft". Es gehe um Freiheit im politischen wie kirchlichen Raum.

"Der Kampf um die Freiheit ist nie zu Ende. Deshalb ist es wichtig, sich über Religions- und Weltanschauungsgrenzen hinweg zu vergewissern, wie wir dieses kostbare Geschenk der Freiheit nicht nur bewahren, sondern auch in die Zukunft tragen können."

Der Begriff der Freiheit, so der DBK-Vorsitzende, führe in das Zentrum des christlichen Menschenbildes.

"Freiheit ist die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Freiheit ist Voraussetzung für das, was wir Liebe nennen. Ohne Freiheit gibt es keine Liebe, sonst wäre es ein zwanghaftes Geschehen".

Die Botschaft der Heiligen Schrift von der Würde und der Gleichheit aller Menschen sei ein Grundfundament, "ohne das wir uns die westliche, christlich geprägte Kultur nicht vorstellen können".

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Marx erinnerte an das Jahr 1919 und die Verabschiedung der Weimarer Reichsverfassung als Ergebnis eines langen Prozesses, der die Geschichte bis dahin geprägt habe.

"Damals wie heute wissen wir, dass Religion und Gemeinwesen nicht einfach zu vermischen sind. Ein säkularer Staat betreibt nicht Religion, sondern organisiert das Gemeinwesen. Wir begrüßen den Staat, der mit Wohlwollen auf die Wirklichkeit der Religion schaut, der neutral, aber nicht indifferent ist, der ermöglicht, dass der Mensch sich in Freiheit öffentlich zur Religion bekennen kann. Hier muss auch die Religion selbst Verantwortung übernehmen, indem sie nicht Zwiespalt sät, sondern ihren sichtbaren und engagierten Beitrag für die Gesellschaft und deren Zusammenhalt leistet", sagte Kardinal Marx.

Das Jahr 1989 sei ein großes Geschenk der Freiheit gewesen. Zwei Jahre später habe Papst Johannes Paul II. davor gewarnt, dass ein neues System der Welt nicht gelingen könne, wenn sich ein primitiver Kapitalismus durchsetze.

"Es ist unsere Aufgabe, die verschiedenen Lebensgeschichten in Ost und West anzuerkennen und aufzuarbeiten, Teilhabe muss jeden Menschen in unserem Land erreichen. Deshalb brauchen wir einen neuen Patriotismus, keinen Nationalismus, sondern ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das nicht ausgrenzt", so Marx.

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