Kardinal Ranjith kritisiert Freilassung Verdächtiger der Oster-Anschläge des Jahres 2019

Kardinal Malcolm Ranjith am 13. Januar 2015.
Alan Holdren / CNA Deutsch

Ein schwerer Schlag für die Angehörigen der Toten und zahlreichen Opfer des islamistischen Terrors in Sri Lanka: Eineinhalb Jahre nach den Bombenanschlägen auf Kirchen und Hotels, bei denen 259 Menschen getötet und weitere 500 verletzt wurden, sind fünf der sieben Verdächtigen von der Regierung des Landes freigelassen worden.

Zur Begründung teilte die Regierung mit, dass die Verdächtigen aus "Mangel an Beweisen" freigelassen werden mussten.

Kardinal Malcolm Ranjith von Colombo sowie Freunde und Familienangehörige der Opfer sagten jedoch, dass sie befürchten, die Freilassung die Folge von Korruption und schlechter Ermittlungsarbeit der srilankischen Kriminalpolizei sei.

"Es ist traurig und bedauerlich, dass diejenigen, die mutmaßlich an den Angriffen beteiligt gewesen sein sollen, freigelassen werden", so Ranjith laut "UCA News" auf einer Pressekonferenz am 3. Oktober.

"Diejenigen, die körperlich und seelisch betroffen sind, warten darauf, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Es ist bedauerlich, dass die Ermittlungen nicht so verlaufen, wie sie sollten", fügte der Kardinal hinzu.

Am 21. April letzten Jahres sprengten sich mehrere radikalisierte Muslime während der Ostergottesdienste in zwei katholischen Kirchen und einer protestantischen Kirche sowie in vier Hotels und einem Wohnkomplex in die Luft. Der Islamische Staat "IS" bekannte sich später zu der Serie von Anschlägen.

Kardinal Ranjith sagte, Sicherheitsbeamte hätten ihm vor einigen Monaten bestätigt, dass gegen viele der Verdächtigen, die verhaftet worden waren, ausreichende Beweise vorlägen.

Unter den Freigelassenen befindet sich Riyaj Bathiudeen, der Bruder von Rishad Bathiudeen, dem Parteichef des All Ceylon Makkal Congress in Sri Lanka. Selbst nach Aussagen von Polizeibeamten soll dieser an den Explosionen beteiligt gewesen sein. Er wurde nach 168 Tagen Haft entlassen. Am 4. Oktober protestierten Angehörige der Opfer der Osterbombenanschläge vor der St. Sebastianskirche in Katuwapitiya, gut 30 Kilometer nördlich von Colombo, und forderten eine faire und gründliche Untersuchung sowie juristische Konsequenzen.

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"Meine Familie und mein Kind wurden beide bei dem Bombenanschlag in Katuwapitiya getötet. Wir brauchen eine faire Lösung", sagte S. Fernando, einer der Demonstranten, gegenüber UCA. "Vier der sieben Verdächtigen, die zusammen mit Riyaj Bathiudeen im Zusammenhang mit dem Anschlag verhaftet und mehrere Monate lang von der CID festgehalten wurden, sind freigelassen worden, und keiner von ihnen wurde jemals vor Gericht gebracht."

Am selben Tag behauptete Sri Lankas Präsident Gotabaya Rajapaksain einem Facebook-Posting, dass die nationale Sicherheit die oberste Priorität seiner Regierung sei – und bei der Freilassung des des Massenmordes verdächtigen Politiker-Bruders "keine Absprachen" mit dem Abgeordneten Bathiudeen getroffen worden seien.

Tatsächlich soll Medienberichten zufolge aber genau dies der Fall sein: Um Unterstützung für Verfassungsänderungen zu sichern, die dem Präsidenten "weitreichende Befugnisse" einräumen würden, soll Rajapaksa mit dem Bruder des mutmaßlichen Terroristen offensichtlich einen politischen Deal gemacht haben.

Die Katholische Kirche fordert eine Untersuchung und Aufklärung der Umstände. "Jeder, der mit diesen Menschen zu tun hatte, die die Bomben gezündet haben, selbst ihre Bankkonten und ihre Telefongespräche, muss untersucht werden", forderte Kardinal Ranjith im Februar.

Die Anschläge hatten weltweit Entsetzen und Trauer ausgelöst, und wurden scharf verurteilt. Dabei gerieten mehrere westliche Politiker, allen voran der deutsche Außenminister Heiko Maas, in die Kritik: Der Politiker habe bewusst vermieden, das Wort "Christen" zu verwenden. Tatsächlich sprach Maas in seiner Stellungnahme nur über "Betende und Reisende".

Sri Lanka ist eine Inselnation im Indischen Ozean, südwestlich des Golfes von Bengalen, mit einer Bevölkerung von mehr als 21 Millionen Menschen. Mehr als 70 Prozent der Sri-Lanker sind Buddhisten, etwa 13 Prozent sind Hindus, fast 10 Prozent sind Muslime und weniger als 8 Prozent sind Christen. Es gibt 1,5 Millionen Katholiken im Land, was die überwältigende Mehrheit der Christen in Sri Lanka ausmacht.

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