Castelgandolfo - Samstag, 12. März 2022, 9:13 Uhr.
„Wir brauchen Pater Engelmar als Fürsprecher Europas. Er kennt Europas Zerbrechlichkeit aus Erfahrung, und als Missionar weiß er auch, was Europa braucht“, sagte Papst Benedikt XVI. eindringlich, als ihn Pater Christian Blouin, der Bischof von Lae in Papua Neu Guinea, im August 2007 zusammen mit seinem Oberen P. Damian Weber, dem General der Marianhiller Missionare, in Castel Gandolfo aufsuchte.
Beide wollten den Papst bitten, den Seligsprechungsprozess ihres Mitbruders Engelmar Unzeitig (geboren 1. März 1911) aus dem Sudetenland zu dynamisieren, der am 2. März 1944 in Dachau ums Leben gekommen war, dem fürchterlichen KZ und „größten Märtyrer- und Priesterfriedhof der Welt.“
„Wie läuft der Prozess?“ wollte der Papst damals von den beiden wissen. Sie erzählten es ihm. Ein Wunder auf die Fürsprache Pater Unzeitigs war in einer ersten Instanz von zwei Ärzten bestätigt worden, wonach andere Ärzte in einer dritten Instanz (der Consulta Medica) allerdings entschieden, dass dieses «Wunder» auch natürlich erklärt werden könnte. So war der Prozess ins Stocken geraten. Da riet ihnen Benedikt XVI. sehr bestimmt: „Ihr müsst den Prozess jetzt neu aufrollen, und zwar für einen Märtyrer!“ Denn für Märtyrer brauche es keine „Wunder“, damit sie in das Buch der Heiligen eingetragen und „zur Ehre der Altäre erhoben werden“.
Weil Pater Engelmar, der 1939 in Würzburg zum Priester geweiht worden war, von der Kanzel und im Religionsunterricht offen gegen die Verfolgung der Juden protestierte, wurde er im April1941 von Spitzeln wegen „tückischer Äußerungen und Verteidigung der Juden“ diffamiert angezeigt. Ohne Gerichtsverhandlung steckte ihn die Gestapo für sechs Wochen in U-Haft nach Linz und dann in das Konzentrationslager Dachau, wo nach einer besonderen Verfügung Himmlers, des Reichsführers der SS, rund 2.800 Priester interniert waren.
Als da im November 1944 eine Flecktyphusepidemie ausbrach, meldete sich P. Engelmar aus dem „Pfarrerblock“ freiwillig zur Krankenpflege. Hunderten Sterbenden, darunter vielen Russen, spendete er die Sterbesakramente. Andere rettete er vor dem Hungertod, indem er ihnen sein eigenes Essen zusteckte, bevor er sich selbst ansteckte und schließlich am Flecktyphus starb.
2007 folgten die Mariannhiller Missionare umgehen dem päpstlichen Rat und ließen den Prozess neu aufrollen, bevor Benedikt XVI. im selben Jahr ein Dekret der Heiligsprechungskongregation unterzeichnete, das Pater Unzeitig den für die Heiligsprechung „heroischen Tugendgrad“ zuerkannte, den deutsche und polnische Überlebende schon gleich nach dem Krieg „Engel von Dachau“ und „Maximilian Kolbe der Deutschen“ genannt hatten. Neun Jahre später, am 24. September 2016, konnten die Marianhiller in Würzburg das Fest der Seligsprechung ihres Mitbruders feiern, die Benedikts Nachfolger, Papst Franziskus, verfügt hatte
Angesichts des neuen Krieges mitten in Europa erinnert sich Pater Damian Weber, der ehemalige General der Marianhiller Missionare, in diesen Tagen an diese einzigartige Begegnung mit Papst Benedikt in Castel Gandolfo und dessen eindringliche Mahnung: „Wir brauchen Pater Engelmar als Fürsprecher Europas. Er kennt Europas Zerbrechlichkeit aus Erfahrung, und als Missionar weiß er auch, was Europa braucht!“
Ebenso eindringlich ruft uns Pater Damian deshalb heute von Altdorf in der Schweiz dazu auf, seinen Mitbruder mit den Worten anzuflehen:
„Seliger Pater Engelmar, bitte für Europas Menschen und Völker, damit sie in Frieden leben und ihr christliches Erbe bewahren! Amen.“
Hier gibt es – auch für Märtyrer - noch viele Wunder zu bewirken.
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