Papst Franziskus: "Gott hat keine Angst vor unseren Sünden"

Papst Franziskus bei der Veranstaltung in der Audienzhalle am 19. Januar 2022
Vatican Media

Papst Franziskus hat die Menschen ermutigt, Gottes Barmherzigkeit im Sakrament der Versöhnung – die Beichte – zu erfahren, und daran erinnert, dass die Vergebung Gottes größer ist als die "hässlichste" Sünde.

"Gott hat keine Angst vor unseren Sünden, er ist größer als unsere Sünden", sagte der Papst bei seiner Generalaudienz am 19. Januar.

"Gott vergibt immer: Prägt euch das in euren Kopf und in euer Herz ein. Gott verzeiht immer. Wir sind diejenigen, die müde werden, um Vergebung zu bitten. Aber er vergibt immer, auch die hässlichsten Dinge", sagte er in der Audienzhalle des Vatikans.

In seiner Rede über Gottes "Zärtlichkeit" und Barmherzigkeit sagte Papst Franziskus, dass die "Dinge Gottes uns immer durch die Vermittlung menschlicher Erfahrungen erreichen".

 

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Franziskus wörtlich: "Zärtlichkeit ist der beste Weg, um das zu berühren, was in uns zerbrechlich ist. Seht, wie Krankenschwestern die Wunden der Kranken berühren: mit Zärtlichkeit, um sie nicht noch mehr zu verletzen. Und so berührt der Herr unsere Wunden mit der gleichen Zärtlichkeit".

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"Deshalb ist es wichtig, der Barmherzigkeit Gottes zu begegnen, vor allem im Sakrament der Versöhnung, im persönlichen Gebet mit Gott, in der Erfahrung von Wahrheit und Zärtlichkeit".

Gottes "Zärtlichkeit", so der Papst, sei "größer als die Logik der Welt" und könne "eine unerwartete Art sein, Gerechtigkeit zu üben".

"Ohne diese 'Revolution der Zärtlichkeit' ... riskieren wir, in einer Gerechtigkeit gefangen zu bleiben, die es uns nicht erlaubt, leicht aufzustehen, und die Erlösung mit Bestrafung verwechselt", sagte er.

 

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Am Ende seiner per Livestream übertragenen Audienz richtete der Papst seine Gedanken auf die Menschen, die heute im Gefängnis sitzen.

"Aus diesem Grund möchte ich heute in besonderer Weise unserer Brüder und Schwestern im Gefängnis gedenken", sagte er.

Franziskus fuhr fort: "Es ist richtig, dass diejenigen, die einen Fehler begangen haben, für ihren Fehler bezahlen, aber es ist ebenso richtig, dass diejenigen, die einen Fehler begangen haben, sich von ihrem Fehler befreien können".

"Es kann keine Verurteilungen geben ohne Fenster der Hoffnung", sagte der Papst den Zuhörern der wieder einmal nur spärlich besetzten Audienzhalle sowie allen, die per Livestream von daheim die Veranstaltung verfolgten. "Denken wir an unsere Brüder und Schwestern im Gefängnis, denken wir an die Zärtlichkeit Gottes für sie und beten wir für sie, damit sie in diesem Fenster der Hoffnung einen Ausweg zu einem besseren Leben finden."

 

Bei der Generalaudienz am 19. Januar rief der Pontifex auch zum Gebet für Tonga und die Betroffenen des Vulkanausbruchs vor dem Inselstaat im Südpazifik auf. (Bild: Vatican Media)

Die heutige Veranstaltung über die "Zärtlichkeit" war die achte Generalaudienz von Papst Franziskus in einem Zyklus von Katechesen über den heiligen Josef. Dieser begann im November 2021.

Die Generalaudienz in dieser Woche widmete der Papst ganz offiziell einer Betrachtung über den Heiligen als "Vater der Zärtlichkeit".

Im Rahmen dieses Themas betrachtete er einen Bibelvers aus dem Buch Hosea (11,3-4):

"Ich war es, der Efraim gehen lehrte, / der sie nahm auf seine Arme. Sie aber haben nicht erkannt, / dass ich sie heilen wollte. Mit menschlichen Fesseln zog ich sie, / mit Banden der Liebe. Ich war da für sie wie die, / die den Säugling an ihre Wangen heben. / Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen". 

Der argentinische Pontifex interpretierte diese Stelle –  die in der Exegese mit einer Befreiung durch Gott veglichen worden ist, wie der Israels vom Joch Ägyptens – wie folgt: "Es ist wunderschön, diese Beschreibung aus der Bibel, die Gottes Beziehung zum Volk Israel zeigt. Und es ist die gleiche Beziehung, von der wir glauben, dass der heilige Josef sie mit Jesus hatte", sagte er.

Die Generalaudienz endete mit einem Gebet um die Fürsprache des "Vaters der Zärtlichkeit": 

Heiliger Josef, Vater der Zärtlichkeit,
lehre uns, zu akzeptieren, dass wir gerade in dem geliebt werden, was unsere Schwachheit ausmacht.
Gib, dass wir zulassen,
dass unsere Armseligkeit von der Größe der Liebe Gottes berührt wird.
Wecke in uns den Wunsch, das Sakrament der Versöhnung zu empfangen,
damit uns vergeben wird und auch wir fähig werden,
unsere Brüder und Schwestern in ihrer Armut zärtlich zu lieben.
Sei all jenen nahe, die Unrecht getan haben und den Preis dafür zahlen;
Hilf ihnen, nicht nur Gerechtigkeit, sondern auch Zärtlichkeit zu erfahren,
damit sie einen Neuanfang wagen können.
Und lehre sie, dass man diesen Neuanfang am besten damit beginnt,
aufrichtig um Vergebung zu bitten.

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Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.