Die Heilung gebrochener Herzen: Das Gebet einer syrischen Schwester für ihr Land

Flüchtlinge im syrischen Bürgerkrieg im Jahr 2015
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Während die syrische Bevölkerung am Wiederaufbau der Städte, Krankenhäuser, Häuser und Schulen arbeitet, die durch jahrelange Konflikte zerstört wurden, steht sie laut einer syrisch-katholischen Schwester auch vor einer schwierigeren Aufgabe: die Heilung gebrochener Herzen.

"Es ist einfach, ein Haus wiederaufzubauen, aber es ist schwierig, eine gebrochene Seele wiederherzustellen", sagte Schwester Annie Demerjian von der Gemeinschaft Jesus und Maria.

Die syrische Schwester – die während des fast acht Jahre dauernden syrischen Bürgerkriegs in Aleppo geblieben ist – sagte gegenüber CNA, dass es einen großen Bedarf an psychologischer Behandlung gibt, an Heilung angesichts der Traumata und der durchlittenen Qualen und Not.

"Es ist sehr schwer, jemanden zu verlieren, härter noch, wenn der Tod nicht auf normale Ursachen zurückzuführen ist – sondern entweder auf eine Ermordung, auf Bomben oder anderweitige Verfolgung", sagte die katholische Schwester.

Viele Syrer haben mit einem solchen Verlust zu kämpfen. Zusätzlich zum blutigen Terror des Islamischen Staats (IS) sind Schätzungen zufolge seit Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs im März 2011 mehr als 400.000 Menschen ums Leben gekommen.

Mindestens 28.226 dieser Opfer waren Kinder, so das Syrische Netzwerk für Menschenrechte.

"Der Krieg hat Kinder ihrer Kindheit und Unschuld beraubt", so Schwester Demerjian bei einer Gebetsvigil im vergangenen Herbst, an der das Hilfswerk "Kirche in Not" beteiligt war.

Demerjian zitierte eine Statistik von UNICEF, wonach seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs schätzungsweise 3,7 Millionen syrische Kinder geboren wurden. "Geboren und aufgewachsen in dieser Zeit, kennen sie nur von Zerstörung, Gewalt und Tod", sagte sie.

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Besonders betroffen sind Kinder, die der Krieg zu Waisen oder Halbwaisen gemacht hat. "Ich bitte den Herrn, die Wunden in ihren Herzen zu heilen", betete die katholische Ordensfrau.

Kinder sind auch auf andere Weise betroffen. Syrien hat die niedrigsten Schulbesuchsquoten der Welt. Zehntausende Lehrer sind aus dem Land geflohen. Jede dritte Schule wurde aufgrund von Schäden geschlossen.

Krankenhäuser sind während des Bürgerkriegs zu militärischen Zielen geworden. Mehr als 300 Kliniken und andere Gesundheitseinrichtungen wurden angegriffen. Mindestens 768 medizinische Fachkräfte wurden nach Angaben der Ärzte-Organisation Physicians for Human Rights im Konflikt getötet.

"Seit Jahren leben Priester und Schwestern in diesem Alptraum, gemeinsam mit unserem Volk... Es gab viele lange Nächte ohne Strom, was bedeutete, bei Kerzenlicht zu arbeiten und zu beten, oft unter schwerem Granatenbeschuss. Es bedeutete, von all den Toten zu hören, zu warten und sich zu fragen, wer der Nächste sein würde", erzählte Schwester Demerjian.

Während das territoriale "Kalifat" des Islamischen Staates zusammengebrochen ist, bleiben nach einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Center for Strategic and International Studies schätzungsweise 20.000 bis 30.000 ISIS-Kämpfer im Irak und in Syrien. Und da sich die Regierungstruppen auf die wenigen verbliebenen rebellischen Gebiete des Landes konzentrieren, ist unklar, ob und wie die Nation in der Nachkriegszeit wirklich vor dem Hintergrund des radikalen Islam echten Frieden finden wird.

Schwester Demerjian bat um Gebete für die direkt am Konflikt Beteiligten. "Ich möchte für jeden Menschen beten, der Waffen trägt, der andere Menschen getötet hat, dass der Herr ihren Geist und ihr Herz erleuchtet, um die Wahrheit zu sehen, um zu sehen, dass das Leben ein Geschenk des Herrn ist und nur Er das Recht hat, es zu nehmen", sagte sie.

Hat das Christentum im Land überhaupt eine Zukunft, und wenn ja, welche? Die Christen in der Region beklagen nicht nur ihre vielen Toten, so die Ordensfrau. Die Gemeinden haben auch den Verlust all derer zu beklagen, die ausgewandert sind. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben mehr als 11 Millionen Syrer die Flucht ergriffen.

"Viele Christen wanderten in den Westen aus, während die ohne finanzielle Mittel und Beziehungen in den Libanon, nach Jordanien und in die Türkei flohen. Die christliche Bevölkerung in Syrien ist von 1,4 Millionen im Jahr 2011 auf geschätzte 450.000 zurückgegangen", sagte Schwester Demerjian.

Mut schöpft die Ordensfrau aus ihrem eigenen Glauben, sagte sie CNA – und dem anderer Christen.

Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.

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