Kreuzweg auf dem Petersplatz: Der Papst betet in der Pandemie für die Leidenden und Helfer

Via Crucis in der Finsternis: Papst Franzisus auf dem Petersplatz am Karfreitag, 10. April 2020
Vatican Media

Die weltweite Coronavirus-Pandemie war ein düsterer Schatten über dem dunklen Vatikan, in dem nur kleine Feuer und Lichter in dieser Nacht flackerten: Papst Franziskus hat am Karfreitagabend auf einem verlassenen Petersplatz für alle gebetet, die den Leidenden dienen.

Zum Abschluss des Kreuzweges betete der Papst:

"Gott, du ewiges Licht, du Tag, an dem die Sonne nicht untergeht, schenke allen, die dir die Ehre geben und sich dem Dienst an den Leidenden an den unzähligen Orten des Leidens der Menschheit widmen, die Fülle deiner Gaben. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen."

Danach erteilte der Vicarius Christi seinen apostolischen Segen.

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten wurden die 14 Stationen des Kreuzwegs nicht im Kolosseum gebetet, in dem viele Christen als Märtyrer starben, sondern auf dem leeren Petersplatz.

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Auf Bitten des Papstes waren die Betrachtungen in der Haftanstalt "Due Palazzi" im norditalienischen Padua geschrieben worden: Zu den Verfassern gehörten Eltern, deren Tochter ermordet wurde, das Kind eines zu lebenslanger Haft verurteilten Mannes, ein Richter, die Mutter eines Gefangenen, ein Justizvollzugsbeamter – und ein unschuldiger Priester, der nach acht Jahren in Haft freigesprochen wurde.

Die Reflexionen, die in der ersten Person geschrieben waren, aber ihre Verfasser nicht namentlich nannten, wurden vorgelesen, während eine kleine Gruppe Gläubiger das Kreuz um den ägyptischen Obelisken in der Mitte des Petersplatzes trug.

Unter den Katholiken, die das Kreuz trugen, waren auch zwei Mediziner, die in Rom im Einsatz gegen COVID-19 arbeiten: Esmeralda Capristo, eine Internistin, und Paolo Maurizio Soave, ein Anästhesist. Beide behandeln Coronavirus-Patienten in der Universitätsklinik Gemelli sowie im Krankenhaus "Columbus Covid 2"

Nach den ersten acht Stationen zog die Gruppe vor den Petersdom. Die 12. Station, "Jesus stirbt am Kreuz", wurde vor dem Pestkreuz aus der Kirche San Marcello gebetet, dem die Befreiung Roms vom Schwarzen Tod im Jahre 1522 zugeschrieben wird.

Das Kruzifix steht seit dem 27. März im Petersdom oder auf dem Petersplatz dem Papst zur Seite - dem Tag, an dem der Pontifex Mamius seinen Segen Urbi et Orbi inmitten eines sintflutartigen Regengusses erteilte.

Gestern Abend stand das Kruzifix Papst Franziskus gegenüber, der auf einer Plattform unter der Fassade des Petersdoms Platz genommen hatte.

Das Presse-Amt des Heiligen Stuhls veröffentlichte am Freitag eine Botschaft von Papst Franziskus, in der er den Mitgliedern der Pfarrei und JVA "Due Palazzi" für die Zusammenstellung der Meditationen dankte.

"Ich danke Ihnen, dass Sie ein Stück Ihrer Geschichte mit mir teilen", schrieb der Papst. "Gott erzählt von sich selbst und spricht zu uns in einer Geschichte. Er lädt uns ein, aufmerksam und barmherzig zuzuhören."

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Hannah Brockhaus trug zur Berichterstattung bei.

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