Papst Franziskus: Halbierung der Jesuitenzahlen weltweit ist Demuts-Lektion

Papst Franziskus spricht zu sieben Jesuiten in der apostolischen Nuntiatur in Athen, Griechenland, 4. Dezember 2021.
Vatican Media

Papst Franziskus ist nicht nur ein Jesuit – und der erste Jesuit, der Papst geworden ist: Er hat zahlreiche Ordensbrüder in Schlüsselstellen des Vatikans befördert, arbeitet informell intensiv mit Jesuiten jenseits offizieller Kanäle, um seine Ziele zu erreichen – und besucht auf jeder Auslandsreise persönlich die Patres seines Ordens, der Societas Jesu (SJ) vor Ort – so wie zuletzt Anfang Dezember in Griechenland. 

Umso schmerzhafter ist für ihn, dass sein Orden, der auf Deutsch offiziell Gesellschaft Jesu heißt, immer weiter schrumpft. Wie die "Catholic News Agency" (CNA) meldet, hat Franziskus dies bei einem privaten Treffen mit Jesuiten in Athen selber angesprochen. Der Papst sagte Ordensbrüdern, dass der rasante Rückgang eine Gelegenheit sei, Demut zu lernen.

"Eine Sache, die Aufmerksamkeit erfordert, ist der Rückgang der Gesellschaft [Jesu]. Als ich ins Noviziat eintrat, waren wir 33.000 Jesuiten. Wie viele sind es jetzt? Mehr oder weniger die Hälfte", sagte der Papst während eines privaten Treffens mit Jesuiten in Athen, Griechenland, am 4. Dezember.

Seine Kommentare wurden am Donnerstag in der ebenfalls von Jesuiten geführten Zeitschrift La Civiltà Cattolica veröffentlicht.

"Was meint der Herr damit? Demütige dich, demütige dich! Ich weiß nicht, ob ich mich erklärt habe", sagte Franziskus, der als erster Jesuit auch Papst geworden ist. "Wir müssen uns an die Demütigung gewöhnen."

2018 veröffentlichte Daten des Center for Applied Research in the Apostolate (CARA) in Washington, D.C., belegen, dass die Zahl der Jesuiten seit 1965 sogar um mehr als die Hälfte geschrumpft ist.

Auf ihrem Höhepunkt vor 56 Jahren gab es weltweit noch 36.000 Jesuiten. Im Jahr 2017 war diese Zahl auf 15.842 gesunken, stellte CARA fest. Dennoch sind die Jesuiten sind nach wie vor der größte Männer-Orden der Welt.

Das Zentrum erklärte im September, dass 61 Prozent der Jesuiten jetzt in Südasien, Lateinamerika, Afrika und im asiatisch-pazifischen Raum leben und nur 39 Prozent in Europa und Nordamerika.

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"Wir werden weiter schrumpfen", sagte Papst Franziskus zu sieben Mitgliedern der Jesuiten, die in Griechenland sind. "Diese Situation ist für viele Orden und Kongregationen typisch".

Franziskus wies darauf hin, dass ein Rückgang der Berufungen in den Orden letztlich nicht von ihnen abhängt, sondern von Gott, der die Menschen zu dieser Berufung ruft.

Papst Franziskus, der 1958 in den vom heiligen Ignatius gegründeten Orden eintrat und von 1973 bis 1979 Provinzoberer in Argentinien war, sagte, dass es neben soziologischen Gründen "eine tiefere Wahrheit" gebe, warum es heute so viele weniger Jesuiten gebe.

"Ich glaube, dass der Herr uns eine Lehre für das Ordensleben gibt", sagte er. "Für uns hat es eine Bedeutung im Sinne der Demütigung. In den Exerzitien weist Ignatius immer wieder darauf hin: auf die Demütigung."

Während des einstündigen Treffens sprach Papst Franziskus auch über den Tod und wie ein Jesuit seine letzten Tage verbringen sollte.

"Es geht darum, im Alter voller Arbeit anzukommen, vielleicht müde, voller Widersprüche, aber mit einem Lächeln, mit der Freude, seine Arbeit getan zu haben", so der Papst, der am 17. Dezember 2021 seinen 85. Geburtstag feiert.

"Das ist die große Müdigkeit eines Menschen, der sein Leben gegeben hat", sagte er und zog einen Gegensatz zwischen einer "hässlichen, neurotischen Müdigkeit" und einer "guten Müdigkeit".

"Wenn du dieses Alter lächelnd siehst, müde, aber nicht verbittert, dann bist du ein Lied der Hoffnung. Ein Jesuit, der unser Alter erreicht und weiterarbeitet, die Widersprüche erträgt und sein Lächeln nicht verliert, wird ein Lied der Hoffnung", sagte er.

Der Papst erinnerte an einen Film, den er einst als Junge gesehen hatte und in dem es um einen Soldaten ging, der aus dem Krieg zurückkehrte, "müde, verwundet, aber mit einem Lächeln, weil er zu Hause war und seine Pflicht getan hatte".

"Wie im Leben, so im Tod muss der Jesuit die Nachfolge Jesu Christi bezeugen", sagte er. "Diese Aussaat der Freude, die 'Schüchternheit', das Lächeln, ist die Gnade eines vollen, erfüllten Lebens. Ein Leben mit Sünden, ja, aber voll von der Freude des Dienstes an Gott." 

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