"Ist die Coronavirus-Pandemie eine Strafe Gottes?"

Predigt des Regensburger Oberhirten geht auch auf das Urteil über das Gottesdienst-Versammlungs-Verbot des Bundesverfassungsgerichtes ein

Bischof Rudolf Voderholzer im Dom zu Regensburg am Ostersonntag, 12. April 2020
Christian Beirowski

Auch auf das Urteil über das Gottesdienst-Versammlungs-Verbot des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe ging der Bischof ein: Am Ostersonntag hat Monsignore Rudolf Voderholzer einen Pontikfikalgottesdienst im Regensburger Dom gefeiert. Im Anschluss an die Heilige Messe erteilte er allen Gläubigen den Päpstlichen Segen mit vollkommenem Ablass und weihte die Speisen. Aufgrund der Corona-Beschränkungen musste der Gottesdienst im Dom ohne Gläubige gefeiert werden. Allerdings nahmen viele Gläubige auch am Ostersonntag per Livestream, oder über das Fernsehen am Gottesdienst teil. Die feierliche musikalische Gestaltung des Pontifikalamtes übernahmen Domkapellmeister Christian Heiß, gemeinsam mit den Chorleitern der Regensburger Domspatzen Max Rädlinger und Kathrin Giehl.

"Ist die Pandemie eine Strafe Gottes?"

Zu Beginn des Gottesdienstes richtete Bischof Voderholzer einen Ostergruß an alle Gläubigen im Bistum Regensburg und forderte sie auf, trotz aller Schmerzen und Beschränkungen, die Osterfreude in der Natur zu sehen, oder in den Ostersymbolen der Kirche, wie der Osterkerze, oder dem Osterwasser. Auch die vielen geschmückten Kirchen im Bistum Regensburg und die Verkündigung des Evangeliums gehören dazu. In seiner Predigt ging Bischof Rudolf vor allem auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie ein, die auch die Kirche momentan schwer trifft. Zum ersten Mal in der Geschichte können Christen nicht in Gemeinschaft das Osterfest feiern. Er stellte sich in seiner Predigt auch die Frage, was wir alle aus dieser Krise lernen können. Ist die Pandemie vielleicht eine Strafe Gottes? Seine klare Antwort: "Nein!". Die Menschen haben zu lange gedankenlos vor sich hingelebt und sich zu wenige Gedanken über die Folgen dieses Verhaltens gemacht. Der Regensburger Oberhirte findet dazu deutliche Worte in seiner Predigt: "Fest scheint jedoch zu stehen: Die Pandemie und ihre Auswirkungen sind die Folge einer Kette von Schuld und menschlichem Versagen, in der sich menschliche Hybris, Stolz, Leichtsinn und Profitgier zu einer unheilvollen Allianz verbinden. Nein, liebe Schwestern und Brüder, Gott hat das Corona-Virus nicht geschickt. Das brauchte er nicht. Der Mensch hat es sich geholt und verbreitet in einer komplexen Verbindung vieler Elemente einer Kultur des Todes. Und nun leiden alle, und wie so oft trifft es die Ärmsten am schlimmsten."

"Krise ist Möglichkeit zur Gewissenserforschung"

Desweiteren setzte er sich in seinen Predigtworten mit zentralen Themen unserer Zeit auseinander, wie etwa dem Klima- und Lebensschutz, der Bedeutung der Sonn- und Feiertage für die Menschen. Auch auf das Urteil über das Gottesdienst-Versammlungs-Verbot des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe ging der Bischof ein. Zusammenfassend stellte er klar: "Die Zeit der Corona-Pandemie muss uns auch zur Zeit der Gewissenserforschung werden". Auch stellte auch er die Frage in den Raum: "Brauchen wir nicht eine neue, zeitgemäße Formulierung einer Naturrechtslehre, die ausgeht von einer größeren Wahrnehmung und Wertschätzung des von der Schöpfung vorgegebenen; Schöpfung neu zu denken, die eben nicht weitgehend ein Konstrukt des Menschen, sondern Gabe des Schöpfers ist". Dazu zählt auch die Ehrfurcht und der Respekt vor der Vaterschaft und Mutterschaft, sowie eine artgerechte Tierhaltung und die verantwortungsvolle Wertschätzung für landwirtschaftliche Produkte.

"Lobbyisten des Lebens"

Die Auferstehung von Jesus Christus impliziert alle Christen zu "Lobbyisten des Lebens", so Bischof Rudolf. In diesem Kontext bedankte er sich ausdrücklich bei  "allen die gerade jetzt in dieser Stunde im Einsatz sind. Im Dienst an bedrohten, kranken und sterbenden Menschen, in einem Krankenhaus, einem Altenheim, auf einer Palliativstation oder in einem Hospiz". Denn nur wenn alle Menschen die Krise "als Aufruf zur Gewissenserforschung" nutzen, kann auch "tatsächlich Segen und Heil aus ihr erwachsen".

Zum Abschluss des Gottesdienstes erbat Bischof Rudolf Voderholzer noch den päpstlichen Segen für alle Gläubigen, weihte die Speisen und richtete sich noch einmal mit sehr persönlichen Worten an die Gläubigen vor den Bildschirmen und forderte sie auf, die "Osterbotschaft weiterzutragen, so wie es in diesen eingeschränkten Bedingungen möglich ist".

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