Das Jahr Johannes Pauls II., die Jugend auf dem Weg durch die Welt und die Ehre Gottes

Der Papst erzählt von den Ursprüngen des WJT und sendet die Jugendlichen in die Welt

Papst Johannes Paul II. mit Jugendlichen
pd

Am gestrigen Montag wurde auf diözesaner Ebene der XXXV. Weltjugendtag begangen. Daran hatte auch Papst Franziskus beim Angelusgebet erinnert.

Die Geschichte dieser "Sturzfluten des Lichts", wie sie Benedikt XVI. einmal nannte, hat ihre Wurzeln in der Vergangenheit, in der Jugendpastoral, die Karol Wojtyła in seinem Polen zur Zeit des kommunistischen Regimes durchgeführt hatte. Wir lassen uns diese Geschichte von seinen eigene Worten erzählen:

Gehen wir zum 6. April 1995 – 25 Jahre – zurück. In der Aula Paolo VI wird auch in diesem Jahr der Weltjugendtag auf diözesaner Ebene gefeiert. Die Diözese Roms ist die Diözese des Papstes und Johannes Paul II. feiert mit tausenden Jugendlichen. Nach einem Theaterstück von Marco Frisina, das dem heiligen Philipp Neri gewidmet ist und das später zu ein Theaterklassiker werden sollte, ergreift der Papst das Wort.

Seit einiger Zeit benutzt er den Gehstock, aber die Stimme ist kräftig, der Geist ist brillant.

"Es gibt keine offizielle Transkription dieser Rede – schreibt Angela Ambrogetti von ACI Stampa, der italienischsprachigen Schwesteragentur von CNA Deutsch – aber wir sind in ihrem Besitz dank der Archive von Radio Vatikan. Deshalb habe ich mich entschlossen, den gesamten Text vorzustellen, auch wenn er etwas lang ist. Er ist den Jugendlichen der Weltjugendtage aller Zeiten gewidmet":

"Nun, meine lieben Jugendlichen, ich hatte nicht erwartet, mich in so guter Gesellschaft zu befinden, vor allem in der Gesellschaft des heiligen Philipp Neri. Man konnte schon im Programm vorhersehen, dass wir heute Abend mit Philipp Neri zusammen sein werden, aber es versteht sich, dass wir zusammen sind, weil er das Oratorium gegründet hat, in dem immer Jugendliche waren und er liebte diese Gesellschaft der Jugendlichen Roms, er liebte Rom und ich befinde mich jetzt in der Gesellschaft des heiligen Philipp Neri und der römischen Jugendlichen. Also seid auch ihr alle diese gute Gesellschaft. Und den hier anwesenden Kardinälen möchte ich sagen: Macht euch keine Sorgen, weil der heilige Philipp Neri diesen roten Hut (A.d.R: gemeint ist der Kardinalshut) in die Luft geworfen hat... er war ein humorvoller Heiliger, er liebte die Scherze und er machte das auch mit diesem roten Hut, aber das ist nicht verpflichtend (lachen). Wenn es keine Kardinäle gäbe, gäbe es auch keinen Papst...!

Das ist ein kleiner Trost für die hier anwesenden Herrn Kardinäle! Und die Prälaten, man hat gesehen, dass der heilige Philipp Neri die Prälaten achtete, wie diesen Francesco, der zu seinem Oratorium kam und später Kardinal wurde....

Aber er hat uns sicherlich damit eine Skala der richtigen Werte hinterlassen. Er hat den roten Hut in die Luft geworfen und gerufen:´Paradies, Paradies!´ Denn es gibt keinen höhere Hierarchie als diese.

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Paradies, Paradies! Und jetzt weiß ich, warum ich diesen Stock mitgenommen habe... Vorher habe ich einige Jugendliche getroffen, die nicht mehr hier in der Aula Platz gefunden hatten und Don Stanislo meinte: Du musst etwas sagen! Und da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, habe ich mit Hilfe des Stocks kommuniziert; ich habe sie gefragt: Wisst ihr, warum der Papst den Stock hat? Nichts, nichts! Also, wenn ihr geduldig seid, wenn ihr bis zum Ende wartet, dann werde ich es euch sagen. Jetzt kann ich den Jugendlichen, die draußen stehen – und es sind viele – sagen: Ich benutze diesen Stock, weil ihn auch der heilige Philipp Neri benutzt hat!

Und der Herr hat uns die Heiligen gegeben, um sie zu imitieren. Ich, ohne es zu wissen, habe den heiligen Philipp Neri imitiert und dann sehe ich... er hat einen Stock gehabt! Also eine Ähnlichkeit gibt es!

Ein armes Zeichen, ein kleines Zeichen, aber es ist ein Zeichen. Sicher sind das zwei Dinge, die weit voneinander entfernt sind: ein Heiliger zu sein, der heilige Philipp Neri, und ein Papst zu sein. Ein Heiliger und ein Papst, aber manchmal dürfen auch die Päpste danach trachten, Heilige zu sein!

Und dann habe ich daran gedacht, wie wir zu diesen Weltjugendtagen gekommen sind. Wie ich dazu gekommen bin. Und ich erinnere mich, als ich noch in Polen war traf ich mich oft mit den Jugendlichen, in Gruppen die ´Oasen´ genannt wurden, ´Oasen der Jugend, der Jugendlichen´. Und sie haben ungefähr das gesungen (Worte auf polnisch). Ihr versteht das alle, nicht? Seht her, wenn jemand gesagt hätte: Schau, da kommt der polnische Papst, um die Kurie und Rom zu ´polnisieren´, da seht ihr die Früchte!

Also, es bedeutet: Wenn wir die Welt durchqueren, müssen wir Gott loben, ihn ehren. Das haben die Jugendlichen gesungen. Und dieser Same des Lieder reifte lange Zeit, bis hin ins Jahr 1984... 1984 hatte ein anderer großer Freund, die Vereinten Nationen, ein Jahr der Jugend organisiert. Sie haben organisiert, haben angekündigt, wir haben es gemacht! Das war nicht das erste und letzte Mal! Es gab auch das Jahr des Lebens. Sie haben es angekündigt haben organisiert, haben versucht, etwas zu machen. Aber wir haben es gemacht. Endlich!

Und am Schluss ist sogar eine Enzyklika herausgekommen, die mit den Worten Evangelium vitae beginnt!

Nun... Evangelium vitae, eben weil wir diese Realisten sind, realistische Menschen, die Heiligen waren Realisten, der heilige Philipp war sehr realistisch. Man sieht das an diesem Stock, an diesem Oratorium, an diesem Werfen des Kardinalshutes, das alles war christlicher Realismus der Heiligen. Die Heiligen sind Realisten. Das polnische Lied sagt, die Welt zu durchqueren... das war ein Traum. Wie sollte man in diese Welt kommen, wenn alles geschlossen ist, wenn es die Kommunisten gibt, wenn es den EIsernen Vorhang gibt und all diese Dinge. Aber der Herr hat uns mit seiner Mutter getragen, komm hierher nach Rom! Und dann von Rom aus in die Welt, um die Welt zu durchqueren. 

Diese Durchquerung der Welt hat in den Philippinen begonnen... nein, nicht in den Philippinen, von Mexiko aus... Mexiko, Guadalupe!

Und mit diesen Reisen, mit diesen Besuchen auf der ganzen Welt, habe ich verstanden: Wenn man ein sozusagen moderner Papst sein will, auf dem Laufenden... dann kann man nicht nicht reisen. Das bedeutet nicht so sehr herumgehen; die zeitgenössische Art des Gehens ist mit dem Flugzeug zu reisen, malheureusement! Leider, aber das ist so. Also hat man begonnen, zusammen mit den Jugendlichen zu gehen. Sie sind die großen Wanderer. Auch ich war ein Wanderer als ich jung war, jetzt weniger. Aber ich habe es nicht ganz aufgegeben, denn manchmal machen wir unter Führung meines Don Stanislao den ein oder anderen Spaziergang, einen Ausflug in die Berge, wie vor zwei Tagen; und dann schreibt die Presse darüber.

Sie schreiben: Dieser Papst hat erneut, schon wieder einen Ausflug gemacht. Wir haben uns getäuscht, er ist dahin und dorthin gegangen... Aber jetzt mache ich das auf offizielle und offene Art. Ich gehe in das Val D´Aosta, in die Dolomiten, nach Lorenzago. Denn wir müssen Wanderer sein! Was hat der himmlische Vater getan, um uns zu begegnen? Er hat uns seinen Sohn gesandt! Er hat uns seinen Sohn gesandt! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch! Also war er gesandt!

Der Vater hat mich gesandt! Und er ist gekommen, also war es ein Weg für ihn.

Und ich habe in der ersten Enzyklika geschrieben, dass der Mensch der Weg der Kirche ist, der Weg der Kirche. Man geht. Wie Jesus zu uns gekommen ist, gesandt vom Vater, so müssen wir mit den Menschen gehen, mit unseren Brüdern und Schwestern, gemeinsam gehen. Und die Jugendlichen sind privilegiert, sie haben gute Beine, nicht? Sie sind gut im Gehen. Aber ich gebe nicht auf, auch ich wandere! (Applaus). Und wir haben schon ein bisschen von dieser Welt zusammen mit den Jugendlichen durchquert. Wir haben in Rom begonnen, aber dann sind wir sofort nach Südamerika, nach Buenos Aires, wo unser Kardinalpräfekt herkommt, der Präsident des Rates für die Laien, er ist aus Buenos Aires, Argentinien (Kardinal Pironio); das war die erste Erfahrung. Dann die zweite Erfahrung, das war Santiago de Compostela, hier in der Nähe, aber ein großer Ort der europäischen Wallfahrten. Compostela, Santiago de Compostela; ihr wisst, was Santiago bedeutet? Giacomo! Jacobus! Jakob! Also James (lachen). Also, Santiago de Compostela. Dann gab es Jasna Gora, Tschenstochau (Applaus) Und dann Denver. In Denver haben unsere amerikanischen Brüder gedacht: Was? So viele Jugendliche, wenn die hierherkommen, wenn die hierherkommen, moderne, amerikanische Jugendliche, was werden wir dann tun, wie viele Polizeieinsätze, so viel Polizei, die sich mobilisiert. Und am Ende: nichts! (Applaus). Es gab niemanden, der festgenommen wurde, man musste die Jugendlichen nicht bremsen. Was für ein Ding. Das ist ein Wunder. Das ist eine außergewöhnliche Sache, merkwürdig, eine merkwürdige Sache, merkwürdige Jugendliche. Wenn sie nicht stehlen, wenn sie nicht gewalttätig sind, dann sind sie merkwürdig.

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Und so ist es geblieben. Denver, ein Zeichen des Widerspruchs zu dieser reichen, überreichen, opulenten Gesellschaft ist so geblieben; mit diesen Jugendlichen, die auch so schlafen konnten, auf der Erde, ohne alle Bequemlichkeiten, gehen, pilgern, singen, froh sein, froh sein! Wieder haben wir hier unseren Philipp Neri. Und sofort, als ich in Denver war, habe ich den Vorsitzenden der Bischofskonferenz der Philippinen eingeladen und zu ihm gesagt: Wäre es nicht gut für euch, auch so einen Tag zu machen? Jaa! Jaaa! (lachen). Und so sind wir auf die Philippinen gekommen. Es war im Januar, denn bei ihnen ist es zu heiß, da kann man nicht im August kommen wie nach Santiago, wie nach Polen nach Jasna Gora, wie nach Dever; also Januar, da haben wir mehr Platz. Und man blickt voraus nach Paris, in zwei Jahren!

Man erwartet Paris, aber in der Zwischenzeit braucht es immer Rom, diesen nicht neokatechumenalen aber auch... auch neokatechumenalen Weg! Dieser Weg, der von Rom ausgegangen ist, kehrt immer wieder nach Rom zurück, jedes Jahr, am Palmsonntag. In zwei Tagen ist Palmsonntag; er kehrt immer wieder nach Rom zurück und hier in Rom, würd ich sagen, findet er einen neuen Ausgangspunkt! Diese Jahr erwarte man auch einen europäischen Ausgangspunkt. Den von Loreto, das, wenn ich mich nicht irre, die 700 oder 800 Jahre der Überführung dieses Hauses – man weiß nicht wie - aus Nazareth, des Hauses der Gottesmutter zum Heiligtum nach Loreto feiert. Und man begeht dieses Jubiläum feierlich, man lädt die Jugendlichen nach Loreto ein im September... ich mache keine Werbung... ihr seid die Protagonisten, ich bin ein armer Nachfolger, ein Nachfolger der Jugendlichen. Wo sie mich hinbringen, dorthin gehe ich. Also gehen wir, so Gott will, auch nach Loreto, dann nach Paris. Wir werden sehen. Und andere auf der Welt sagen schon: Zu uns, zu uns, ihr werdet bei uns sein! Wir werden sehen!

Dieser große Weg, diese große Wallfahrt durch die Welt um uns dann auf das Jahr 2000 vorzubereiten.

Ihr habt vielleicht einen Brief gesehen, den ich geschrieben habe: Tertio millenium adpropinquante...könnt ihr ein bisschen Latein, nicht so sehr! Also, das heißt, dass sich das dritte Jahrtausend nähert. Es nähert sich der Moment, in dem Jesus, das Wort des Vater, der Sohn des Vaters, seinen Weg zu uns begonnen hat und dieser sein Weg mit uns dauert schon zwei Jahrtausende, das ist nicht wenig. Es ist wenig und es ist nicht wenig. Aber es sind diese zwei Jahrtausende, die Er vorhergesehen hat und Realität werden ließ. Das ist viel, zwei Jahrtausende. Mit göttlichen Kriterien, mit den Kriterien der Ewigkeit, ist es natürlich nicht viel. Aber die Zeit lässt uns teilhaben an der Ewigkeit Gottes. Durch die Zeit, durch die Jahre, die Tage, die Minuten, jetzt und auch durch Jahrzehnte und Jahrhunderte gehen wir durch die Welt um zu Gott zu gelangen, Und es gibt einige Momente, einige Jahre, die Jubiläum heißen und wieder begegnen wir dem heiligen Philipp Neri. Jubiläum heißt jubilieren, heißt sich zu freuen, fröhlich zu sein, vor Freude zu singen, zu hüpfen, wie es unsere – wie sagt man – Balletttänzer getan haben.

Und was soll man noch zu Marco Frisina und seiner Komposition sagen? Über die, die für uns gesungen und gespielt haben? Man geht besser, wenn sie singen. Der Gesang hilft beim Gehen. Er hilft auf dem Weg, um energischer voranzuschreiten, um kraftvoller zu beten, wenn ein großer Heiliger und Kirchenlehrer gesagt hat: Qui cantat bis orat ... verstehst ihr das? Wer singt, betet doppelt.

Also ein Dank unseren Ballett-, Orchester- und Chorkünstlern, wir schätzen euch sehr. Sie haben uns geholfen, diesen unseren heutigen Weg zu gehen, den römischen Weg, um der Freude zu begegnen, die in der Person unseres heiligen Philipp Neri Gestalt angenommen hat. So kann ich allen Jugendlichen sagen, die am kommenden Sonntag versammelt sein werden, unser Weg der Jugend , unsere Jugendtage sind nach Rom zurückgekehrt, um einen weiteren Weg durch die Welt zu beginnen. Denn ihr seid so, da kann man nichts machen bei euch! Wenn ihr nicht unterwegs seid, dann seid ihr nicht zufrieden. Und jetzt müsst ihr schon seit vielen Stunden sitzen... zwei Stunden sitzen und still sein, mein Gott!

Und so sage ich zu dir, Philipp Neri: Lass sie gehen. Es ist zu viel für sie, lass sie gehen!

Und so geht, geht durch ganz Rom, geht in die ganze Welt und wie ich euch mit diesem polnischen Lied erinnert habe: Wenn ihr durch die Welt geht, versucht, Gott zu loben, Gott zu loben, denn das ist der Zweck unseres ganzen Seins. Der Zweck des ganzen Seins ist die Ehre Gottes! Und der heilige Irenäus sagte über den Menschen: Gloria Dei vivens homo. Die Ehre Gottes ist der Mensch, der lebt. Und dann sagte er noch: Vita autem hominis visio Dei. Das Leben des Menschen aber ist die Anschauung Gottes. Das Leben jedes menschlichen Wesens, jeder menschlichen Person, ist es, Gott zu schauen. Ich wünsche euch das. Gott am Ende eures Weges zu sehen. Und nun genug, genug. In diesem Punkt will ich den heiligen Philipp Neri nicht imitieren: Er hat zu viel geredet. Und er hat gesagt, er hat erklärt, dass er zu viel redet, dass er – auch wenn er schon alt ist – zu viel redet. Nun, auch der Papst ist alt, er redet zu viel. Das widerspricht einem heiligen Patron Roms nicht!

Also: Gloria Dei vivens homo, vita homini visio Dei. Ich lasse euch die Worte des heiligen Irenäus für eure Betrachtung! So, genug!

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