München - Freitag, 3. Februar 2017, 10:42 Uhr.
Welche Interpretation von Amoris Laetitia ist denn nun die richtige? Um diese Frage kreisen, zehn Monate nach seiner Veröffentlichung, weiter die Debatten über die Exhortation und ihre richtige Umsetzung. Statt Klarheit zu schaffen, haben auch diese Woche wieder unterschiedliche Interpretationen die Diskussionen angeheizt. Wobei "Diskussionen" längst zu kurz greift als Beschreibung dessen, was mittlerweile einer Klärung bedarf.
Groß und vielfältig ist die Zahl der Beiträge und Leitlinien zum Thema; unterschiedlich bis widersprüchlich sind die Ansprüche und Interpretationen der nachsynodalen Exhortation über die "Freude der Liebe".
Weiterhin keine Klarheit
Mit ihren, diese Woche veröffentlichten, theologisch differenzierten Leitlinien (sowie einer Zahl begleitender Kommunikationen) hat der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz zumindest innerhalb "seiner" Bistümer scheinbar Klarheit geschaffen, und dafür Applaus aus den eigenen Reihen bekommen.
Aber herrscht nun wirklich Klarheit? Wissen Laien und Priester, woran sie wirklich sind?
Just am gleichen Tag erschien ein Interview mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller, in dem der Präfekt der Glaubenskongregation - selber ehemaliger Bischof Regensburgs - eine in wesentlichen Punkten andere Auslegung liefert.
Nun sind zudem die Leitlinien des Schweizer Bischofs Vitus Huonder erschienen, der wiederum anders argumentiert - eher in Richtung der Interpretation des Bischofs des Ordinariats "Kathedra Petri" in den USA, Steven Lopes.
Welche Auslegung ist die richtige? Die jeweils geographische?
Darüber hinaus stellen sich auch andere Fragen weiterhin. Etwa wie Priester eines international aktiven Ordens nun vor Ort mit Menschen in "irregulären Situationen" umgehen. Je nach Leitlinien der Diözese, in der sie gerade geographisch sind? Nach Vorgabe der Glaubenskongregation? Man denke nur an das typische Beispiel eines polnischen Aushilfspriesters in einer deutschen Diözese; von den Betroffenen in solchen Situationen ganz zu schweigen.
Was eigentlich auf dem Spiel steht
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So verwirrend das alles auf den ersten Blick schon sein mag: Hier wird noch viel mehr verhandelt als unterschiedliche Lösungen eines bis dato klar geregelten (wenn auch oft vor Ort möglicherweise schlecht oder falsch implementierten) Umgangs mit den Sakramenten.
Schon gar nicht geht es nur um unterschiedliche, aber "irgendwie" vielleicht alle legitime Argumentationen. Letztlich, warnen kluge Köpfe - erwähnt seien, pars pro toto, der Theologe Helmut Hoping und der Philosoph Robert Spaemann - stehen das Verständnis der Lehre, des Magisteriums und die Sakramententheologie der katholischen Kirche auf dem Spiel.
So ähnlich argumentieren auch die International Confraternities of Catholic Clergy, ein Zusammenschluss von über 1.000 Priestern aus den USA, Irland, Australien und anderen Ländern, die ebenfalls diese Woche eine Stellungnahme veröffentlichten. Darin bitten die Priester den Papst um die Lösung der Knoten von Amoris Laetitia, gerade um Menschen pastoral richtig begleiten zu können. Die Beantwortung der Dubia sei dringend nötig, zitiert der Catholic Herald die Geistlichen, "um den Missbrauch der Apostolischen Exhortation zu korrigieren, der die heilige Tradition untergräbt"; (Statement im englischen Original).
Egal ob (und wie) man welcher Interpretation persönlich zustimmen mag: Eines war von vornherein klar, ist heute klar, und wird es weiter bleiben. Die Kirche und ihre Gläubigen brauchen Klarheit über die "Freude der Liebe".
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