Überfüllte Flüchtlingslager in Bangladesch: Wenig Schutz vor Coronavirus

Flüchtlingslager in Bangladesch
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Durch Händewaschen und Abstandsregeln wird weltweit die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie bekämpft. Migranten und Flüchtlinge können diese jedoch oft nicht in der Praxis umsetzen, warnt eine Sprecher der Caritas in Bangladesch.

Inmanuel Chayan, Kommunikationsbeauftragter der Caritas Bangladesch, warnte, dass viele Menschen, die in Lagern in Bangladesch leben, nicht die Richtlinien des öffentlichen Gesundheitswesens zur Bekämpfung des Virus befolgen können.

"Die Rohingya stehen nicht nur vor der Herausforderung, in überfüllten und dürftigen Unterkünften mit bis zu zehn oder mehr Menschen in einem Raum zu leben, sondern sie benutzen auch öffentliche Latrinen und Wassereinrichtungen, und dort, wo sie Lebensmittelverteilungen erhalten, ist der Platz begrenzt", schrieb Chayan am 26. Juni auf der Website der Caritas. "Sie können nicht die richtigen Abstands- oder Hygienemaßnahmen aufrechterhalten, um eine wirksame Prävention gegen die Ausbreitung des Coronavirus sicherzustellen".

Als Rohingya identifiziert sich die überwiegend muslimische ethnische Bevölkerung aus dem Staat Rakhine (Rakhaing / Arakan) in Burma. Die burmesische Regierung erkennt diese Selbst-Bezeichnung jedoch nicht an, sondern klassifiziert die Volksgruppe als illegale Einwanderer aus Bangladesch. Gleichzeitig kämpfen seit Jahren islamistische Separatisten und Dschihadisten – etwa die Terror-Organisation "Arakan Rohingya Salvation Army" (ARSA) – für einen eigenen muslimischen Staat der Rohingya auf Grundlage der Scharia. Dabei wurden auch nicht-muslimische Bürger der eigenen Volksgruppe durch Islamisten, etwa Hindus, nach Einschätzung von "Amnesty International" gefoltert und zu einer "Bekehrung" zum Islam gezwungen. Im Zuge einer blutigen Eskalation von Gewalt der ARSA-Dschihadisten gegen burmesische Polizeibeamte ging die burmesische Regierung seit spätestens 2016 mit zunehmender Gewalt und stellenweise gezielten Gräueltaten gegen die Volksgruppe vor. Dabei sollen ganze Dörfer niedergebrannt und die Zivilbevölkerung vertrieben worden sein. 

Die überfüllten Unterkünfte der geflohenen Rohingya in Bangladesch indessen sind schlecht gerüstet für die Pandemie, so Chayan. Die Bevölkerungsdichte in den Lagern mache es fast unmöglich, Hygiene-Abstände aufrechtzuerhalten. Zudem seien örtliche Krankenhäuser überlastet.

Bislang wurden in den Lagern nur einige Dutzend Fälle von COVID-19 identifiziert. Die tatsächlichen Zahlen könnten jedoch weitaus höher liegen, da es an angemessenen Tests fehlt. Darüber hinaus haben starke Regenfälle während der Monsunzeit das Risiko von Überschwemmungen und Erdrutschen erhöht.

Caritas Bangladesch bietet in den Lagern unter anderem Seifen- und Hygienesets an, installiert Handwaschstationen und informiert über den Coronavirus. Gleichzeitig forderte Chayan politische Konsequenzen gegen Burma: Die internationale Gemeinschaft müsse dessen Regierung dazu bewegen, die Minderheit wieder in Rakhine anzusiedeln, so der Caritas-Sprecher.

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