Papst Franziskus fordert: Ein Nuntius darf den Papst nicht kritisieren

Ansprache von Papst Franziskus an die Nuntien am 13. Juni 2019 in der Sala Celementina, im Apostolischen Palast des Vatikans
Vatican Media

Treue gegenüber der Person des Papstes hat Franziskus von den diplomatischen Vertretern des Heiligen Stuhls eingefordert, die als Botschafter des Vatikans dienen. Ein Nuntius dürfe den Papst nicht kritisieren, so Franziskus.

Es sei "unvereinbar, ein päpstlicher Vertreter zu sein, der den Papst hinter seinem Rücken kritisiert, Blogs hat oder sich sogar Gruppen anschließt, die ihm, der Kurie und der Kirche von Rom feindlich gesinnt sind", sagte Franziskus am 13. Juni in seinen Anmerkungen, die an über 100 Nuntien im Apostolischen Palast des Vatikans verteilt wurden.

Er wolle "einfache Regeln" teilen, um den Diplomaten "bei der Erfüllung ihrer Mission zu helfen", so
Papst Franziskus.

Das 4.000 Worte umfassende Dokument bezeichnete er als "eine Art Zehn Gebote" für die Nuntien in der Ausübung ihres Dienstes an der Kirche.

Eines der zehn in dem Dokument skizzierten Prinzipien lautet: "Der Nuntius ist ein Mann des Papstes". Der dazugehörige Abschnitt besagt, dass "sicherlich jeder Mensch Vorbehalte, Vorlieben und Abneigungen haben könne". Ein guter Nuntius könne aber nicht scheinheilig sein.

Weitere in dem Dokument enthaltene Ermahnungen werden unter den Begriffen Barmherzigkeit, Gehorsam, Gebet, Nächstenliebe, Demut, Initiative und apostolischer Eifer beschrieben.

Es gibt mehrere aktuelle Anlässe dafür, warum Papst Franziskus mit drastischen Worten sowohl Gehorsam gegenüber seiner Person wie auch der Kirche einfordert.

Der prominenteste Fall betrifft ihn selbst, genauer: Die schweren Vorwürfe gegen seine Person im Fall McCarrick und weiterer Skandale, die der ehemalige Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano erneut bekräftigt hat.

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Zudem ist der Apostolische Nuntius in Frankreich, Erzbischof Luigi Ventura, mehrfach des sexuellen Fehlverhaltens gegenüber erwachsenen Männern beschuldigt worden. Sowohl in Kanada als auch Paris soll Ventura Männer sexuell belästigt haben.

Außerdem wird Erzbischof Francis Chullikatt, Apostolischer Nuntius in Kasachstan, Tadschikistan und Kirgisistan, beschuldigt, während seiner Amtszeit als Chefdiplomat des Vatikans bei den Vereinten Nationen in New York finanziell wie persönlich Misswirtschaft betrieben zu haben.

Da Papst Franziskus buchstäblich über Nuntien schreibt, die ein Blog betreiben, könnte man seine Anmerkungen auch auf den Apostolischen Nuntius in der Schweiz und in Liechtenstein beziehen, Erzbischof Thomas Gullickson. Der mit einem Twitter-Account verlinkte Blog Gullicksons enthielt bisweilen Artikel, die sich kritisch mit einigen Äußerungen von Franziskus auseinandersetzten. Der Twitter-Account des Nuntius wurde inzwischen gelöscht.

Courtney Grogan trug zur Berichterstattung bei.

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