Papst Franziskus: "Die oberste Regel der brüderlichen Zurechtweisung ist die Liebe"

Papst Franziskus spricht in der Audienz-Halle im Vatikan am 3. November 2021
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Die brüderliche Zurechtweisung ist ein bewährtes Mittel unter gläubigen Frauen und Männern, einander in Liebe auf Fehler und sündhaftes Verhalten hinzuweisen: Daran hat Papst Franziskus mit Blick auf die Correctio Fraterna am heutigen Mittwoch im Vatikan erinnert.

Papst Franziskus sprach in der Generalaudienz am 3. November über diese Jahrhunderte alte Praxis, die ihren Ursprung im Evangelium nach Matthäus (Matth 18,15-17) hat. Die brüderliche Zurechtweisung, die auch der heiligen Benedikt von Nursia seinen Mönchen empfahl, kann vom vertraulichen Gespräch unter vier Augen über eine Unterredung mit Zeugen bis hin zu einem Dialog in der Gemeinde führen, bei der es zu einem Ausschluss uneinsichtiger Sünder kommen kann.

Franziskus betonte heute dazu: "Die oberste Regel der brüderlichen Zurechtweisung ist die Liebe: das Wohl der Brüder und Schwestern zu wollen. Und sehr oft bedeutet das auch: Die Probleme und Schwächen der anderen ertragen, in Stille und Gebet, um dann den richtigen Weg zu finden, ihm zu helfen".

"Das ist nicht einfach", räumte der Papst ein. "Das Einfachste ist, zu schwätzen. Den anderen durchzuhecheln - als ob ich perfekt wäre! Das sollte man nicht tun, sondern sich um Sanftmut, Geduld, Gebet, Nähe bemühen".

Der Papst sprach über die Correctio Fraterna in seiner live übertragenen Ansprache in der Audienzhalle des Vatikans. Es war die 14. Betrachtung in seinem Katechesezyklus über den Galaterbrief des Apostels Paulus, und dem Abschnitt über das "Wandeln im Geist" (Galater 5,16-17).

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"Der Geist ist der Wegweiser auf dieser Reise in der Nachfolge Christi, einer wunderbaren, aber auch anstrengenden Reise, die in der Taufe beginnt und ein Leben lang andauert. Denken wir an eine lange Wanderung in den Bergen: Sie ist faszinierend, das Ziel lockt uns, aber sie erfordert viel Mühe und Ausdauer", sagte der Pontifex. 

"Wandeln im Geist" weise auf eine Aktion, eine Bewegung, eine Dynamik hin, fuhr Franziskus fort, "die uns nicht bei den ersten Schwierigkeiten stehen bleiben lässt, sondern uns dazu anregt, auf die Kraft, die von oben kommt, zu vertrauen".

Auch der Apostel Paulus schließe sich selbst in die Mahnung ein, auf dem Weg Christi zu wandeln, betonte er. Paulus erhebe sich nicht über seine Gemeinschaft, sondern stelle sich "in die Mitte des Weges aller, um ein konkretes Beispiel dafür zu geben, wie notwendig es ist, Gott zu gehorchen und immer mehr und immer besser auf die Führung des Geistes zu reagieren".

"Wie schön, wenn wir Hirten finden, die mit ihrem Volk gehen und sich nicht davon ablösen", so der Papst wörtlich am heutigen Mittwoch. "Das ist so schön - das tut der Seele gut!"

Nach der Ansprache wurde eine Kurzfassung der Katechese des Papstes in sieben Sprachen verlesen, und nach jeder Zusammenfassung begrüßte er die Mitglieder der jeweiligen Sprachgruppe. In seinem Grußwort an die deutschsprachigen Pilger sagte der Papst: "Erinnern wir uns daran, dass die Gemeinschaft der Kirche nicht nur die Brüder und Schwestern auf dieser Welt umspannt, sondern auch unsere lieben Verstorbenen. Wenn wir im Geist wandeln, sollen wir auch das geistliche Werk der Barmherzigkeit vollbringen, für sie zu beten, auf dass sie bald zum Ziel der ewigen Gottesschau gelangen."

Die Audienz schloss mit dem Vaterunser und dem Apostolischen Segen.

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