Nach Jahren der Verfolgung feiern mehr als 25.000 irakische Christen die Karwoche

Palmsonntag in Karakosch (Irak)
Palmsonntag in Karakosch (Irak)
Bashar Jameel Hanna - ACI Mena
Palmsonntag in Karakosch (Irak)
Palmsonntag in Karakosch (Irak)
Bashar Jameel Hanna - ACI Mena
Seine Seligkeit Ignatius Joseph III. Younan (Mitte) bei der Prozession am Palmsonntag in Karakosch
Seine Seligkeit Ignatius Joseph III. Younan (Mitte) bei der Prozession am Palmsonntag in Karakosch
Bashar Jameel Hanna - ACI Mena

Nach fast einem Jahrzehnt des Todes und der Zerstörung und ein Jahr nach dem historischen Besuch von Papst Franziskus im Irak beteten mehr als 25.000 assyrische Christen in der irakischen Stadt Karakosch (auch Baghdida genannt): "Hosanna dem Sohn Davids. Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn, Hosanna."

Karakosch, eine mehrheitlich von Christen bewohnte assyrische Stadt im Herzen der Ninive-Ebene, liegt etwa 32 km südöstlich von Mosul, der Stadt, die 2014 vom Islamischen Staat eingenommen und de facto deren Hauptstadt in der Region wurde.

In Mosul, in Karakosch und in anderen Städten der Ninive-Ebene gab es früher insgesamt 1,5 Millionen irakische Christen. Nach dem Aufruhr durch den IS im Jahr 2014 gibt es jetzt nur noch 300.000 Christen. 

Am Palmsonntag, dem 10. April, wurde die Stadt jedoch während der Prozession und der Heiligen Messe unter dem Vorsitz Seiner Seligkeit Ignatius Joseph III. Younan, dem syrisch-katholischen Patriarchen von Antiochia und Oberhaupt der unierten syrisch-katholische Kirche mit Sitz in Beirut, zum Epizentrum der irakischen Christen. 

Begleitet wurde der Patriarch von Monsignore Mitja Lescovar, dem Apostolischem Nuntius im Irak; Monsignore Nathanael Nizar Samaan, dem Erzbischof für die syrisch-katholischen Diözese Hadiab und die übrigen Region Kurdistan; Bischof Ephrem Youssef Abba Mansour, dem Erzbischof der syrischen Diözese Bagdad und von Bischof Atanasius Firas Dardar, dem syrisch-katholischen Patriarchal-Exarchen von Basra und Kuwait.

Die Menge der Gläubigen umringte Patriarch Younan, der ein mit Olivenzweigen geschmücktes Kreuz trug.
Die Palmprozession begann an der Großen Al-Tahira-Kirche der Unbefleckten Empfängnis, dem größten Gotteshaus der syrisch-katholischen Kirche und des Irak seit ihrer Einweihung im Jahr 1952. Die Kathedrale wurde vom Islamischen Staat geschändet und niedergebrannt, aber dank der Unterstützung von westlichen katholischen Hilfsorganisationen wie Kirche in Not rechtzeitig zum Besuch von Papst Franziskus im März 2021 wieder aufgebaut.
In den Straßen der Stadt beteten Christen den Rosenkranz auf Arabisch und Syrisch und sangen Palmsonntagslieder. Die Gläubigen kamen aus den umliegenden Dörfern und aus verschiedenen Regionen des Irak; es befanden sich aber auch Exil-Iraker aus Europa, Amerika und Australien unter den Betern. 

Der im Irak geborene Schriftsteller Sabah Yacoub, der aus Deutschland zu Besuch kam, sagte gegenüber ACI MENA, der arabischsprachigen Schwesternagentur von CNA Deutsch, dass den Irakern "Karakosch im Blut liege; es ist unser Fels."

"Der ganze Irak lebt in unserem Blut, weil es unsere Heimat ist. Wir wurden vom IS gewaltsam vertrieben, der uns, unsere Familien, unsere Töchter töten wollte, also mussten wir aus unserem Land an einen sicheren Ort emigrieren."

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"Ich habe mich in Deutschland niedergelassen", so Yacoub, "aber wenn wir einschlafen, kommt es mir in den Sinn, wieder zurückzugehen, also komme ich jedes Jahr in den Urlaub in den Irak und betrachte es als eine Pilgerfahrt in mein Land; wir freuen uns auf den Tag, an dem Baghdidi und unser geliebter Irak wider Stabilität finden."

Ein anderer Exilant, Elias Zakaria, berichtete gegenüber ACI MENA vom Verlust seiner Geflügelfarmen in der Nähe von Erbil - durch den Islamischen Staat. Ein Jahr danach ließ er sich mit seiner Familie in Australien nieder.

Karakosch wurde teilweise wieder aufgebaut und man schätzt, dass etwa die Hälfte seiner ursprünglichen christlichen Bevölkerung zurückgekehrt ist. Der katholische Klerus, die erste Gruppe, die nach der Niederlage des Islamischen Staates zurückgekehrt war, führt weiterhin die Bemühungen des Wiederaufbaus an.

Die Prozession am Palmsonntag zeichnete sich durch Palmblätter, Rosen, leuchtenden Farben und die traditionellen Trachten aus, die für dieses Fest charakteristisch sind.

Sechs Mitglieder der Familie Hana Qasha erklärten gegenüber ACI MENA: "Alle Menschen freuen sich über den König der Könige und Herrn der Herren. Wir begrüßen unseren Herrn Jesus Christus mit Liedern, Hymnen, Gesängen, verschiedenen typischen Kostümen und leuchtenden Farben, den Farben des Frühlings. Dies ist die Hochzeit von Baghdidi. Friede und Sicherheit durch unseren Herrn Jesus Christus, König des Friedens, Herr der Herren!"

An der Prozession nahmen auch die traditionellen Bruderschaften der Unbefleckten Empfängnis und des Heiligen Herzens sowie die Katechumenen teil, die während der Karwoche in die katholische Kirche aufgenommen werden.

Patriarch Yonan erklärte: "Wir sind hier, um der Welt zu verkünden, dass wir als Kinder der Hoffnung in dieser Region sind, Kinder der Liebe, die ein würdiges Leben unter dem Banner des Kreuzes und der einen irakischen Flagge führen wollen."
"Hier feiern wir den Einzug des Herrn in Jerusalem, während selbst die Steine rufen: ´Hosanna dem Sohn Davids´. Die Kirche, die vom Islamischen Staat in Brand gesteckt wurde, wurde wiederhergestellt, um zu rufen, ihre Steine rufen: ´Hosanna dem Sohn Davids´", schloss er.

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