Ein heiliger Papst: Wie Gregor VII. die Freiheit der Kirche und den Zölibat verteidigte

Mit seiner bis heute spürbaren, nach ihm benannten Reform kämpfte dieser Mönchspapst gegen die Käuflichkeit kirchlicher Ämter, die Priesterehe und die Laieninvestitur

Das Historiengemälde "Heinrich vor Canossa" von Eduard Schwoiser aus dem Jahr 1862 zeigt einen ungebeugten, trotzigen König.
Das Historiengemälde "Heinrich vor Canossa" von Eduard Schwoiser aus dem Jahr 1862 zeigt einen ungebeugten, trotzigen König.
Wikimedia / Ausschnitt (CC0)
Mathilde von Tuszien und Hugo von Cluny als Fürsprecher Heinrichs IV.  bei Papst Gregor VII.
Mathilde von Tuszien und Hugo von Cluny als Fürsprecher Heinrichs IV. bei Papst Gregor VII.
Aus: Vita Mathildis des Donizio, um 1115. Vatikanstadt, Bibliotheca Apostolica Vaticana / Wikimedia (CC0))
Darstellung Gregors VII. aus "Beginn der Vita Gregorii VII" des Paul von Bernried
Darstellung Gregors VII. aus "Beginn der Vita Gregorii VII" des Paul von Bernried
Stiftsbibliothek Heiligenkreuz / Wikimedia (CC0)

Am morgigen 25. Mai gedenkt die Kirche eines Heiligen, der furchtlos für die Freiheit der Kirche kämpfte und diese gegen Versuche verteidigte, weltlichen Einfluss geltend zu machen: Papst Gregor VII.

Mit einer bis heute spürbaren, nach ihm benannten Reform kämpfte er gegen die Käuflichkeit kirchlicher Ämter, die Priesterehe und die Laieninvestitur. 

Das Stundenbuch "Magnificat" würdigt Gregor VII. als einen der "hervorragenden Päpste", der "die Vorrangstellung der geistlichen gegenüber der weltlichen Macht" kämpfte.

In 27 knappen Leitsätzen, dem berühmten Dictatus Papae, legt dieser heilige Papst vor knapp 1000 Jahren das Fundament für die Zukunft einer reinen und freien Kirche - auch der Zölibat wird dort bestärkt - und weist politische Machtansprüche, auch und gerade aus deutschen Landen, zurück.

Selbst vor Königen beugte sich der aus der Toskana stammende Mönch im  Investiturstreit nicht, im Gegenteil: Auf der Fastensynode des Jahres 1076 exkommunizierte er Heinrich IV. Erst als der König mit einem Bußgang vor der Burg Canossa kniete und um Verzeihung bat, vergab ihm Gregor und nahm ihn wieder in der Kirche auf.

Kein Wunder also, dass Papst St. Gregor VII. als einer der herausragenden Päpste der Geschichte gilt.

Die 27 kurzen und prägnanten Sätze dieses Diktat des Papstes beginnen im lateinischen Original alle mit quod – also "dass" – und machen den Anspruch der geistlichen Macht über der weltlichen Herrschaft geltend.

  1. Dass die römische Kirche vom Herrn allein gegründet worden ist.
  2. Dass allein der römische Papst mit Recht "universal" genannt wird.
  3. Dass er allein Bischöfe absetzen und wieder einsetzen kann.
  4. Dass sein Gesandter auf einem Konzil den Vorrang vor allen Bischöfen hat, auch wenn er einen niedrigeren Weihegrad hat, und dass er gegen sie ein Absetzungsurteil fällen kann.
  5. Dass der Papst Abwesende absetzen kann.
  6. Dass Wir mit von ihm Exkommunizierten unter anderem nicht in demselben Haus bleiben dürfen.
  7. Dass es allein ihm erlaubt ist, entsprechend den Erfordernissen der Zeit, neue Gesetze zu erlassen, neue Gemeinden zu bilden, ein Kanonikerstift zur Abtei zu machen und umgekehrt, ein reiches Bistum zu teilen und arme zu vereinigen.
  8. Dass er allein die kaiserlichen Herrschaftszeichen verwenden kann.
  9. Dass alle Fürsten nur des Papstes Füße küssen.
  10. Dass in den Kirchen allein sein Name genannt wird.
  11. Dass dieser Name einzigartig ist auf der Welt.
  12. Dass es ihm erlaubt ist, Kaiser abzusetzen.
  13. Dass es ihm erlaubt ist, bei dringender Notwendigkeit Bischöfe von einem Sitz zum anderen zu versetzen.
  14. Dass er jeden beliebigen Kleriker aus allen Diözesen weihen kann.
  15. Dass ein von ihm Geweihter einer anderen Kirche vorstehen, aber ihr nicht dienen kann; und dass er von einem anderen Bischof keinen höheren Weihegrad annehmen darf.
  16. Dass keine Synode ohne sein Geheiß universal genannt werden darf.
  17. Dass kein Rechtssatz und kein Buch ohne seine Autorisierung für kanonisch gilt.
  18. Dass sein Urteilsspruch von niemandem widerrufen werden darf und er selbst als einziger die Urteile aller widerrufen kann.
  19. Dass er von niemandem gerichtet werden darf.
  20. Dass niemand es wage, jemanden zu verurteilen, der an den apostolischen Stuhl appelliert.
  21. Dass die wichtigen Streitfragen jeder Kirche an ihn übertragen werden müssen.
  22. Dass die römische Kirche niemals in Irrtum verfallen ist und nach dem Zeugnis der Schrift niemals irren wird.
  23. Dass der römische Bischof, falls er kanonisch eingesetzt ist, durch die Verdienste des heiligen Petrus unzweifelhaft heilig wird, nach dem Zeugnis des heiligen Bischofs Ennodius von Pavia, dem viele heilige Väter beistimmen, wie aus den Dekreten des heiligen Papstes Symmachus hervorgeht.
  24. Dass es auf sein Geheiß und mit seiner Erlaubnis Untergebenen erlaubt ist Klage zu erheben.
  25. Dass er ohne Synode Bischöfe absetzen und wieder einsetzen kann.
  26. Dass nicht für katholisch gilt, wer sich nicht in Übereinstimmung mit der römischen Kirche befindet.
  27. Dass er Untergebene vom Treueid gegenüber Sündern lösen kann.

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Klar, dass solche Leitsätze - das Originalschriftstück liegt bis heute im Vatikanischen Geheimarchiv - auf wenig Gegenliebe stießen, vor allem bei weltlichen Herrschern. Der bereits genannte König Heinrich IV. ist dafür das wohl prominenteste Beispiel. Er wurde später noch einmal exkommuniziert, und setzte schließlich einen Gegenpapst ein, der ihn zum Kaiser krönte.

Papst Gregor VII. musste aus dem belagerten Rom nach Salerno fliehen. Dort starb er, vor genau 934 Jahren, am 25. Mai 1085. Der Todestag ist sein heutiger Gedenktag.

Eine frühere Fassung dieses Artikels erschien am 25. Mai 2018.

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