Hong Kong - Mittwoch, 4. September 2019, 12:25 Uhr.
Angesichts der andauernden Proteste in Hong Kong hat ein Bischof vor Ort die Menschen aufgerufen, für den Frieden zu beten, zu fasten – und sich gleichzeitig gegen Ungerechtigkeit und Korruption zu wehren.
Der Weihbischof von Hongkong, der die Proteste lauthals unterstützt hat, sagte CNA, dass er hoffe, dass das Gebet dazu beitragen werde, den Ort in "eine Quelle für den Frieden Gottes" zu verwandeln.
"Wir bitten die Gemeindemitglieder, sich unserer Freitags-Fastenbewegung anzuschließen", sagte Bischof Joseph Ha Chi-shing der CNA am 30. August.
"Es ist eine Tradition für uns, am Freitag zu fasten. Diese Tradition wurde jedoch irgendwie abgeschafft. Mit Fasten und Gebeten hoffen wir, dass wir uns selbst helfen können, unseren Geist und unsere Seele zu stärken, um böse Gedanken zu bekämpfen. Dann wären wir in einer besseren Position, um anderen Hongkongern zu helfen."
Bischof Ha, der in der Vergangenheit an ökumenischen Gebetskundgebungen mit Demonstranten teilgenommen hat, forderte eine Intensivierung des Gebets und sagte, er sei besorgt um die Sicherheit der vielen jungen Menschen, die an den Protesten beteiligt waren.
"Ich mache mir Sorgen um die Sicherheit der Demonstranten, besonders der jungen", sagte er. "Die Jugend ist nicht nur unsere Zukunft, sie ist auch unsere Gegenwart, wie Papst Franziskus sagte. Traurig, hilflos und manchmal sogar wütend zu sein, ist nicht ungewöhnlich. Aber wir müssen verhindern, dass sich Traurigkeit zu Hoffnungslosigkeit entwickelt, dass Wut zu Hass wird."
Groß angelegte Demonstrationen haben das Gebiet von Hongkong seit Anfang Juni erschüttert, als schätzungsweise 1 Million Demonstranten auf die Straße gingen, skandierten und sangen.
Die Proteste begannen als Reaktion auf ein umstrittenes Gesetz, das im Februar von der Regierung des Generaldirektors Carrie Lam vorgelegt wurde und das es der chinesischen Regierung ermöglicht hätte, mutmaßliche Kriminelle aus Hongkong auszuliefern, um auf dem Festland vor Gericht zu kommen.
Hongkong hat absolute Religionsfreiheit und Verkündigungsfreiheit. Auf dem Festland werden Christen und Angehörige anderer Religionen diskriminiert und unterdrückt – vor allem im Zuge der "Sinisierungs"-Politik unter Machthaber Xi Jinping. Die Lage für Katholiken hat sich seit dem "vorläufigen" Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik Beobachtern zufolge verschlechtert.
Hong Kongs Demonstranten lehnten das Gesetz vehement ab und lösten am 6. Juni den ersten großen Protest aus.
Obwohl die Proteste weitgehend friedlich verlaufen sind, haben die Teilnehmer auf beiden Seiten gelegentlich Gewalttaten verübt. Die Polizei hat wiederholt Gummigeschosse, Tränengas und Wasserwerfer gegen Demonstranten eingesetzt. Tausende von Gymnasiasten und Studenten streikten am ersten Tag der Schulzeit am 2. September, viele trugen Gasmasken und Helme.
Demonstranten fordern, dass Lam zurücktritt. Lam sagte heute Morgen, dass sie nicht die Absicht habe, zurückzutreten. Die New York Times berichtet, dass die Führung des chinesischen Festlandes nicht zulassen wird, dass sie zurücktritt, selbst wenn sie beschließt, dies zu tun, und Peking-Beamte haben gesagt, dass sie sie nachdrücklich unterstützen.
Die Proteste haben sich auf Aktionen der Polizei konzentriert, die von vielen als polizeiliche Brutalität angeprangert wurden, einschließlich des Vorwurfs sexueller Gewaltanwendung durch Polizisten.
Bischof Ha ist einer von vielen katholischen Geistlichen, welche die Anliegen der Demonstranten unterstützen – und zwar öffentlich. Er betonte, dass "wir als Katholiken Teil unserer Gesellschaft sind. Gemäß dem Katechismus der Katholischen Kirche und der Soziallehre sind wir verpflichtet, an der Verbesserung unserer Gesellschaft mitzuwirken und Ungerechtigkeiten anzuprangern."
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Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Der Apostolische Administrator von Hongkong, Kardinal John Tong, hat die Regierung aufgefordert, das Auslieferungsgesetz vollständig aufzuheben und eine unabhängige Untersuchung über die übermäßige Anwendung von Gewalt durch die Hongkonger Polizei durchzuführen.
Kardinal Joseph Zen, emeritierter Bischof von Hongkong und einer der schärfsten Kritiker des Abkommens vom September 2018 zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik, feierte am 16. Juni auf Einladung der Hong Kong Federation of Catholic Students vor dem Regierungssitz die heilige Messe.
Edwin Chow, amtierender Präsident des katholischen Studentenbundes, sagte CNA im August, dass er sich wünsche, dass Katholiken und andere Christen eine größere Rolle bei den laufenden Protesten gegen die Regierung übernehmen.
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Kardinal Zen veröffentlicht "Dubia" an "pastoraler Handreichung" des Vatikans für Geistliche in China https://t.co/wEBUwquRYo #Dubia #HumanRights
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Menschenrechtler: Deal zwischen Vatikan und Volksrepublik ist ein 'Schlag ins Gesicht' für Millionen Katholiken https://t.co/04VTF8k1rH #Menschenrechte #Religionsfreiheit #China
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) November 28, 2018