Ehemaliger Churer Generalvikar verurteilt "Ideologie" des "Synodalen Wegs"

Martin Grichting
screenshot / YouTube / "SRF Kultur Sternstunden"

Der ehemalige Generalvikar des Schweizer Bistums Chur, Martin Grichting, hat sich in einem Gastkommentar in der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwoch) zur seiner Meinung nach "als selbstverständlich stillschweigend vorausgesetzte Ideologie" beim deutschen "Synodalen Weg" geäußert.

Diese "Ideologie" besage: "Nicht mehr der sich selbst offenbarende Gott und damit das Evangelium sowie die kirchliche Überlieferung sind für die Kirche maßgebend, sondern die zeitgenössische, postchristliche Weltanschauung."

"Demokratie und ihre Korrelate der politischen Gleichheit sowie der Mitbestimmung sind unter der Hand zum neuen 'Evangelium' der Kirche geworden", so Grichting weiter. "Nicht anders kann man das Übergehen der kirchlichen Überlieferung deuten."

Während im revolutionären Frankreich des ausgehenden 18. Jahrhunderts versucht worden war, das Wesen der Kirche mit Gewalt zu ändern, sei dies heute anders: "Mit der Politik und der Sozialindustrie verbandelte Funktionäre sowie die Mehrheit der Bischöfe huldigen dem neuen Kult des politisch korrekten Wesens, das Christus, den König, entthront hat."

Obwohl das Zweite Vatikanische Konzil betont habe, "die Kirche dürfe in keiner Weise hinsichtlich ihrer Aufgabe und Zuständigkeit mit der politischen Gemeinschaft verwechselt werden", gelte heute beim "Synodalen Weg", was seinerzeit "das Volk Israel dem Propheten Samuel gegenüber trotzig reklamiert hat: 'Auch wir wollen wie alle anderen Völker sein' (1 Samuel 8, 20)."

Letztlich sei der "Synodale Weg" ein "Ausdruck der Überzeugung, dass es 'ein Einwirken des Unendlichen ins Endliche' nicht gebe. Deshalb liefert er die Kirche dem Säurebad des säkularen Zeitalters aus. In der solcherart nationalkirchlich verzwergten Kirche wirkt nicht mehr die 'Macht Gottes' in der 'Schwäche der Zeugen'. Letztere nehmen in der religiösen Demokratie das Heft selbst in die Hand."

Eine so umgestaltete Kirche werde indes "das Geschick der Demokratien" teilen, das laut Alexis de Tocqueville, dem großen Denker des 19. Jahrhunderts, darin bestehe, "dass sie nur durch Erfahrungen lernen können". Die Erfahrung, die einer aus eigenem Antrieb säkularisierten Kirche bevorstehe, habe "schon Jesaja (7,9) auf den Punkt gebracht: 'Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.'"

Der promovierte und habilitierte Kirchenrechtler Martin Grichting wurde 2009 von Bischof Vitus Huonder zum Generalvikar für das Bistum Chur ernannt. Dieses Amt hatte er bis zum Rücktritt des Bischofs im Jahr 2019 inne.

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