Was wir laut Papst Franziskus vom Völkermord an Armeniern lernen können

Papst Franziskus beim Gebets-Besuch der Apostolischen Kathedrale von Etschmiadzin am 24. Juni 2016.
L'Osservatore Romano

Die Katastrophe des Völkermords an den Armeniern ist eine Lektion für die gesamte Menschheit: Das hat Papst Franziskus am ersten Tag seiner Armenienreise gesagt.

Nach seiner Ankunft im Präsidentenpalast am heutigen Freitag sprach der Heilige Vater mit dem armenischen Staatspräsidenten, Sersch Sargsjan, sowie hochrangigen Vertretern von Politik und Gesellschaft. Er erinnerte an die heilige Messe im Petersdom im vergangenen Jahr, an der sowohl der Präsident als auch Vertreter der Armenischen Apostolischen Kirche teilnahmen, darunter der Katholikos Karekin II., das Oberhaupt der Kirche.

"Der Anlass war die Erinnerung an die Jährung, zum hundertsten Male, des Metz Yeghérn, des "großen Übels", das euer Volk befiel und den Tod einer großen Vielzahl von Menschen verursachte", sagte der Papst. "Leider war diese Tragödie, dieser Völkermord, die erste einer Reihe entsetzlicher Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts, die ermöglicht wurden durch verdorbene rassistische, ideologische oder religiöse Ziele, welche die Köpfe der Quäler so weit verdunkelten, dass sie sich Vernichtung ganzer Völker vornahmen."

"Aus der Erfahrung, welche verderblichen Folgen der Hass, Vorurteile und eine völlig enthemmte Herrschsucht im vergangenen Jahrhundert geführt haben, drücke ich heute meine lebhafte Hoffnung aus, dass die die Menschheit aus diesen tragischen Erfahrungen lernt, verantwortungsvoll und klug zu handeln, um der Gefahr vorzubeugen, zu solchen Schrecken zurückzukehren", sagte Franziskus.

Papst Franziskus hatte schon früher, am 12. April 2015, im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes im Petersdom anläßlich des 100. Jahrestags des Genozids vom Völkermord gesprochen. 

Wie üblich hatte die Türkei, allen voran ihr Staatspräsident Erdogan, mit äußerst scharfem Protest reagiert: Die Türkei streitet den Völkermord an Christen bis heute ab. Der wissenschaftliche Konsens sieht jedoch in den Massenmorden und der systematischen Vernichtung von Armeniern und anderen Christen während des Ersten Weltkriegs durch muslimische Türken einen klaren Fall von Völkermord: Rund 1.5 Millionen Armenier, Aramäer, Assyrer und Pontos-Griechen, darunter viele Frauen und Kinder, wurden gezielt gefoltert, unmenschlich gequält und ermordet.

Auch der deutsche Bundestag hat den Völkermord anerkannt, was wieder zu Protesten und Kritik von türkischer Seite geführt hatte.

Papst Franziskus indessen konzentrierte sich am heutigen Freitag auf Armenien. Das Land ist stolz darauf, der erste christliche Staat der Geschichte zu sein – seit dem Jahr 301. Heute sind 93 Prozent seiner Einwohner Mitglieder der altorientalischen Kirche. 

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So hieß denn Staatschef Sargsjan auch den Papst "Willkommen in der ersten christlichen Nation". 

In seiner Rede würdigte Franziskus "das armenische Volk, dass, erleuchtet vom Licht des Evangeliums, selbst in den tragischsten Momenten seiner Geschichte, immer im Kreuz und der Auferstehung die Kraft fand, erneut aufzustehen und seine Reise mit Würde fortzusetzen." Dabei verwies er auch auf das Ende der kommunistischen Herrschaft durch die Sowjet-Union vor 25 Jahren.

Mit Blick auf die Lage der Welt heute sagte der Papst, dass heute manche Christen "sogar mehr als die ersten Märtyrer" an Verfolgung erlitten. 

"Gleichzeitig bleiben zuviele Konflikte in verschiedenen Teilen der Welt ungelöst, verursachen Leid, Zerstörung und die Zwangsmigration ganzer Völker", fügte er hinzu.

Politiker seien aufgefordert, Konflikte zu beenden, "mutig und ohne zögern", um Frieden zu schaffen, Gerechtigkeit zu fördern, und die Opfer von Aggression und Verfolgung verteidigen und aufnehmen.

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"Gott segne und schütze Armenien, ein Land erleuchtet vom Glauben, dem Mut der Märtyrer und der Hoffnung, die sich als stärker erweist als alles Leiden", schloss der Papst.