Vatikanstadt - Donnerstag, 8. Februar 2018, 9:55 Uhr.
Einen Besuch von Papst Franziskus im Irak will der chaldäische Patriarch Louis Raphael I. Sako ermöglichen, wie am Rande des Ad-limina-Besuchs der chaldäischen Bischöfe in Rom bekannt wurde. Der Patriarch stellte, zusammen mit der Stiftung päpstlichen Rechts Kirche in Not eine weitere Initiative für die verfolgten Christen vor: Das Kolosseum, Aleppo und Mossul sollen sich am kommenden 24. Februar gleichzeitig rot färben, um an die verfolgten Christen weltweit zu erinnern.
Patriarch Sako sprach darüber, wie die Papstreise geplant werden könnte: Eine Etape in Ur, von wo aus Abraham sich auf den Weg in das Gelobte Land gemacht hatte und ein gemeinsames Treffen mit den Muslimen, daraufhin nach Bagdad und eine Begegnung mit den Repräsentanten aus Politik und Öffentlichkeit und zum Schluss nach Erbil zu einer Heiligen Messe mit den zahlreichen Flüchtlingen, die sich noch immer in der Stadt befinden.
"Der Papst hat gesagt, er wäre bereit zu kommen, aber dass die Situation nicht gerade hilft", so Patriarch Sako. Er fügte hinzu, er hätte mit dem Papst auch über praktische Probleme gesprochen, wie die Möglichkeit in Europa chaldäische Bischöfe zu kreieren und über die Pastoral in der Diaspora.
Der Patriarch hat ebenfalls betont, dass es im Irak "noch immer eine stark islamische Ideologie" gebe und dass die Muslime in Richtung symbolischer Interpretation der Schriften gehen müssten, denn "ansonsten gibt es keine Exegese, alles ist wörtlich. Und ich beobachte, dass unter den Muslimen, den schiitischen und den sunnitischen Autoritäten dieses Bewusstsein da ist."
Der Dialog, so der Patriarch, wird auch durch Initiativen wie jener der Organisation Kirche in Not gefördert, die "nicht nur für die Christen, sondern auch für die Muslime Hilfe leistet. Gerade aufgrund dieses Beispiels, das wir geben, hat ein Muslim mir gesagt: 'Ich weiß, dass euer Gott ein Gott der Liebe ist.'"
Aber die Probleme bleiben. Nachdem der IS besiegt wurde, war Mossul zu 90% zerstört. Und die rote Beleuchtung der Kirche des hl. Paulus, in der am vergangenen Weihnachtsfest die erste Heilige Messe einer neuen Ära gefeiert worden war, war äußerst symbolträchtig.
So wie die Beleuchtung Aleppos symbolträchtig ist – jener Stadt, die Sinnbild der Krise in Syrien war und die heute von den Nachrichten weitgehend ignoriert wird. Und so wie die Beleuchtung des Kolosseums symbolisch ist, in dem der Tradition gemäß auch Christen getötet worden waren.
Alessandro Monteduro, Direktor von Kirche in Not erklärte: "Die Beleuchtung wird mit zwei symbolischen Figuren erfolgen: Asia Bibi, die pakistanische Christin die wegen Blasphemie zum Tode verurteilt wurde und in deren Fall man auf das x-te Gerichtsverfahren wartet, das ihr Urteil aufheben könnte. Und Rebecca, eine junge Frau, die mit ihren beiden Kindern von Boko Haram entführt wurde, während sie mit dem dritten Kind schwanger war. Eines der Kinder wurde ermordet und sie verlor das Kind, das sie in ihrem Schoß trug. Anschließend wurde sie nach einer der zahlreichen Vergewaltigungen durch ihre Entführer erneut schwanger. Und doch kann sie – einmal befreit und wieder bei ihrem Ehemann – jene nicht hassen, die ihr so viel Schmerz zugefügt haben.
Was Aleppo betrifft, beklagte Pater Firas Lufti, ein Franziskaner der Kustodie des Heiligen Landes, dass die Stadt in Vergessenheit geraten sei. "Ein Jahr nach der Befreiung gibt es Anzeichen von Stabilität, aber wir haben noch viele Herausforderungen zu bewältigen. Aleppo war eine Stadt, die in die Knie gezwungen wurde; alles fehlte, sogar das Wasser. Jetzt hat sich die Situation verbessert. Aber wir müssen nicht nur das Land wieder aufbauen; wir stehen vor der Notwendigkeit, die zerstörten Menschen wieder aufzubauen, vor allem Kinder und ältere Menschen. Es gibt viele Schwierigkeiten, angefangen bei Arbeitslosigkeit. Es gibt Familien, die sich bereits entschieden haben zu gehen, und wir versuchen mit allen Mitteln, sie zu halten und zu unterstützen, um weiterhin eine christlicher Präsenz in Aleppo zu haben."
Eines der großen Probleme ist jenes der Kinder "ohne Identität". Ein Problem, das auch im Irak verbreitet ist, erzählte Patriarch Sako. Und auch für den Patriarchen ist die Rückkehr der Christen in ihre Herkunftsorten eine Priorität. "Im Moment sind nur die Binnenvertriebenen zurückgekehrt. Aber es ist sehr viel schwieriger dass diejenigen, die ins Ausland gegangen sind, in dieser Situation zurückzukehren", betonte er.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ehepaar leitet das erste katholische Krankenhaus im Irak seit der Befreiung vom #IS https://t.co/KzuHef8ZxG via @CNAdeutsch
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) December 28, 2017