Bethlehem-Mission: Eine Familie für Menschen, die selbst keine haben

Das Heilige Herz Jesu in einer Darstellung in der Kirche vom Allerheiligsten Sakrament in São Paulo, Brasilien
Wikimedia / The Photographer (CC0 1.0)

In der Metropole São Paulo leben mehr als 25.000 Menschen auf der Straße. Sie sind die "Straßenbrüder" – so nennen sie die Missionare der Bethlehem-Mission, die 2005 von Pater Gianpietro Carraro und Schwester Cacilda da Silva Leste gegründet wurde.

Das Charisma der Gemeinschaft besteht darin, das zu leben, was am Heiligabend geschah: "Inmitten der Armen gegenwärtig zu sein, damit Gott sie auf eine tiefere Weise erreichen kann."

Die Bethlehem-Mission begann damit, dass die Missionare zusammen mit ihnen auf der Straße lebten. Doch schon bald wurde ihnen klar, dass sie den Brüdern und Schwestern eine Unterkunft bieten mussten. So begannen sie ihre Arbeit, Männer und Frauen, Kinder und ältere Menschen von der Straße aufzunehmen – was in den meisten Fällen auch bedeutet, sie aus einem von Drogen, Gewalt und Missbrauch geprägten Leben herauszunehmen.

"Wer Gott nicht gibt, gibt zu wenig"

Diese Worte von Papst Benedikt XVI. wiederholen die Missionare der Bethlehem-Mission häufig. Pater Gianpietro erklärt, dass es ihn wie eine Wunde im Herzen schmerzt, wenn er jemanden sagen hört, dass es sich bei ihnen um ein Hilfswerk handelt. "Sicher, wir tun alles, was wir können, um unseren Brüdern und Schwestern zu helfen. Aber wir sind ein Evangelisierungswerk. Jesus heilte, predigte, segnete und blieb bei den Menschen, genau wie die Bethlehem-Mission. Wenn jemand zu uns nach Hause kommt, ist er bereits von Gott berührt worden. Denn es ist sehr schwierig, aus irgendeinem anderen Grund die Straße und die Drogen zu verlassen. In den letzten vierzehn Jahren haben sich 1.500 Menschen taufen lassen."

Zu den durch die Bethlehem-Mission Geretteten gehört Rafael de Jesús. Das in seiner Kindheit erfahrene Leiden führte ihn zu einem Leben voller Gewalt, Drogen, Raubüberfälle und Gefängnisaufenthalte. Er landete im Zentrum der Stadt São Paulo, weil er nicht mehr leben wollte. Er lebte sechs Jahre auf der Straße, war süchtig nach Crack, aß Müll. Er betete darum, dass Gott sein Leben nehmen möge, er wollte einschlafen und nicht mehr aufwachen.

"Als ich in der Bethlehem-Missionsstation ankam, fragte mich niemand, was ich falsch gemacht hatte. Stattdessen umarmten sie mich, schenkten sie mir ein Lächeln und boten mir Essen, ein Bad und neue Kleider an. Denn ich trug dieselbe Kleidung seit mindestens zwei Monaten, und seitdem hatte ich mich nicht mehr gewaschen. Ich wusste, dass Gott barmherzig ist, aber ich wusste nicht, inwieweit er es ist. Denn ich hatte viele Chancen gehabt und sie vergeudet. Ich war überzeugt, dass ich verloren war. Ich dachte, dass Gott bereits seine Hand von mir genommen hatte und dass ich auf der Straße sterben würde."

Heute ist Rafael Messdiener und plant, zu heiraten. "Ich fühle mich wieder wie ein menschliches Wesen."

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Gerade wegen der Evangelisierungsarbeit, die unter den "Straßenbrüdern" geleistet wird, wollte auch das päpstliche Hilfswerk "Kirche in Not" (ACN) Teil der Geschichte der Bethlehem-Mission werden.

Jeder, der in ein Bethlehem-Missionshaus aufgenommen wird, nimmt an einer Zeit der Einkehr teil. Er erhält auch das Geistliche Tagebuch – ein Monatsheft mit dem Tagesevangelium und einer Meditation über das Wort – sowie einen Raum, um niederzuschreiben, wie das Evangelium gelebt wird. Anhand des Tagebuchs lernen außerdem viele der Menschen, die dort aufgenommen werden, lesen und schreiben. Ohne die Mithilfe von ACN hätte dieses Material wohl kaum weiter verteilt werden können. ACN hat ebenfalls die Weitergabe des YOUCAT, des Katechismus für junge Menschen, unterstützt. Jeder im Missionshaus erhält nach sechs Monaten ein Exemplar des YOUCAT.

"Die Einheit der Kirche zu spüren, ist etwas Wunderbares. Wir arbeiten auf der Straße, und gleichzeitig lebt sehr weit weg ein häufig einfacher Mensch, der vielleicht nicht einmal sein Haus verlassen kann, der aber dazu seinen Beitrag leistet. Es ist wunderbar, denn dieser Wohltäter wird zu einem wahren Instrument der Evangelisierung. Wenn wir keine Bibeln und kein Material für die Katechese hätten, wie sollten wir arbeiten?", so Pater Gianpietro über die Hilfe von Wohltätern.

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