Nach Vorwurf sexueller Übergriffe: Papst nimmt Rücktritt von Erzbischof Luigi Ventura an

Botschafter des Heiligen Stuhls steht beschuldigt, einen Mitarbeiter des Pariser Rathauses sexuell belästigt haben

Blick auf die Fassade des Petersdoms
Blick auf die Fassade des Petersdoms
Petrik Bohumil / CNA Deutsch
Erzbischof Luigi Ventura, ehemaligr Nuntius in Frankreich
Erzbischof Luigi Ventura, ehemaligr Nuntius in Frankreich
PD

Am vergangenen 9. Dezember wurde Erzbischof Luigi Ventura 75 Jahre alt. Papst Franziskus hat sein Rücktrittsgesuch sofort akzeptiert und somit befindet sich der Erzbischof nun im Ruhestand. 

Ventura ist mehrfach des sexuellen Fehlverhaltens gegenüber Männern beschuldigt worden. Sowohl in Kanada als auch Paris soll der Bischof und Botschafter des Papstes volljährige Männer sexuell belästigt haben.

Im vergangenen Juni hatte deshalb der Heilige Stuhl die  Immunität des Diplomaten aufgehoben.

Erzbischof Ventura war 1978 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls getreten und hatte in den Nuntiaturen in Brasilien, Bolivien und im Vereinigten Königreich gearbeitet. Von 1984 bis 1995 war er in der Abteilung für die Beziehungen mit den Staaten des vatikanischen Staatssekretariats tätig.

Von 1995 bis 1999 wirkte er als Nuntius an der Elfenbeinküste, in Burkina Faso und im Niger, von 1999 bis 2001 als Nuntius in Chile, von 2001 bis 2009 als Nuntius in Kanada und zuletzt als Nuntius in Frankreich.

Die Nachricht der Annahme des Rücktritts des Botschafters wurde gestern vom Presseamt des Heiligen Stuhls veröffentlicht. Das entspricht den neuen Verfahren: Der Rücktritt der Botschafter wird im Bulletin des Presseamtes des Heiligen Stuhls veröffentlicht, gemäß der neuen Normen, die im Motu Proprio "Lernen, Abschied zu nehmen" vom 12. Februar 2018 festgelegt sind.

Für einen Nuntius gilt die gleiche Prozedur wie für Bischöfe und Leiter von Dikasterien, die nicht Kardinäle sind: "Ebenso scheiden die Päpstlichen Gesandten nicht ipso facto mit Erreichen des fünfundsiebzigsten Lebensjahres aus ihrem Amt, sondern sie müssen bei dieser Gelegenheit dem Papst ihren Rücktritt anbieten."

Der Amtsverzicht muss vom Papst angenommen werden, damit er wirksam ist.

Mehr in Vatikan

Im vergangenen Juli hatte der Heilige Stuhl beschlossen, die diplomatische Immunität des Nuntius in Frankreich aufzuheben. Der Erzbischof war wegen sexueller Belästigung von Männern angeklagt und bereits "auf seinen eigenen Wunsch hin" Anfang April von der französischen Polizei vernommen worden, um auf die Vorwürfe sexueller Belästigung zu antworten.

Der Verzicht auf die Immunität wurde am 8. Juli durch eine kurze Erklärung des damaligen Direktors ad interim des Presseamtes des Heiligens Stuhls, Alessandro Gisotti, bekannt gegeben. Dieser erklärte, der "Heilige Stuhl habe, um diese Entscheidung zu treffen, das Ende der Vorermittlungen des Verfahrens abgewartet, an dem Monsignore Ventura freiwillig teilgenommen hatte und das Ende Juni mitgeteilt wurde."

Bereits die Entscheidung des Nuntius, sich im April der französischen Justiz zu stellen, sowie seine Bereitschaft einige der mutmaßlichen Opfer zu treffen, hatte einen möglichen diplomatischen Konflikt entschärft, da Frankreich den Heiligen Stuhl aufgefordert hatte, die Immunität aufzuheben – wie CNA Deutsch berichtete.

Der Fall des Nuntius wurde am 24. Januar bekannt, als die Staatsanwaltschaft von Paris ein Verfahren wegen sexueller Übergriffe gegen Erzbischof Ventura eröffnete. Das Pariser Rathaus, in dem es bei einem Festakt zu den Übergriffen an einem Mitarbeiter gekommen sein soll, hatte sich selbst an die Staatsanwaltschaft gewandt.

Im Februar hatte ein weiterer Angestellter des Rathauses den Nuntius der sexuellen Belästigung beschuldigt.

Der Heilige Stuhl habe "durch die Presse" von den Beschuldigungen erfahren und warte die Ergebnisse der Untersuchungen ab, hieß es damals in einer Mitteilung des Vatikans.

Erzbischof Ventura hatte vom 12. bis 15. Juni ordnungsgemäß am Treffen der päpstlichen Botschafter im Vatikan teilgenommen.

Derzeit soll sich Ventura in Rom aufhalten. Die Ermittlungen der französischen Behörden gegen ihn dauern an, berichten mehrere Medien.

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