Hat Hillary Clintons Haltung zu Abtreibung und Religion ihr die Wahl gekostet?

Hillary Clinton
Shutterstock/Evan El Amin

Nach der Niederlage Hillary Clintons am Dienstag im Wahlkampf um die Präsidentschaft der USA haben Mitglieder ihrer Partei der Demokraten ihre Unterstützung der Abtreibung kritisiert – und ihren Umgang mit religiösen Wählern.

"Hillary Clinton und die Demokratische Partei haben am Dienstag die Wahl zu einem Großteil wegen ihrer extremen Haltung zur Abtreibung verloren, die viele potentielle Clinton-Wähler abgestossen hat", teilte die Gruppe "Demokraten für das Leben" mit. 

Bereits vor der Wahl hätten die "Democrats for Life" die Parteiführung gewarnt, dass die Partei langsam sterbe und sich selber zunehmend irrelevant mache, wenn sie nicht in einen Dialog mit den Lebensschützern in den eigenen Reihen trete, so Direktorin Kirsten Day.

Hillary Clinton unterstützt die Abtreibung von Kindern bis kurz vor ihrer Geburt. 

Der Kandidat der Republikanischen Partei, Donald Trump, der am 8. November die Wahl zum Präsidenten der USA gewann, unterstützte 1999 noch "Partial-Borth Abortion". Mit Teilgeburtsabtreibung wird in den USA die Abtreibung von Kindern nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel durch eine Methode bezeichnet, die – außer in Ausnahmefällen – mittlerweile auch dort verboten ist.

Bei der jetzigen Wahl kandidierte Trump dagegen mit einem Programm, das Spätabtreibungen nicht mehr zulassen will. Zudem hat Donald Trump angekündigt, Richter zum Supreme Court zu berufen, die Lebensschützer sind.

Im Gegensatz dazu hatte Hillary Clinton sich im Wahlkampf nicht nur für eine Legalisierung von Abtreibungen bis kurz vor der Geburt eingesetzt, sondern auch für eine Finanzierung von Abtreibung durch Steuergelder – was seit vierzig Jahren in den USA durch das "Hyde Amendment" verboten ist. 

Für Kirsten Day ist klar: Diese radikale Haltung zur Abtreibung hat den Demokraten viele Wählerstimmen gekostet. 

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In Bundestaaten wie Wisconsin und Pennsylvania, die traditionell die Demokraten wählen, habe Clinton wegen dieser Haltung viele Stimmen verloren unter den "Millionen Abtreibungsgegnern in der eigenen Partei", aber auch potentielle Wähler unter den "soft Republicans" und Unentschiedenen. 

"Sie setzte sich für eine extremistische Abtreibungsplattform ein", kritisierte Day.

Ihre Gruppe ist nicht die einzige Stimme aus den eigenen Reihen, die so deutlich Clintons Haltung verurteilt. Auch Präsident Obamas Wahlkampfleiter der Kampagne im Jahr 2012, Michael Wear, hat die Unterstützung Clintons von Maßnahmen, die auf eine von Spätabtreibungen – also von Kindern nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel – als "moralisch verwerflich" bezeichnet. 

Wie wichtig der Umgang mit diesem Thema für die Partei ist, zeige schon allein, dass die Plattform der demokratischen Partei das Wort "Abtreibung" 19 Mal nennt, erklärte EWTN-Kommentator Dr. Matthew Bunson.

Tatsächlich ist die Parteirhetorik zum Thema Abtreibung für viele Demokraten wie Republikaner toxisch und abstoßend. 

"Das Abtreibungsprogramm war nicht nur ein Stinkefinger an die Adresse der 21 Millionen Demokraten, die gegen jede Form von Abtreibung sind", so Robert Christian, Chefredakteur des "Millenial Journal" gegenüber CNA, "sondern auch gegen alle gerichtet, die die Republikaner nur wegen des Abtreibungsthemas gewählt haben – und gegen die weiteren Millionen Demokraten, die zumindest eine Begrenzung der Abtreibung wollen". 

"In einer knappen Wahl hätten viele Themen Hillary zum Sieg verhelfen können, aber wir können uns sicher sein, das ihr Abtreibungs-Absolutismus einer der Punkte war, die sie die Wahl gekostet haben", fügte Christian hinzu.

Der junge Demokrat betont, er habe von "Dutzenden und Aberdutzenden" Progressiven und lebensschützende Demokraten gehört, und von "jungen Katholiken, die aufrichtig an die Lehre der Kirche glauben", die alle nicht für Hillary Clinton stimmten wegen ihrer Haltung und Rhetorik zum Thema Abtreibung.

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Der Umgang der Clinton-Kampagne mit religiösen Wählern ist im Nachgang zur Niederlage am Dienstag ebenfalls ein Schwerpunkt kritischer Analyse. Unter weißen Katholiken etwa verlor Clinton 23 Prozentpunkte an Trump – eine solche hohe Marge gab es zuletzt vor 16 Jahren. Unter Katholiken insgesamt hatte Trump einen immer noch satten Vorsprung von sieben Prozent.

Obamas Wahlkampfdirektor Wear übte in einer Reihevon Tweets scharfe Kritik an Clintons Umgang mit religiösen Wählern: Ihre Bemühungen, diese anzusprechen hätten "total versagt", so Wear wörtlich. Zudem habe die Kandidatin praktisch nie über ihren eigenen Glauben gesprochen. 

"Man kann gar nicht überbetonen, wie dumm diese Entscheidung war", fügte er hinzu. 

"Bourgeoiser Liberalismus, der in aufgeklärtem Selbstinteresse wurzelt, sozial-libertären Positionen und technokratischem Pragmatismus ist nicht die richtige Antwort auf populistischen Nationalismus", so Wear.

"Demokraten müssen sich der Solidarität verschreiben, der Menschenwürde, und echter Gleichberechtigung, und die Partei neu aufbauen auf Basis einer Vision sozialer, wirtschaftlicher und globaler Gerechtigkeit; das kann nur erreicht werden, indem man mit religiösen Humanisten aller Religionen zusammenarbeitet."

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