Initiative "Maria 1.0": "Die Neuevangelisierung wird übergangen"

Forderung eines "Forums Neuevangelisierung" - Kritik am "synodalen Weg"

Synodaler Weg? "Wir brauchen die Neuevangelisierung".
Unsplash (CC0)

Die Initiative "Maria 1.0 – Maria braucht kein Update" wurde von jungen Frauen Anfang dieses Jahres gegründet und hat in einer Pressemitteilung die Einrichtung eines "Forums für Neuevangelisierung" gefordert. Dabei wurde erneut der von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) eingeschlagene "synodale Weg" kritisiert. CNA Deutsch sprach mit der Mit-Initiatorin Katrin Schwegele.

Frau Schwegele, in der jüngsten Pressemitteilung der Initiative "Maria 1.0 – Maria braucht kein Update!" haben Sie die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) aufgefordert ein "Forum Neuevangelisierung" einzurichten. Was genau stellen Sie sich darunter vor?

Wir halten ein Forum "Neuevangelisierung" für dringend erforderlich, damit die Menschen wieder zu Gott und zur Kirche finden. Um den synodalen Weg vorzubereiten wurden bisher die vier Foren "Macht, Partizipation und Gewaltenteilung", "Sexualmoral", "Priesterliche Lebensform" sowie "Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche", das übrigens erst nachträglich als Reaktion auf "Maria 2.0" hinzukam, eingerichtet. Ende Juni gab es dann einen Brief von Papst Franziskus "an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland". Darin schreibt der Papst, dass Evangelisierung das Hauptthema bei der Lösung der Probleme der Kirche sein sollte.

Sie glauben, dass die deutschen Bischöfe den Brief des Papstes an die Gläubigen in Deutschland noch zu wenig beachtet haben. Was stört Sie an der aktuellen Diskussion um Kirchenreform und welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Neuevangelisierung? 

Aktuell werden vor allem Strukturreformen diskutiert. So befassen sich die von der DBK eingerichteten Foren lediglich mit innerkirchlichen Strukturen. Auch die Forderungen von "Maria 2.0" und einiger Gläubigen, wie z. B. die Abschaffung des Zölibats, die Einführung des Frauenpriestertums und die Reformierung der kirchlichen Sexuallehre zielen ausschließlich auf Strukturreformen ab. Neuevangelisierung wird hingegen übergangen. Dabei ist es naheliegend, dass die Kirche die meisten Probleme rund um Kirchenaustritte und halbleere Messen lösen könnte, indem sie den Menschen die wunderbaren Inhalte des Evangeliums, die Botschaft von Erlösung und Heilung, kurz gesagt die Freude am Glauben wieder vermittelt. 

Nicht nur in den vielen Gremien und Verbänden, die die Kirche in Deutschland unterhält, ploppen Fragezeichen auf, wenn man das Thema "Neuevangelisierung" anspricht. Auch viele gläubige Katholiken können mit dem Begriff wenig anfangen, weil sie denken: "Ich bin doch schon katholisch, warum soll ich noch einmal evangelisiert oder missioniert werden?" Was verstehen Sie darunter?

Das Ziel von Neuevangelisierung ist es in unserem glaubenserlahmten Land erneut und gerne auch mit modernen, neuen Methoden, im Grunde mit neuem Engagement und Freude das Wort Gottes  zu verbreiten, die Schätze der Kirche und der Sakramente neu zu erklären, damit den Glauben neu zum Leben zu erwecken und vielen Menschen so die Chance zu geben, selbst durch den Glauben an Jesus Christus ein anderes, ein erfüllteres Leben zu führen.

Neuevangelisierung ist wirklich notwendig. Wie die Kirchenstatistik 2018 wieder einmal belegt hat, sind sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche in Deutschland von einer enorm hohen Anzahl an Kirchenaustritten betroffen. Außerdem zeigen z. B. ausbleibende Kirchenbesuche und die abnehmende Zahl an Taufen und kirchlichen Trauungen, dass der Glaube oft nicht mehr praktiziert wird und einige nur noch "auf dem Papier" katholisch sind. Offensichtlich haben also viele Leute in Deutschland keinen Zugang mehr zum christlichen Glauben, obwohl unser Land ursprünglich christlich geprägt war. Deshalb müssen wir Wege finden, wie wir den Menschen das Evangelium wieder nahebringen können. Die Feedbacks von Teilnehmern von beispielsweise dem "Alpha-Kurs" zeigen deutlich: Glaube und Gemeinschaft in der Kirche sind gefragt.

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Stimmt der Eindruck, dass man bei Ihnen und den Initiatoren von "Maria 1.0" ein wenig Skepsis heraushört, was den sogenannten "synodalen Weg" betrifft, den die DBK immer wieder beschwört?

Ja, wir haben durchaus Bedenken bezüglich des synodalen Weges. Nach dem Brief von Papst Franziskus "an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" ist der synodale Weg in unseren Augen ohne Weiteres nicht möglich. Außerdem halten wir den synodalen Weg auch nicht für zielführend. Wie Papst Franziskus in seinem Brief schreibt, kann die "synodale Sichtweise" die bestehenden Probleme nicht lösen. Deshalb stellt sich die Frage, warum der dieser Weg überhaupt noch beschritten werden sollte.

In Ihrer Pressemitteilung heißt es: "Es gibt viele Beispiele erfolgreicher Neuevangelisierung im deutschsprachigen Raum, wo die Zukunft der Kirche schon heute gestaltet wird. Diese Ansätze sollten beim Synodalen Weg aufgegriffen werden." Welche Beispiele meinen Sie?

In den letzten Jahren haben sich bereits viele guten Angebote entwickelt, bei denen den Menschen das Evangelium wieder vermittelt wird. Es gibt etwa Glaubenskurse wie z. B. den "Alpha-Kurs", den ich selbst besucht habe, oder den filmischen Kurs "Mein Gott und Walter", der in die katholische Lehre einführt. Außerdem haben sich Gebetsinitiativen wie z. B. "Einfach gemeinsam beten" gebildet. Wer schon einmal in einer Kirche bei "Nightfever" oder "Stay and Pray" war, erlebt dort, wie Anbetung, Gebet, Segen, Kerzenlicht und Musik sogar Menschen, die gestresst vom Weihnachtsbummel "zufällig" vorbeikommen, tief anrührt. Tiefere Glaubenserfahrungen kann man auch bei mehrtätigen Veranstaltungen, wie den "Prayerfestivals" der Jugend 2000, dem "Forum Altötting" der Gemeinschaft Emmanuel oder dem "Fest der Jugend" von Loretto machen, bei denen es täglich Heilige Messe, Anbetung, Workshops, Lobpreis, Beichtgelegenheit, Impulse, Gemeinschaft, Begegnung und vieles mehr gibt. Dies sind aber nur Beispiele – es werden viele weitere Veranstaltungen von geistlichen Gemeinschaften und Bewegungen innerhalb der Kirche angeboten. Diese Angebote stoßen alle auf sehr große Resonanz. Sie zeigen, wie groß der Durst der Menschen danach ist. Deshalb sollten sie von den Bistümern aufgegriffen, gefördert und weiterentwickelt werden.

Sie haben immer wieder betont, dass "Maria 1.0 – Maria braucht kein Update!" nicht allein eine Gegenbewegung zu "Maria 2.0" ist. Ihre Initiative hat in den letzten Wochen viel Unterstützung erfahren. Wie wollen Sie diesen Rückenwind nutzen?

Die enorme Unterstützung von vielen anderen treuen Gläubigen, die sich täglich bei uns eintragen oder melden, bedeutet uns sehr viel. Sie verleiht den von uns vorgetragenen Anliegen ein bedeutendes Gewicht und hilft, dass unsere Anliegen gehört werden.Denn wir sind keine Gegenbewegung, sondern die Reaktion auf die eigentliche Gegenbewegung "Maria 2.0", die sich gegen die Lehre der katholischen Kirche positioniert hat.

Wir sind davon überzeugt, dass die katholische Kirche immer dort attraktiv ist und Menschen begeistert, wo sie treu zur Lehre ist, wo Jesus Christus im Mittelpunkt steht, wo die Sakramente treu und authentisch gefeiert werden.

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