Bischof Algermissen: "Beim 'Synodalen Weg' wird zu viel politisiert"

Bischof Heinz-Josef Algermissen
Bistum Fulda

Der emeritierte Bischof von Fulda, Bischof Heinz Josef Algermissen, hat Kritik am "Synodalen Weg" geübt. Im Interview mit der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" berichtet der Geistliche von seiner Begegnung mit Papst Franziskus und dessen Bedenken hinsichtlich der Debatten-Veranstaltung der deutschen Bischofskonferenz und des Zentralrats der deutschen Katholiken.

"Ich bin auch in großer Sorge, wenn ich an Deutschland denke", so Papst Franziskus am 7. Oktobe, so Algermissen. Franziskus habe angesichts des "Synodalen Weges" nicht mehr tun können, als den Katholiken in Deutschland einen Brief zu schreiben.

Papst: Brief noch ohne Wirkung

In seinem Schreiben hatte der Pontifex Ende Juni 2019 angesichts der – wörtlich – "Erosion" und des "Verfalls des Glaubens" im Land die Gläubigen zur Bekehrung, zum Gebet und Fasten aufgerufen. 

Die Verkündigung des Glaubens sei der erste und eigentliche Auftrag der Kirche, und dies muss somit auch das Ziel eines "Synodalen Wegs" sein, mahnte Franziskus in seinem historischen Schreiben.

Laut Bischof Algermissen war Franziskus sehr verwundert darüber, dass dieser Brief "eigentlich kaum eine Wirkung" gehabt habe. "Ich habe noch kaum eine Reaktion auf diesen Brief, die zeigte, dass meine Impulse auch richtig verstanden werden", gibt Algermissen in der "Tagespost" die Worte des Pontifex wider. Algermissen habe dem Papst daraufhin geantwortet, dass in Deutschland ein "Verdrängungsmechanismus" herrsche und medial die "immergleichen Fragen" diskutiert werden – zulasten einer wirklichen theologischen Substanz.

Wahrheitsfindung per Abstimmung?

Algermissen kritisiert in der "Tagespost", dass beim "Synodalen Weg" zu viel "politisiert" werde, "wie im Deutschen Bundestag". Bei Glaubensfragen gebe es jedoch keine "Ergebnisoffenheit", da man über Wahrheit nicht per Mehrheitsbeschluss bestimmen könne. Der Bischof wörtlich:

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"Wir müssen einen roten Faden in allen Bistümern finden, der uns verbindet und auf dem Weg mit der Weltkirche einbindet. Ohne sich auf den Primat der Evangelisierung zu einigen, bliebe der 'Synodale Weg' ein Kurieren an Symptomen ohne probate Therapie. Wir müssen an die wirkliche Quelle. Das ist das Entscheidende in einem Land, das zunehmend unter dem Verlust des Glaubens und der Gottesbeziehung leidet. Das kam auch im Gespräch mit dem Heiligen Vater zum Tragen. Er sagte mir: 'Sie müssen die entscheidenden Punkte vor Augen haben'."

Bei "weiteren Gesprächen in Rom" sei deutlich geworden, dass man in vielen Teilen der Weltkirche argwöhnisch auf die Katholische Kirche in Deutschland blicke, so Algermissen. Im Kontext des "Synodalen Weges" habe er "nur Bedenken und ängstliche Fragen" gehört.

"Wisst ihr nicht, dass ihr weniger als zwei Prozent der Weltkirche seid?" - mit diesem Vorwurf sei er häufig konfrontiert worden. "Natürlich ist in Rom bekannt, dass die Katholiken in Deutschland viel Gutes in der Welt tun", berichtet der emeritierte Bischof. "Aber die Sorge ist groß, dass der 'Synodale Weg' gutgeht."

Algermissen warnte davor, dass der "Synodale Weg", der  keinerlei Rechtsverbindlichkeit besitzt, am Ende eine "tiefe Enttäuschung" hinterlassen könne.

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