Urteil ist rechtskräftig: Kölner Missbrauchspriester zieht Revision zurück

Blick auf den Kölner Dom.
Rudolf Gehrig

Der 70-jährige Priester Hans U. aus dem Erzbistum Köln hat seine Revision gegen seine Verurteilung im Februar zurückgezogen. Sein Verteidiger sagte dem Kölner Stadt-Anzeiger, U. sei zu der Einschätzung gekommen, dass das Urteil "nach allem, was geschehen ist, akzeptabel ist".

Das Landgericht Köln hatte den Priester, der bis 2019 noch in der Seelsorge wirkte, zu zwölf Jahren Haft für 110 Fälle von sexuellem Missbrauch, darunter Minderjähriger, verurteilt.

Die Zeitung "Express" berichtete im Februar, der zuständige Richter habe bei seiner Urteilsbegründung "das Martyrium der einzelnen Mädchen" geschildert. "'Wie konnte das über 40 Jahre geschehen, ohne, dass Ihnen das Handwerk gelegt wurde?', fragte der Vorsitzende Richter. Man habe gesehen, dass der Angeklagte ein Meister der Manipulation sei."

"Die Vorwürfe gegen den Kirchenmann waren von Anfang an erschütternd", so die Zeitung weiter. "Unter anderem sagten am 10. Dezember 2021 die beiden Pflegekinder des Angeklagten aus und belasteten ihn auf das Schwerste. So gab die Pflegetochter im Zeugenstand unter anderem an, dass sie zweimal von Hans U. schwanger geworden sei. U. hatte die heute 55-Jährige sowie den zwei Jahre älteren Pflegesohn Ende der 1970er-Jahre aus einem Bonner Kinderheim zu sich geholt."

Inwiefern Verantwortungsträger im Erzbistum Köln zur Rechenschaft gezogen werden, weil sie U. jahrzehntelang im Dienst beließen, wird noch zu klären sein. "Die Staatsanwaltschaft Köln prüft nach eigenen Angaben, ob hinreichende Verdachtsmomente zur Einleitung von Ermittlungen vorliegen", so der Kölner Stadt-Anzeiger. "Das inzwischen schriftlich vorliegende Urteil gilt hierfür als entscheidende Grundlage."

Schon 2010 hatten zwei Nichten den Priester angezeigt, aber dann nicht weiter ausgesagt, weshalb das Verfahren eingestellt wurde. Der Priester war damals weiterhin "ohne Auflagen, Kontrollen oder Informationen an seine direkten Vorgesetzten" als Seelsorger tätig, so die Zeitung.

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