"Synodaler Weg": Ehemaliger Churer Generalvikar warnt von Schweizer Landeskirchen-Lösung

Synodaler Weg
Synodaler Weg / Max von Lachner

Der ehemalige Churer Generalvikar Martin Grichting hat in einem Beitrag für die Neue Zürcher Zeitung gewarnt, durch den "Synodalen Weg" könne es in Deutschland zu einer inhaltlichen Aufstellung wie in den "evangelisch-reformierten Landeskirchen der Schweiz" kommen. Dort habe man sich "Mitte des 19. Jahrhunderts in ein orthodoxes und ein freisinniges Glaubensbekenntnis" gespalten, musste indes "auf Gedeih und Verderb zusammenbleiben", um nich den "Status der Staatskirche" sowie die damit verbundene Finanzierung zu verlieren.

Seit jener Zeit habe etwa Zürcher Landeskirche "eine Tauf- und Abendmahlsliturgie jeweils in doppelter Ausführung" erlassen, so Grichting am Samstag: "Eine Fassung behielt das Apostolische Glaubensbekenntnis bei, das vom Gottessohn Jesus Christus spricht, die andere nicht."

Grichting war von 2009 bis 2019 Generalvikar des Bistums Chur und deckte damit fast vollständig die Amtszeit von Bischof Vitus Huonder ab, der 2019 in den Ruhestand ging. Der Priester promovierte 1996 über das Verhältnis von Kirche und Staat in der Schweiz.

"Seit 1868 ist nicht mehr das Glaubensbekenntnis das einende Element dieser und der übrigen reformierten Landeskirchen, sondern der Staat", erläuterte Grichting mit Blick auf Zürich. "Bei der 'Trennung von Kirche und Staat', wenn sich Letzterer als Gesetzgeber der Landeskirche zurückzöge, würde sich die 'äussere Anstalt' in mehrere Gesinnungsgemeinden aufsplittern. So bekannte es die Zürcher Landeskirche im Jahre 1995 selbst."

"Ergebnis des innerkirchlichen Parteienwesens ist ein kontinuierliches Ausbluten der reformierten Zürcher Landeskirche", so der ehemalige Generalvikar. "1860 umfasste sie noch 95,7 Prozent der Bevölkerung. Ende 2021 waren es noch 25,4 Prozent, wobei die Talsohle nicht in Sicht ist."

Diese Entwicklung sei keine Überraschung, denn "die Anhänger dieser 'Glaubensgemeinschaft' können nicht mehr unzweideutig verkünden, weil sie stets Rücksicht auf die anderslautenden Lehren der innerkirchlichen Gegenparteien nehmen müssen. Profillosigkeit und das Ausweichen auf die Felder der Moral sowie der Tagespolitik sind die Folge."

Beim "Synodalen Weg" in Deutschland gehe es darum, "die katholische Kirche durch substanzielle Anpassungen der Glaubenslehre im postchristlichen Mainstream" zu halten. "Ein formelles Schisma" könne sich der "Synodale Weg" indes "nicht leisten. Denn der deutsche Staat hat Konkordate und andere völkerrechtlich bindende Verträge mit dem Heiligen Stuhl zugunsten der katholischen Kirche abgeschlossen. Und ob der Staat einer neuen deutschen Nationalkirche den Status einer öffentlichrechtlichen Körperschaft verleihen sowie diese finanziell privilegieren würde, ist ungewiss."

Der "Synodale Weg" steht sowohl in Deutschland als auch international für die Bestrebungen in der Kritik, die Sexualmoral ändern – etwa mit Blick auf das Thema Homosexualität – und das Lehramt der Bischöf zugunsten der wissenschaftlichen Theologie schwächen zu wollen. Auch über die Frage, ob es überhaupt Priester brauche, sollte nach dem Willen einer knappen Mehrheit diskutiert werden.

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