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Die Kirche in Deutschland: Auf dem Weg zur wohltätigen NGO?

Wegekreuz im Schwarzwald

Deutsche Bischöfe sehen einen "Keim der Spaltung" und befürchten einen "drohenden Bruch mit der Universalkirche" bei den bisher in dieser Serie behandelten Themen. Vom 3. bis 5. Februar tagt in Frankfurt die dritte Versammlung. Der Synodale Weg rüttelt im bisherigen Verlauf an den Fundamenten des katholischen Glaubens. Die vom 2. Vatikanischen Konzil hervorgehobenen Grundlagen der katholischen Identität werden relativiert. Wie sieht es mit der Bereitschaft aus, das päpstliche Lehramt zu achten?

LINK-TIPP: Deutsche Bischöfe: Kehrtwende beim "Synodalen Weg"

Am 15. März 2021 hat die römische Glaubenskongregation ein Machtwort gesprochen – und klargestellt, dass eine Segnung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen nicht möglich ist. Die Kirche verfüge "weder über die Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen, noch kann sie über diese Vollmacht verfügen", so das Schreiben aus dem Haus des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, das zugleich Papst Franziskus gutgeheißen hatte.
 
Wie ging die katholische Kirche in Deutschland mit dieser lehramtlichen Entscheidung um? Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, reagierte mit einer Presseerklärung, in der es hieß: "Der Synodale Weg, den die Deutsche Bischofskonferenz mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken auf den Weg gebracht hat, ist deshalb bestrebt, gerade das Thema gelingender Beziehungen in einer umfassenden Weise zu diskutieren, die auch die Notwendigkeit und die Grenzen kirchlicher Lehrentwicklung bedenkt. Die von der Glaubenskongregation heute vorgebrachten Gesichtspunkte müssen und werden selbstverständlich in diese Gespräche Eingang finden."
 
Erzbischof von Denver, Samuel J. Aquila, hat diese Reaktion erstaunt. Warum? Er sieht darin eine völlig unangemessene Antwort. Denn nach Lehre der Kirche hat Gott das Glaubensgut längst geoffenbart und die Apostel beauftragt, dass es "für alle Zeiten unversehrt erhalten bleibt und allen Geschlechtern weitergegeben wird".
 
Dies hat das 2. Vatikanische Konzil als oberstes Lehramt der Kirche festgehalten (DV 7). Die Erwartung des US-Erzbischofs: "Das Glaubensgut wird vom Lehramt treu und endgültig interpretiert", schrieb Erzbischof Samuel J. Aquila. Er reagierte enttäuscht darauf, dass er "die Rolle des Lehramtes der Kirche als eine Rolle der Dialogmoderation vorstellt." Die gemeinsame Antwort von Glaubenskongregation und Papst als eine gleichberechtigte Meinung von vielen beim Synodalen Weg? 
 
Sein Eindruck: "Die Entscheidung der Glaubenskongregation, die Ausdruck des ordentlichen päpstlichen Lehramtes ist, fügt somit nur ‚Geschichtspunkte‘ hinzu, die in die Erwägung der Versammlung eingehen werden."
 
Der US-Bischof geht über eine solche Reaktion nicht achselzuckend hinweg, sondern weist hin auf die "Verantwortung der Bischöfe in Gemeinschaft mit dem Papst, allein autoritativ zu lehren". Er begründet das mit der Haltung des Apostels Paulus, wonach Bischöfe nur das lehren dürfen, was sie auch empfangen haben (vgl. 1 Kor 15,3). "Wie ihr Herr müssen sie sagen können: Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat" (Joh 7,16)."
 

"Radikaler Relativismus"

 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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In Deutschland ist diese Reaktion gar nicht aufgefallen, zumindest nicht skandalisiert worden. Im Gegenteil: Der US-Bischof entdeckt in dem Grundtext des synodalen Themenbereiches "Macht" ein noch "beunruhigenderes Bekenntnis zu einem expliziten, radikalen Relativismus der Lehre".
 
Der Grundtext behauptet, es gebe "nicht die eine Zentralperspektive, nicht die eine Wahrheit der religiösen, sittlichen und politischen Weltbewährung und nicht die eine Denkform, die den Anspruch auf Letztautorität erheben kann. Auch in der Kirche können legitime Anschauungen und Lebensentwürfe sogar bei Kernüberzeugungen miteinander konkurrieren. Ja, sie können sogar zugleich den jeweils theologisch gerechtfertigten Anspruch auf Wahrheit, Richtigkeit, Verständlichkeit und Redlichkeit erheben und trotzdem in der Aussage oder in der Sprache widersprüchlich zueinander sein." Der Erzbischof aus Denver empfindet dieses Bekenntnis zum Un-Glauben als "bemerkenswert" und "absurd". 
 
"Trotz Lippenbekenntnissen zur Autorität der Schrift und der Tradition ist es offensichtlich, dass der Interpretationsansatz der Synodalversammlung formbar genug ist, um ihnen jeden wirklich entscheidenden Inhalt zu nehmen." Erzbischof Samuel J. Aquila weist dann auf einen Widerspruch hin, hier kurz sinngemäß zusammengefasst wird: Einerseits behauptet der Synodale Weg, es lasse sich nichts verbindlich über die göttliche Offenbarung aussagen, andererseits könne aber der Synodale Weg verbindliche Entscheidungen für die Kirche zu treffen. "Am Ende lässt uns die Synodenversammlung fragen: Hat Gott zu seinem Volk gesprochen oder hat er es nicht getan?" 
 

Verständnis göttlicher Offenbarung

 
Für den US-Bischof gibt es keinerlei Anlass zum Zweifel: "Gott hat wirklich zu seinem Volk gesprochen." Durch den Mensch gewordenen Gottessohn. "Diese Offenbarung wurde zuverlässig – unversehrt (Dei Verbum Nr. 7, 9) – in Schrift und Tradition weitergegeben. Gott hat für diese glaubwürdige Bewahrung des Evangeliums gesorgt", so die Antwort des katholischen Erzbischofs aus Denver.
 
Hier spricht Erzbischof Samuel J. Aquila einen zentralen Punkt an: Das Zweite Vatikanische Konzil hält unmissverständlich daran fest, dass die Weitergabe der göttlichen Offenbarung durch die Sukzession der Bischöfe von den Aposteln her gewährleistet ist. Von der Synodalversammlung werde aber die treue Weitergabe als Zweck des päpstlichen Lehramtes in Frage gestellt.
 
Der US-Bischof erinnert deshalb an eine Ansprache von Papst Franziskus kurz nach seiner Wahl am 14. März 2013: "Wir können vieles aufbauen, aber wenn wir nicht Jesus Christus bekennen, geht die Sache nicht. Wir werden eine wohltätige NGO, aber nicht die Kirche, die Braut Christi. – Wenn wir ohne das Kreuz gehen, wenn wir ohne das Kreuz aufbauen und Christus ohne Kreuz bekennen, sind wir nicht Jünger des Herrn: Wir sind weltlich, wir sind Bischöfe, Priester, Kardinäle, Päpste, aber nicht Jünger des Herrn."
 

Betroffenheitsrhetorik ist keine Theologie

 
Um das Verhältnis der Kirche in Deutschland zum Lehramt der Kirche geht es – zumindest im Ergebnis – auch beim dritten Themenbereich der Synodalen Weges. Er steht unter der Überschrift "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche". Zu Beginn des Grundtextes heißt es: "Geschlechtergerechtigkeit als Grundlage aller künftigen Handlungsweisen in der Römisch-katholischen Kirche einzufordern, ist der Leitgedanke der folgenden Ausführungen." 
 
Betroffenheitsrhetorik ist gegenwärtig ein beliebtes Stilmittel, um Emotionalität auszulösen und Unterstützung zu aktivieren. Sie wird auch an einigen Stellen des Grundtextes spürbar. So heißt es dort zum Beispiel: "Dem eigenen Empfinden nach von der amtlichen Christusrepräsentation ausgeschlossen zu sein, betrachten gegenwärtig viele Frauen als skandalös."
 
Ein völliges Gleichheitsapostulat steht gegenwärtig hinter vielen kontroversen Debatten. Und da niemand gerne andere Leute ausschließen will, wird diesem soziologischen Argument gerne zugestimmt. Mit Theologie hat dies nichts zu tun.
 

"Ort des Grauens"

 
Dorothea Schmidt, Teilnehmerin des Synodalen Weges und Autorin des Buches "Pippi-Langstrumpf-Kirche. Meine Erfahrungen auf dem Synodalen Weg", erklärte: "Gleiche Rechte, gleiche Würde. – Würde hat Gott in jeden Menschen schon längst eingeschrieben. Die kommt und geht nicht mit Ämtern, Aufgaben und sonst etwas. Sie ist da! Ich hätte als Professor nicht mehr Würde als eine Putzfrau. Kann natürlich sein, dass die Putzfrau ihre Aufgabe würdevoller verrichtet. Aber die synodale Mehrheit koppelt Würde an eine (selbst definierte) Gleichberechtigung und lässt sich davon auch nicht abbringen: So, als müssten wir Würde erst machen."
 
Auch ein schlechtes Gewissen bereitet den Nährboden für Veränderungen. Wie lässt sich mit Argumenten widerlegen, wenn im Grundtext von einem "Gefahrenpotential in Lehre und System der Römisch-katholischen Kirche" gesprochen wird? "Missbrauch geschieht in spezifischen Macht- und Geschlechterkonstellationen", heißt es dort.
 
"In Seelsorgebeziehungen besteht ein komplexes Macht- und Abhängigkeitsverhältnis, Mädchen und Frauen begegnen vorwiegend männlichen Seelsorgern… der Beichtstuhl wurde für nicht wenige Mädchen und Frauen zum Ort des Grauens". Für Missbrauchsopfer könne allein die Teilnahme an der liturgischen Feier "erneut traumatisierend" wirken. Es kann solche Fälle geben. Muss deshalb die 2000 Jahre alte Lehre der katholischen Kirche umgeworfen werden? Darf die Empathie mit den Opfern als Werkzeug gegen die kirchlichen Lehraussagen angewandt werden?
 

Eine endgültige Entscheidung

 
Die Frage der Priesterweihe für Frauen beschäftigt die katholische Kirche schon länger – obwohl bei einer 2000-jährigen Geschichte 50 oder gar 100 Jahre nicht unbedingt einen langen Zeitraum bilden. Bereits Edith Stein befasste sich mit dieser Frage, wobei von Befürworterinnen des Frauenpriestertums ein verkürztes Zitat der Heiligen kursiert, das angeblich ihre Zustimmung beweist. 
Eher trifft das Gegenteil zu: Zum Weiheamt für Frauen – hauptsächlich hinsichtlich einer Diakonenweihe – äußert sie sich vorsichtig: "Dogmatisch scheint mir nichts im Wege zu stehen…" An dieser Stelle wird dann das Zitat abgebrochen. Anschließend sagt die zitierte Heilige: "Dagegen spricht die gesamte Tradition von den Urzeiten bis heute, für mein Gefühl aber noch mehr als dies die geheimnisvolle Tatsache, die ich schon früher betonte: dass Christus als Menschensohn … ein Mann war – das scheint mir darauf hinzuweisen, dass er zu seinen amtlichen Stellvertretern auf Erden nur Männer einsetzen wollte. Wie er aber einer Frau sich so nahe verbunden hat wie keinem andern Wesen auf Erden…" 
 
Als Anfang der 1970er Jahre mit anglikanischen Bischöfen erstmals Kirchen mit sakramentalem Amtsverständnis sich dazu berechtigt hielten, von einer fast 2000-jährigen Tradition abzuweichen, Frauen zum Diakonat zu weihen und auch die Weihe zum Presbyterat in Erwägung zogen und damit den ökumenischen Konsens mit der katholischen ebenso wie mit den orthodoxen Kirchen aufkündigten, reagierte sofort das römische Lehramt. Papst Pauls VI. schrieb einen Brief an den Erzbischof von Canterbury. Im Jahr 1976 folgte das Schreiben der Glaubenskongregation "Inter insigniores".
 
Darauf folgte das Apostolischen Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" vom 22. Mai 1994. Darin erklärt Papst Johannes Paul II. unter Berufung auf "Inter insigniores" und die gesamte Lehrtradition der Kirche sowie auf die eigene Autorität, "dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben." 
 

Maria ist bedeutender als Bischöfe

 
Nun wissen wir durch mehrere Beispiele, dass wichtige – auch geweihte –  Katholiken in Deutschland einen Spruch des obersten Lehramtes eher als eine Meinung unter vielen betrachten – und mit ihr nicht wie mit einer Anweisung aus der obersten Konzernleitung umgehen. Sie geben so unabsichtlich Zeugnis davon, wie harmlos und wenig angsteinflößend oder schrecklich das häufig gescholtene "Regiment" der römischen Kirche in Wirklichkeit empfunden wird.
 
Das Reform-Manifest des "Arbeitskreises christliche Anthropologie" wirft mit wenigen Worten die Argumentation der Romkritiker über den Haufen: "Dem Beispiel Jesu folgend, muss das Charisma von Frauen in der Kirche noch tiefer erkannt werden. Es ist aber abwegig, die Zuweisung des priesterlichen Dienstamtes an Männer als Diskriminierung von Frauen zu deuten. Frauen dürfen in der Kirche nicht Menschen zweiter Klasse sein. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Frauen auf allen Ebenen in der Kirche die gleichen Rechte und Pflichten wie Männer haben und selbstverständlich auch an leitender Stelle handeln können. Der Synodale Weg setzte sich dafür ein, – leider setzt er sich jedoch auch über eine altkirchliche, durch Konzilien gedeckte und von allen Päpsten der Neuzeit mitgetragene bindende Lehraussage aus Ordinatio sacerdotalis hinweg, "die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft", dass nämlich "die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben." Diese finale Lehräußerung ist keine Diskriminierung von Frauen. Dass der Priester, der Christus symbolisch repräsentiert, Mann sein muss, ist stimmig. Frauen sind auf eigene Weise Abbild Gottes." 
 
Dazu sagte Papst Franziskus: "Tatsächlich ist eine Frau, Maria, bedeutender als die Bischöfe." Dass er die Praxis der Frauenordination für schismatisch hält, hat Papst Franziskus deutlich gemacht. Seine Aussage bezog sich auf die Altkatholiken, die den Entscheidungen des I. Vatikanums nicht gefolgt seien. Das führte ins Schisma, denn, so der Papst: "Heute ordinieren sie Frauen." 
 

Geschlecht und Gerechtigkeit

 
Die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz argumentiert mit John Henry Newman: "Solange die apostolische Kirche, die auf Petrus gegründet wurde, als Stiftung des Herrn geglaubt wird, gibt sie den Ausschlag. Das entbindet nicht von einer inhaltlichen Vertiefung und Plausibilisierung der päpstlichen Entscheidungen. Aber doch entbindet es von einem Wiederholen immer derselben Argumente, die schon mehrfach begründet abgewiesen wurden." Beim Thema Geschlechtergerechtigkeit orientiert sich der Grundtext lieber an "Sozialwissenschaften, Kulturwissenschaften und Humanwissenschaften" als am Glaubenserbe der Kirche. 
 
Zum Thema Gendergerechtigkeit: Noch vor gut fünf Jahren hatten die deutschen Bischöfe Kardinal Reinhard Marx, Heiner Koch und Franz-Josef Bode während der Bischofssynode in Rom zum Thema "Familie" erklärt: "Alle Theorien, die das Geschlecht des Menschen als nachträgliches Konstrukt ansehen und seine willkürliche Auswechselbarkeit gesellschaftlich durchsetzen wollen, sind als Ideologien abzulehnen." Jetzt heißt es im Beschlussentwurf des Synodalen Weges: "Gegen die Vorstellung, Geschlecht sei etwas, das man "hat" oder "ist", stehen Erkenntnisse der (empirischen wie historischen) Genderforschung: Geschlecht ist keine vorsoziale und unveränderliche oder gar gottgegebene Tatsache." – Falls dem Antrag zugestimmt wird, wonach es nach bisheriger Tendenz aussieht: Wenn das keine Wende um 180 Grad bedeutet?
 
Die vielfach mit Ehrungen ausgezeichnete Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz zieht angesichts der gegenwärtigen Entwicklung eine nüchterne Bilanz: "Der Abfall vom christlichen Ethos wird groß und größer; das Evangelium verdämmert zu einer fernen Sage; das Gewissen wird zum einzigen permissiven Lehramt."
 

Leitende "Lai*innen" in Amazonien?

 
Im Themenbereich "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" geht es um "Leitung (von) Pfarreien und Gemeinden". Der Beschlusstext schlägt vor:
– dass pastorale Koordinator*innen oder Mitarbeiter*innen den Pfarrer in pastoralen und administrativen Leitungsaufgaben unterstützen und dabei mit dem Pastoralteam sowie den gewählten Gremien eng zusammenarbeiten;
– Einsatz der hauptamtlichen Pastoralteams, in denen pastorale Mitarbeiter*innen an den Leitungsaufgaben des Pfarrers beteiligt sind;
– Einsatz von Verwaltungsleiter*innen in Pfarreien oder größeren pastoralen Räumen;
– Etablierung von Leitungsmodellen mit Diakonen und Lai*innen, die "an der Ausübung der Hirtensorge beteiligt" werden.
 
Der Entwurf weist darauf hin: "In Amazonien leiten Frauen – Laien wie Ordensfrauen – ganze Kirchengemeinden." Das ist nicht richtig formuliert. Die seit dem 20. Juli 2020 gültige Instruktion der Kongregation für den Klerus enthält mit päpstlicher Zustimmung Regelungen zur Beteiligung von Laien in der Pfarrei. Ausdrücklich wird der Pfarrer als der "eigene Hirte der ihm übertragenen Pfarrei" bezeichnet; Beschneidungen seiner Rechte durch Gremien sind nicht vorgesehen. Seine Ernennung gilt unbegrenzt. 
 
Der Pfarrer soll der Pfarrei dienen, nicht umgekehrt. Die Mitarbeit von Laien, "denen der Weltcharakter in besonderer Weise eigen ist", wird ausdrücklich erwähnt. "Es ist notwendig, dass heute alle Laien einen großzügigen Einsatz für den Dienst an der missionarischen Sendung leisten vor allem durch das Zeugnis des täglichen Lebens … und besonders durch die Übernahme ihnen entsprechender Verpflichtungen im Dienst an der Pfarrgemeinde."
 
Nur wenn es wegen Priestermangels nicht anders möglich ist, kann der Bischof auch auf andere Weise für den Hirtendienst in einer Gemeinde Sorge tragen und einen Diakon, einen Gottgeweihten oder einen Laien oder auch eine Gemeinschaft von Personen (Orden) "an der Ausübung der Hirtensorge einer Pfarrei beteiligen". Diese "Mitarbeitenden" werden durch einen Priester, der "Moderator der Hirtensorge" ist, koordiniert und geleitet. Jeder Mitarbeitende kann nur die Aufgaben übernehmen, zu denen er durch seinen Stand berechtigt ist. Titel, die zu einer Verwechslung oder Gleichstellung mit einem Pfarrer führen können, sind nicht erlaubt. 
 

Eine nahezu zwingende Regelung

 
Der Bischof kann den Diakonen, Ordensleuten oder Laien unter der Leitung und der Verantwortung des Pfarrers einige Dienste in amtlicher Weise übertragen. Dann dürfen auch Laien Wortgottesdienste an Sonn- und Feiertagen halten, Taufen und Beerdigungen durchführen sowie bei der Eheschließung assistieren. Voraussetzung ist, dass Priester und Diakone fehlen.
 
Die Instruktion der Klerus-Kongregation enthält eine wichtige Neuerung. Während es bisher eine freiwillige Option war, einen Pastoralrat in einer Pfarrei einzurichten, gilt dafür jetzt eine nahezu zwingende Regelung. "Die Hauptaufgabe des pfarrlichen Pastoralrates besteht darin, in Übereinstimmung mit den Vorgaben der Diözese praktische Lösungen für die pastoralen und karitativen Initiativen der Pfarrei zu suchen und zu beurteilen. Der Pastoralrat hat nur beratendes Stimmrecht. Der Pfarrer muss seine Vorschläge wohlwollend im Hinblick auf ihre Umsetzung prüfen. Er soll außerdem aufmerksam die Anregungen des Pastoralrates bedenken, vor allem wenn sie einvernehmlich nach gemeinsamer Beratung dargelegt worden sind.  Damit der Dienst des Pastoralrates wirksam und fruchtbar ist, gilt es zwei Extreme zu vermeiden: zum einen dass der Pfarrer sich darauf beschränkt, dem Pastoralrat bereits getroffene Entscheidungen vorzulegen, vorausgehend nicht in geschuldeter Weise informiert oder den Rat nur pro forma zusammenruft; andererseits dass der Pfarrer nur Mitglied des Rates und seiner Rolle als Hirte und Leiter der Gemeinde beraubt ist."
 
Weiterführende Informationen:

 

Bisher in der Serie von Martin Grünewald veröffentlicht:

Die Fortsetzung lesen Sie morgen ab 14 Uhr bei CNA Deutsch

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.  

 

 

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