Papst Franziskus bei Ökumene-Treffen: Der Heilige Geist ist „größer als die Spaltungen“

Papst Franziskus, 4. Oktober 2022
screenshot / YouTube / Vatican News

Im Rahmen einer ökumenischen Begegnung und eines gemeinsamen Friedensgebets in der Kathedrale Unsere Liebe Frau von Arabien im bahrainischen Awali hat Papst Franziskus beklagt, „mit unseren Trennungen“ hätten die Christen „den heiligen Leib des Herrn verwundet“. Gleichzeitig betonte er, „der Heilige Geist, der alle Glieder vereint“, sei „größer als die Spaltungen an diesem Leib“.

„Es ist daher richtig zu sagen, dass das, was uns eint, bei weitem das übersteigt, was uns trennt, und dass wir, je mehr wir nach dem Geist wandeln, um so mehr dazu gebracht werden, die volle Einheit unter uns herbeizusehnen und sie mit Gottes Hilfe wiederherzustellen“, betonte der Papst.

„Hier in Bahrain als kleine Herde Christi zu leben, auf verschiedene Orte und Konfessionen verstreut, hilft uns, zu erkennen, wie notwendige es ist, eins zu sein und den Glauben miteinander zu teilen“, sagte Franziskus bei dem Treffen, an dem auch der griechisch-orthodoxe Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios, teilnahm. „So wie es in diesem Archipel nicht an stabilen Verbindungen zwischen den Inseln fehlt, so möge es auch unter uns sein, damit wir nicht isoliert sind, sondern in geschwisterlicher Gemeinschaft.“

Die angemessene Gebetsform in diesem Zusammenhang sei „der Lobpreis Gottes, den der Geist in allen weckt“, so der Papst, der diesen als „das höchste Gebet“ charakterisierte. „Der Lobpreis isoliert nicht, verschließt uns nicht in uns selbst und in unsere eigenen Bedürfnisse, sondern führt uns in das Herz des Vaters hinein und verbindet uns so mit all unseren Brüdern und Schwestern.“

„Es wird euch guttun, das Lob Gottes weiter zu pflegen, um noch mehr Zeichen der Einheit für alle Christen zu sein!“, ermunterte Papst Franziskus die anwesenden Vertreter der Kirche und der anderen christlichen Konfessionen. „Setzt auch die schöne Gewohnheit fort, anderen Gemeinschaften Gottesdienstgebäude zur Verfügung zu stellen, um den einzigen Herrn anzubeten. Tatsächlich gibt es nicht nur hier auf der Erde, sondern auch im Himmel eine Spur des Lobes, die uns vereint.“

Die angestrebte Einheit der Christen sei eine „Einheit in Verschiedenheit“. Der Heilige Geist „schließt uns nicht in Gleichförmigkeit ein, sondern er macht uns bereit, uns in Verschiedenheit anzunehmen. Dies geschieht bei denen, die nach dem Geist leben: Sie lernen, jedem Bruder und jeder Schwester im Glauben als Teil des Leibes zu begegnen, dem sie angehören. Dies ist der Geist des ökumenischen Weges.“

Der Pontifex betonte im Kontext der Ökumene auch die Wichtigkeit des Lebenszeugnisses: „Das, was wir zu sagen haben, ist nicht so sehr eine Sache von Worten, sondern ein Zeugnis, das Taten aufweisen muss; der Glaube ist kein Privileg, das man für sich beansprucht, sondern ein Geschenk, das man miteinander teilen muss.“

„Sie lieben alle: das ist das christliche Unterscheidungsmerkmal, das Wesen des Zeugnisgebens“, erläuterte das Kirchenoberhaupt. „Hier in Bahrain zu sein, hat es vielen von euch erlaubt, die wahre Schlichtheit der Liebe wiederzuentdecken und zu praktizieren: Ich denke an die Hilfe, die den ankommenden Brüdern und Schwestern zuteilwird, an eine christliche Präsenz, die in alltäglicher Demut, an den Arbeitsstätten Verständnis und Geduld, Freude und Sanftmut, Wohlwollen und eine Gesinnung des Dialogs bezeugt. Mit einem Wort: Frieden.“

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„Brüder und Schwestern, ich wollte mit euch diese Gedanken über die Einheit, die der Lobpreis stärkt, und über das Zeugnis, das die Liebe kräftigt, teilen“, fasste der Papst seine Ansprache zusammen. „Einheit und Zeugnis sind in gleicher Weise wesentlich: Wir können kein echtes Zeugnis für den Gott der Liebe ablegen, wenn wir nicht untereinander geeint sind, so wie er es wünscht; und wir können nicht geeint sein, wenn jeder für sich lebt, ohne sich für das Zeugnis zu öffnen, ohne die Grenzen unserer Interessen und unserer Gemeinschaften im Namen des Geistes zu weiten, der alle Sprachen umfasst und alle erreichen will.“

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