Kardinal Marx warnt vor „zu viel“ Rede von Gott

Kardinal Reinhard Marx
CNA / Daniel Ibanez

Kardinal Reinhard Marx hat davor gewarnt, „zu viel“ von Gott zu reden. In einem Beitrag für „Herder Korrespondenz Spezial“ (aktuelle Ausgabe) erklärte er: „Ich denke, dass in der Vergangenheit vielleicht doch manchmal zu selbstverständlich von Gott, von seinem Wesen, von seinen Absichten, von seinem Willen die Rede war und dass damit eher verdunkelt wurde, dass Gott das ‚absolute Geheimnis‘ bleibt und jede Aussage über ihn immer nur analog sein kann.“

„Die Krise der Kirche ist vielleicht deshalb auch eine Krise einer Institution, die behauptet hat und behauptet, ziemlich viel von Gott zu wissen und seinen Willen autoritativ allen Menschen übermitteln zu können“, schrieb der Erzbischof von München und Freising in seinem Beitrag. „Natürlich werden viele sagen: ‚Das ist doch Vergangenheit!‘ Aber ist es das wirklich?“

Manche „Evangelisierungs-Konzepte“ kämen ihm „immer noch so vor, als stelle man sich gleichsam auf der einen Seite den Sender mit der Wahrheit vor und auf der anderen Seite den Empfänger, von dem Zustimmung erwartet wird“, so Marx.

In Wahrheit sei Evangelisierung indes „ein gemeinsamer Weg in den Spuren des Mannes aus Nazareth, die Feier der Gegenwart Gottes in unserer Mitte und das gemeinsame Suchen nach der immer größeren Wahrheit, die wir Gott nennen. Denn es geht ja nicht einfach nur um die Zukunft der Kirche. Es geht um die Zukunft der Rede von Gott und die Frage, was dieses Wort eigentlich für das Leben der Menschen bedeuten kann.“

„Nur wenn wir eine allzu oberflächliche, selbstverständliche, selbstgewisse Rede von Gott überwinden und zugleich neu den Zugang in die Gotteserfahrung Jesu bahnen, wird der Kern des christlichen Glaubens freigelegt“, zeigte sich Marx überzeugt. „Jesus will ja offensichtlich auch keine Gotteslehre verkünden, keine Doktrin, sondern er will durch seine Beispiele und Gleichnisse vom Reich Gottes verdeutlichen, was die Gegenwart Gottes in unserer Mitte jetzt bedeutet, was es heißt, wenn Himmel und Erde sich berühren.“

Letztlich könne man „nicht von Gott reden ohne Blick auf den Menschen, auf den Einzelnen wie auf die Menschheit im Ganzen. Eine Rede von Gott, in der Leid und Not und existentielle Erschütterung von Menschen keinen Platzhaben, fällt ins Leere. Einen so verkürzt verstandenen Gott gibt es nicht – und den brauche ich auch nicht. Der Blick auf Gott ist ohne den Blick auf den Menschen und auf die Wunden der Welt nicht möglich.“

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