Trotz weiter bedrohlicher Lage: Neuer Priester in Sri Lanka geweiht

Ein Priester trägt ein Kruzifix in der Residenz von Kardinal Malcolm Ranjith am 30. April 2019
Lakruwan Wanniarachchi / AFP / Getty Images.

In Sri Lanka bleiben die katholischen Kirchen nach den verheerenden Bombenanschlägen, bei denen über 250 Menschen starben, geschlossen. Doch eine Pfarrei in einem kleinen Dorf im Osten der Insel feierte gestern die heilige Messe, und das zu einem ganz besonderen Anlass: Der Weihe eines neuen Priesters.

Es sei die erste öffentlich gefeierte heilige Messe im Land gewesen, sagte Pater Norton Johnson gegenüber der "Associated Press", seitdem acht Selbstmordattentäter zwei katholische Kirchen, eine protestantische Gemeinde, drei Hotels, eine Privatresidenz und einen Zoologischen Garten am 21 April angriffen.

Wie CNA Deutsch berichtete, wurden seit Ostersonntag sämtliche Gottesdienste in Sri Lanka abgesagt, während die Behörden weiterhin nach den Organisatoren der gezielten Terroranschläge gegen Christen und westliche Touristen fahnden.

Die Einladungen zur Priesterweihe im Dorf Thannamunai waren jedoch bereits verschickt worden.  Die Messe wurde daher wie geplant gefeiert, allerdings unter besonders scharfen Sicherheitsvorkehrungen. Statt der ursprünglich erwarteten mehreren tausend Teilnehmer waren einige hundert Katholiken anwesend.

"Die Menschen wollten die Messe feiern, sie wollten daran teilnehmen, aber sie hatten Angst, wie ich selber auch", sagte Johnson gegenüber der "AP". Das Sicherheitspersonal habe jedoch hervorragenden Schutz gewährleistet.

Die Polizei in Sri Lanka warnte unterdessen vor weiteren möglichen Anschlägen durch radikale Muslime, und Regierungsbeamte haben neue Sicherheitsvorkehrungen eingeführt, während Vertreter der katholischen Kirche vorübergehend praktisch alle Gotteshäuser im Land geschlossen haben.

Am vergangenen Sonntag beteten viele Menschen vor dem Fernseher in Sri Lanka mit, um dem Sonntagsgebot zu entsprechen: Kardinal Malcolm Ranjith, der Erzbischof von Colombo, feierte in seiner privaten Kapelle die Eucharistie. Die Feier wurde live übertragen und die Gläubigen ermutigt, am Bildschirm mitzufeiern.

Zur Priesterweihe am gestrigen Dienstag, waren über 300 Soldaten und Polizisten in das kleine Dorf gekommen. Sie durchsuchten vorbeifahrende Autos, sicherten den Umkreis der Kirche und überprüften alle Teilnehmer, bevor diese das Gotteshaus betreten konnten.

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Unterstützt wurden sie dabei von ehrenamtlichen Bürgerwehren der Pfarrei.

Nach Angaben von "AP" waren die Behörden besonders vorsichtig, weil die Kirche und das Dorf am Rande einer muslimischen Gemeinde liegen, in deren Nähe einer der mutmaßlichen Planer der Terroranschläge am Ostersonntag zum Heiligen Krieg aufgerufen hatte: Zahran Hashim predigte in der Gegend wiederholt über den bewaffneten Dschihad, so die Agentur.

Angst herrsche derzeit sowohl in den christlichen als auch den muslimischen Gemeinden, betonte Pater Johnsson und unterstrich, dass es nun wichtig sei, sich um Einheit zu bemühen.

"Es gibt in jeder Religion, in jeder Rasse Extremisten. Die tun gewisse Dinge. Aber wir können nicht eine ganze Gemeinschaft für diese Probleme beschuldigen, sagte er gegenüber "AP".

"Die muslimische Gemeinde hat Angst, und sie bedauern diese Anschläge, und soweit ich das für mich selber sagen kann, stehen wir zu ihnen."

Obwohl die Beteiligung des Islamischen Staates nicht offiziell bestätigt wurde, erklärten sich die mutmaßlichen Selbstmordattentäter in einem nach den Anschlägen veröffentlichten Video zu Anhängern von Abu Bakr Al-Baghdadi, dem Führer des IS.

Am 29. April wurde zudem ein Video mit Al-Baghdadi veröffentlicht. Es handelt sich um den zweiten Fernsehauftritt des IS-Anführers, seit der Ausrufung eines Kalifats im Jahr 2014. In dem Video lobte der Terrorist den Angriff in Sri Lanka und behauptete, dieser sei Rache für die Niederlage des IS in der syrischen Stadt Baghouz.

Während in Sri Lanka mittlerweile bereits mehr als 100 Personen verhaftet worden sind, sucht die Polizei laut einem Bericht der "BBC" nach etwa 150 weiteren Personen, von denen angenommen wird, dass sie Verbindungen zum Islamischen Staat haben.

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